Vergangenes Jahr hat es in Bayern 178 dokumentierte antisemitische Vorfälle gegeben. Neben einer schweren Körperverletzung registrierte die Meldestelle für Antisemitismus in Bayern (RIAS Bayern) auch solche Vorfälle, die durch das Raster der Strafbehörden fallen. Bayernweit kam es nahezu jeden zweiten Tag zu einem dokumentierten antisemitischen Vorfall, teilte die Stelle am Donnerstag in München mit.
Für den Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, zeigt der RIAS-Bericht "wie häufig Juden im Alltag mit Antisemitismus konfrontiert sind. Die Übergriffe verletzen und belasten uns. Sie hinterlassen den Eindruck, dass wir nicht dazugehören und nicht erwünscht sind". RIAS-Bayern-Leiterin Annette Seidel-Arpacı warnt davor, dass wegen der Coronakrise der Antisemitismus, insbesondere durch die vermehrte Verbreitung von Verschwörungserzählungen im Internet, noch wirkmächtiger werden könnte.
In der Oberpfalz gab es im Jahr 2019 vier Vorfälle. Mit 108 gab es in München die höchste Zahl der registrierten antisemitischen Vorfälle. In Oberbayern waren es 16, in Mittelfranken 15, Oberfranken und Niederbayern jeweils 10, Schwaben 9 und Unterfranken 6 registrierte antisemitische Vorfälle im Jahr 2019. Aus Gründen des Vertrauens- und Betroffenenschutzes geht RIAS Bayern in seinem Bericht nicht näher auf die antisemitisch motivierte schwere Körperverletzung ein. Die Stelle betont aber, dass der Fall zeige, "dass Antisemitismus auch in Bayern eine lebensbedrohliche Gefahr darstellen kann". RIAS listet darüber hinaus 9 Angriffe, 11 Sachbeschädigungen, 8 Bedrohungen, 28 Massenzuschriften und 121 Fälle in der Kategorie verletzendes Verhalten auf. In letztere fielen etwa 14 Versammlungen, 35 Fälle im Rahmen einer Auseinandersetzung von Angesicht zu Angesicht und 33 Fälle von öffentlich präsentierten antisemitischen Botschaften.
RIAS Bayern ist beim bayerischen Jugendring angesiedelt und begann seine Arbeit vor einem Jahr. Die Stelle geht davon aus, dass die Zahlen nur eine kleinen Ausschnitt des alltäglichen Antisemitismus widerspiegeln. RIAS setzt darauf, dass mit steigender Bekanntheit in Zukunft mehr antisemitische Vorfälle gemeldet und bekanntwerden.
Schuster sieht in der Arbeit und Dokumentation von RIAS Bayern eine Ergänzung der polizeilichen Kriminalstatistik. Schließlich registriere RIAS Bayern auch judenfeindliche Vorfälle, die unterhalb der Strafbarkeitsschwelle liegen und liefere so Daten, um Antisemitismus gezielt bekämpfen zu können. "Die Dokumentation von RIAS zeigt uns, wo wir noch stärker mit unseren Projekten in der Antisemitismusprävention ansetzen müssen", sagte Sozialministerin Carolina Trautner .





















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