Eigentlich war die Idee der Redaktion, die zentrale Schulpsychologin für Grund- und Mittelschulen der Staatlichen Schulberatungsstelle der Oberpfalz zu dem Fall zu befragen. Die Rückmeldung: "Der Behördenleiter hat ein Interviewverbot verhängt."
Keineswegs zweite Wahl ist der nächste Ansprechpartner Dr. Franz Rechl. "Es gibt natürlich immer zwei Seiten", schickt der Weidener Nervenarzt voraus, "hier hat sich nur eine Seite geäußert." Natürlich könne er den konkreten Fall von außen nicht bewerten, sondern lediglich allgemein empfehlen, wie man sich in solchen Fällen verhalten sollte.
Lehrerin, Rektor, Schulamt, Regierung und Ministerium äußern sich zu den Vorwürfen inhaltlich nicht, verweisen auf die vier laufenden Dienstaufsichtsbeschwerden gegen den Rektor. "Es leuchtet mir in keinster Weise ein, dass man auf so schwere Vorwürfe nicht reagiert", hält Rechl die Begründung für eine Ausflucht. "Wenn nichts dran ist, muss ich als Lehrerin oder Rektor falsche Beschuldigungen zurückweisen."
Hilfloses Mauern
Er könne sich das nur mit dem unbeholfenen Versuch erklären, den Ruf der Schule zu schützen, indem man mauert. Sollten die Vorwürfe stimmen, stelle er bei Rektoren häufig fest, dass sie keine Konflikte austragen wollen. "Häufig ist man einfach auch zu bequem, vor allem wenn es dem Ende der Laufbahn zugeht." Dabei erweise man der Schule einen Bärendienst: "Ich habe Lehrer unter meinen Patienten, die leiden unter der Situation und den Vorgesetzten." Idealistische, hoch engagierte Leute, die man mit immer neuen Herausforderungen allein lasse: "Eltern, die ihrer Erziehungspflicht nicht nachkommen, Integration, Inklusion, alles werde der Schule aufgebürdet, und wenn es dann Konflikte gibt, lässt man gerade die guten Lehrer im Regen stehen."
Die Vorwürfe:
Nach der kohärenten Darstellung von acht Elternpaaren oder -teilen herrscht in der Klasse der kritisierten Lehrkraft ein Klima der Angst und Einschüchterung. Erstklässler würden als "zu dumm" bezeichnet, um selbst die erste Klasse zu schaffen. Bastelarbeiten seien als "Scheiße" bezeichnet worden, die Lehrerin brülle über weite Strecken des Unterrichts, es habe eine Strafbank vor der Tafel und eine vorm Klassenzimmer gegeben. Würden Eltern bei der Lehrerin nachfragen, bestreite sie alle Vorwürfe, tyrannisiere anschließend die Kinder dieser Eltern, betone, dass alles, was in der Schule geschehe, in der Schule zu bleiben habe. Eltern, die beim Rektor oder dem Schulamt nachhakten, seien abgewimmelt, in einem Fall mit Gesundheits- und Jugendamt drangsaliert worden. "Sollten sich diese Vorwürfe als wahr erweisen, ist das kein Mobbing", sagt Rechl, "sondern ein strafrechtlich relevantes Verhalten." Wer so agiere, habe an einer Schule nichts verloren: "Wenn das stimmt, sollte man die Lehrkraft schleunigst in einem Amt unterbringen, sie wäre völlig überfordert, als Pädagogin ungeeignet und würde sich auch selbst krank machen."
Reaktion von Rektor und Schulamt:
"Es liegt offenbar ein völliges Kommunikationsversagen vor", kritisiert Rechl. "Solche Vorwürfe müssen in aller Offenheit geklärt werden."
Das Verhalten der Eltern:
"Natürlich müssen Eltern ihren Kindern erst einmal glauben, das ist Grundvoraussetzung für die Entwicklung des lebensnotwendigen Urvertrauens." Und dann mache man, was jeder mit gesundem Menschenverstand immer getan hätte: "Den Schilderungen nachgehen, mit allen Betroffenen reden, was in diesem Fall offenbar versucht wurde."
Neue Dienstaufsichtsbeschwerden gegen Lehrer
Die Aufklärung der Vorwürfe gegen den Rektor ist am Laufen. Am heutigen Freitag findet ein Gespräch von Vertretern der Regierung mit den betroffenen Eltern statt. Gleichzeitig hat die Familie Kehrer zwei neue Dienstaufsichtsbeschwerden gegen die Konrektorin und eine weitere Lehrkraft eingereicht (liegt der Redaktion vor): „Wir sind überzeugt, dass für einen Wandel der Kultur an der Schule nicht nur beim Rektor angesetzt werden darf, sondern auch deutliche Signale beim Lehrpersonal ankommen müssen.“
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