Na, gut geschlafen diese Nacht? "Nein", antworten da viele ältere Menschen – und halten das für ganz normal. Schließlich schläft man im Alter halt schlechter, oder? "Das ist ein weit verbreiteter Irrtum", sagt der Neurologe Professor Peter Young. Er ist Vorstandsvorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM).
Wie viel Schlaf ein Mensch braucht, ist individuell verschieden und genetisch festgelegt. Die einen brauchen fünf, andere zehn Stunden. "Dieser Bedarf verändert sich im Alter nicht zwangsläufig", betont Young.
Gut therapierbar
Eine mögliche Ursache für geringe Schlafqualität sind zum Beispiel Erkrankungen. "Wer häufig nachts aufstehen und Wasser lassen muss, empfindet nur selten seinen Schlaf als erholsam", sagt Hans-Christian Blum. Er ist leitender Arzt der Somnolab-Privatklinik für Schlafmedizin. Das verleitet Betroffene häufig dazu, ein Schlafmittel zu nehmen. "Damit ist aber die Ursache der Schlafstörung nicht aus der Welt", betont Young. Nach seinen Angaben gibt es 80 verschiedene Schlafstörungen, die alle gut therapierbar sind.
Gewohnheiten erforschen
Wer länger als vier Wochen schlecht schläft und sich morgens nicht erholt fühlt, sollte seinen Hausarzt aufsuchen. Er überweist den Patienten gegebenenfalls an einen Schlafmediziner. Um zu einer genauen Diagnose zu kommen, lässt der Arzt den Patienten von seinen Gewohnheiten erzählen. So können etwa psychosoziale Faktoren die Nachtruhe beeinträchtigen. "Vielen Älteren fehlt nach dem Eintritt in die Rentenphase eine Tagesstruktur", erklärt Roland Popp. Er ist Wissenschaftler am Universitären Schlafmedizinischen Zentrum des Bezirksklinikums Regensburg. Hinzu kommen geringere soziale und körperliche Aktivitäten. Das kann den Schlaf-Wach-Rhythmus beeinträchtigen. Zudem neigen viele Ältere dazu, sich weniger im Freien aufzuhalten. "Das Tageslicht ist aber einer der wichtigsten Faktoren, um den Tag-Nacht-Rhythmus zu erhalten", so Popp.
Wer sich weniger im Freien aufhält, kann eine Lichttherapie bei einem Facharzt in Erwägung ziehen. "Diejenigen, die nachts nicht ausreichend zur Ruhe kommen, sollten in jedem Fall den Mittagsschlaf weglassen", so Blum weiter. Hält jemand die Siesta für unverzichtbar, aus welchen Gründen auch immer, dann sollte sie nicht länger als etwa 20 bis 30 Minuten dauern.
Ein weiteres Problem: Viele ältere Menschen gehen tendenziell früh am Abend ins Bett, mitunter sogar gegen 20 Uhr. "Dann müssen sie sich aber auch nicht wundern, wenn sie morgens um drei oder vier Uhr wach werden und nicht mehr einschlafen können", erklärt Young. Denn zu dem Zeitpunkt sei das Schlafpensum oft schon erfüllt. In einem solchen Fall kann es helfen, wenn Ältere ihre Gewohnheiten ändern und später ins Bett gehen - "und zwar dann, wenn sie auch wirklich müde sind", sagt Blum.
Dunkles Schlafzimmer
Damit das Einschlafen gelingt, sollte das Schlafzimmer dunkel und die Umgebung ruhig sein. "Wer schnell durch Lärm etwa von der Straße oder durch andere akustische Reize wach wird, sollte nachts Ohrstöpsel tragen", rät Popp. Auch regelmäßige Zubettgeh- und Aufstehzeiten fördern einen gesunden Schlaf - selbst dann, wenn man nicht mehr jeden Tag zur Arbeit geht. Generell gilt aber: "Bitte etwas mehr Gelassenheit", sagt Blum. Es sei völlig normal, dass man mal besser und mal schlechter schläft. Immer schlecht zu schlafen, ist aber auch im Alter nicht normal. (dpa-mag)
Das richtige Bett fürs Alter
Erholsamer Schlaf ist auch im Alter möglich – und wichtig. Neben den Schlafgewohnheiten und der Gesundheit spielt dabei das Bett eine Rolle. Die Zeitschrift „Senioren Ratgeber“ (Ausgabe 1/2020) hat dazu die wichtigsten Tipps gesammelt. Ein Überblick:
Gestell: Für ältere Menschen muss ein Bett hoch genug sein – ansonsten kosten Aufstehen und Hinlegen zu viel Kraft. Wenn man auf der Bettkante sitzt, sollten die Vorderfüße den Boden leicht berühren, der Winkel der Knie sollte etwas größer als 90 Grad sein. Dafür braucht es nicht unbedingt ein neues Bett – oft lassen sich die Bettfüße austauschen oder Sockel nachrüsten.
Lattenrost: Füße hochlegen gegen Rückenschmerzen, den Oberkörper hochlegen bei Erkältungen: Das klappt am besten mit einem motorisch verstellbaren Lattenrost. Der lässt sich häufig einzeln nachkaufen, ohne das ganze Bett auszutauschen. Zusätzlicher Vorteil: Der Lakenwechsel ist damit deutlich einfacher.
Matratze: Sie sollte deutlich jünger sein als ihr Besitzer. Alle acht bis zehn Jahre lohnt sich ein Wechsel – bei schlechtem Geruch auch schon früher. Moderne Modelle bilden in der Regel keine Kuhlen mehr, regelmäßiges Wenden ist daher nicht nötig. Ein Schonbezug schützt die Schlafunterlage vor Nässe und Dreck.
Bettzeug: Kissen und Decke darf jeder nach seinen Vorlieben wählen. Schmale Kissen sind in der Regel aber besser für Nacken und Rücken als quadratische. Von Daunenkissen raten Experten den Angaben nach eher ab, weil die Stützkraft zu niedrig ist. Gänse- oder Entenfedern sind das bessere Füllmaterial. (dpa-mag)
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