Brauerei in Altenstadt/WN fällt Corona zum Opfer

Altenstadt an der Waldnaab
25.02.2021 - 19:51 Uhr
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Michael Eismann ist Brauer mit Leib und Seele. Ehefrau Veronika betreibt in Altenstadt/WN einen Friseursalon. Bis vor einem Jahr galt das als krisensichere Kombination. Jetzt macht Corona der Brauerei den Garaus.

Michael Eismann packt zusammen. Seine Brauerei in Altenstadt/WN scheitert an der Coronakrise.

Fast ein halbes Jahr konnte Veronika Eismann ihren Friseursalon in Altenstadt/WN in den vergangenen 12 Monaten nicht aufsperren. Damit bleiben weitgehend die Einnahmen aus. Wenn ab März wieder Kunden kommen dürfen, sind das wegen der Hygieneregeln weniger als vor der Pandemie, und das bedeutet weniger Umsatz.

Im Keller unter dem Frisierstüberl braut Ehemann Michael Eismann in einer der kleinsten kommerziellen Brauereien Bayerns Bier. Durch Corona ist dem Brauer die Hälfte des Umsatzes weggebrochen. Den hatte er bei Festen gemacht, die es seit Ausbruch der Pandemie nicht mehr gibt.

Die andere Hälfte des Umsatzes kommt aus dem Verkauf von Flaschenbier. Der läuft trotz der Einschränkungen durch Corona. Doch eine Steigerung des Ausstoßes oder gar die Chance, neue Absatzmärkte auf diesem Weg zu erschließen, hat Eismann nicht. Dazu sind seine Brauerei, seine Kapazitäten und seine Räume einfach zu klein. "Deshalb habe ich die – vorläufige – Entscheidung getroffen, die Brauerei auf Sparflamme zu stellen und nur noch sporadisch Bier zu verkaufen", sagt Michael Eismann. "Feste, sofern sie mal wieder stattfinden dürfen, werde ich gar nicht mehr bedienen."

Feste, sofern sie mal wieder stattfinden dürfen, werde ich gar nicht mehr bedienen.

Michael Eismann

Michael Eismann

Bierfest, Rathausfest, Kindergartenfest, Schulfest, Pfarrfest, Firmenfeiern, diverse Zoiglabende im Umkreis von etwa 30 Kilometern, Vereinsfeste, Geburtstage, Polterabende und so manche fröhliche Veranstaltung mehr wird es hoffentlich irgendwann wieder geben. Aber niemand wird mehr auf die Frage "was hast du für ein Bier?" das fröhliche "vom Eismann" hören. "Ausnahme könnte eventuell das Bierfest in Altenstadt sein", lässt der Brauer den Liebhabern seines Gerstensafts einen Hauch von Hoffnung. "Das muss ich dann entscheiden, wenn es soweit ist."

15 Jahre betrieb Michael Eismann mit viel Enthusiasmus seine Brauerei. „Es ist schon sehr schade“, meint er leise, um laut nachzulegen: „Im Prinzip ist das Sch... Aber noch so ein Jahr wie 2020 hätte ich finanziell nicht überstanden.“ Eismann packte Mitte Februar die Gelegenheit beim Schopf und wechselte von der Selbständigkeit wieder in den Beruf, den er bis dahin auch schon ausübte. Allerdings nicht mehr wie damals an den Flughafen München, sondern zu Ziegler Erden in Stein im Landkreis Tirschenreuth. Er ist froh, nicht nur irgendeinen Arbeitsplatz gefunden zu haben, sondern auch einen, der ihm gefällt. "Mit 49 Jahren gehörst du nicht mehr zur Crème de la Crème am Arbeitsmarkt."

Weiden in der Oberpfalz22.08.2019

"Ja", bestätigt Eismann, die ersten Unterstützungsleistungen habe das Ehepaar Eismann erhalten. "Aber das war ein Tröpferl auf den heißen Stein." Fixkosten wie die für die Energie zur Kühlung laufen auch ohne Bierverkauf bei Festen und Partys weiter. Ganz aufhören oder gar das Braugewerbe aufgeben will der Altenstädter nicht. Der Flaschenverkauf werde stark reduziert auf einen bestimmten Stammkundenbereich. "Mehr geht neben einem Vollzeitjob nicht." Ein wenig Unterstützung erhält er von seinem Neffen Markus Eismann, der vormals das Bier beim Bräuwirt in Weiden und dann auf einem Kreuzfahrtschiff kochte.

Eigentlich hatte Michael Eismann ganz andere Pläne. Unterhalb seiner bestehenden Brauerei in Altenstadt wollte er zwischen der Autobahn A 93 und der B 15 eine neue, größere Braustätte errichten. Das Grundstück liegt baurechtlich im Außenbereich, deshalb versagte ihm das Landratsamt eine Genehmigung für sein Vorhaben. "Bis das trotzdem möglich geworden wäre, bin ich zu alt, um so viel Geld in die Hand zu nehmen." Jetzt bleibt Eismann, den vormaligen Beruf zum Hobby zu machen: "Ich freue mich auf manch einen Spezialsud, für den ich zuletzt keine Möglichkeit hatte."

Ein letztes Prosit.
 
 

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