Weiden in der Oberpfalz
02.07.2019 - 18:47 Uhr

Dornrose fürchtet Spenden-Rückgang

Wegen der Affäre um den Verein Karolina machen sich auch Vereine Sorgen, die seriöse Arbeit gegen häusliche Gewalt leisten. Wenn Spender wegen der Ungereimtheiten zurückhaltender werden, könnte das schlimme Folgen haben.

Ein Plakat der Aktion "Armutszeugnis" des Vereins Karolina. Inzwischen gibt es Zweifel an der Arbeit des Vereins Bild: gsb
Ein Plakat der Aktion "Armutszeugnis" des Vereins Karolina. Inzwischen gibt es Zweifel an der Arbeit des Vereins

Mit Bedauern hat der Verein Dornrose, Fachberatungsstelle bei sexualisierter Gewalt, auf die Vorgänge rund um Karolina e.V. reagiert. Karolina geriet vor einigen Wochen in die Schlagzeilen, nach dem die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen den selbst ernannten "Verein zur Unterstützung misshandelter Kinder in Deutschland" aufgenommen hat. Wie berichtet, hat der Verein mit verschiedenen Fällen für seine angebliche Arbeit geworben, die nicht belegt sind.

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So geben die Karolina-Verantwortlichen an, sich bei einem Vorfall engagiert zu haben, bei dem ein Vater in der Region Cham seinen Sohn auf besonders bestialische Art getötet haben soll. Allerdings wissen die Behörden nichts von dieser Tat. Dazu kommen weitere Widersprüche und Ungereimtheiten in den Erklärungen des Vereins, z.B. über den Verbleib von Spendengeldern. Elisabeth Scherb, Sozialpädagogin bei Dornrose, distanziert sich von der Praxis, "durch die plakative Darstellung und Instrumentalisierung von Extremsituationen gewaltbetroffener Kinder", die Spendenbereitschaft der Menschen anzusprechen. "Dies ist unprofessionell und ethisch nicht vertretbar."

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Inzwischen fordern aufgrund der medialen Berichterstattungen Spenderinnen ihr Geld von Karolina e.V. zurück. Viele seriöse Helfer fürchten nun, dass allgemein die Spendenbereitschaft sinkt, weil Menschen verunsichert sind, was mit ihren Geldern passiert. "Das könnten wir sehr gut nachvollziehen und schauen betroffen auf die aktuellen Veröffentlichungen zu den Vorfällen", sagt die Dornrose-Psychologin Ilkay Gebhardt dazu. "Durch solche Verunsicherungen wird Skepsis geschaffen oder verstärkt, Geld für einen guten Zweck zur Verfügung zu stellen." Für Fachstellen wie Dornrose würde sich ein Rückgang der Spendenbereitschaft sehr negativ auswirken. Die Arbeit ist zu großen Teilen von Spenden abhängig.

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Daher der Appell von Sophia Zeitler, Sozialpädagogin bei Dornrose e.V.: "Wenn Sie spenden wollen, dann lassen Sie sich nicht entmutigen und wenden Sie sich an etablierte Fachstellen, die seit Jahren mit Menschen in Notsituationen arbeiten. Dort leisten Fachkräfte mit spezialisierten Zusatzqualifikationen Unterstützung und Begleitung auf einem hohen professionellen Niveau." Die Fachberatungsstelle Dornose unterstützt seit 25 Jahren Frauen, Jugendliche und Kinder, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind. Mit ihrer Präventionsarbeit erreichen die Dornrose-Mitarbeiter Hunderte Menschen.

 
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