Amberg
01.10.2023 - 15:59 Uhr

Vor 125 Jahren fuhr erstmals die Lokalbahn von Amberg nach Schnaittenbach

Der Personenverkehr auf dieser Strecke wurde bereits 1976 eingestellt, doch Güterzuge verkehren hier noch immer. Die Lokalbahn, die "Bockerlbahn", zwischen Amberg und Schnaittenbach feiert am 5. Oktober ein Jubiläum: 125 Jahre.

Eine alte Postkarte aus Schnaittenbach zeigt auch den Bahnhof. Repro: Tschierschke/exb
Eine alte Postkarte aus Schnaittenbach zeigt auch den Bahnhof.

Am 5. Oktober feiert die Lokalbahn von Amberg nach Schnaittenbach, im Volksmund auch „Bockerlbahn“ genannt, ihren 125. Geburtstag. Die Bemühungen und Eingaben zur Realisierung eines Eisenbahnbaues im Kaolinrevier gehen laut einer Pressemitteilung bis ins Jahr 1862 zurück. Aber erst 1892 wurden konkrete Planungen, Projektierungsarbeiten, Wirtschaftlichkeitsberechnungen sowie Kostenanschläge vorgenommen. 1896 dann wurde durch den bayerischen Landtag der Bau der Lokalbahn mit einem Betrag von 1.125.000 Mark bewilligt. Der erste Spatenstich erfolgte am 8. November 1897 in Schnaittenbach. Mit dem Bau wurde die in Amberg gegründete königliche Eisenbahnsektion unter der Leitung des königlichen Betriebs- und Sektionsingenieurs Friedrich Englmann beauftragt.

Die gesamte Streckenlänge betrug 21,53 Kilometer. Neben dem bereits seit 1859 bestehenden Bahnhofsgebäude in Amberg gab es eine Haltestelle in Neumühle (ohne Gebäude) sowie Agenturgebäude mit Güterschuppen an den Haltestellen Poppenricht, Mimbach, Gebenbach und Hirschau. An der Endstation Schnaittenbach befanden sich ein Betriebshauptgebäude, ein Nebengebäude, ein Güterschuppen sowie eine Lokomotivremise.

Zeitung berichtet über Eröffnung

Am 6. Oktober 1898 berichtete die Amberger Volkszeitung wie folgt von der am Vortag erfolgten Eröffnung der Bahnstrecke: „Es war schon ein besonderes Ereignis, als der nach 9 Uhr vormittags aus Richtung Schnaittenbach eingetroffene Zug abfahrbereit in Amberg stand. Es kam Bewegung in die Massen als der Ruf erscholl: ,Einsteigen in der Richtung Hirschau-Schnaittenbach!' Pünktlich ging der Zug ab, der sehr stark mit Persönlichkeiten aus fast allen Ständen besetzt war. Von den Zeitgenossen gelobt wurden die bequemen, für 50 Personen berechneten Amerikaner, deren ruhiger Gang fast vergessen ließ, dass man sich auf einer Sekundärbahn befand. Die auf der Strecke liegenden Stationsgebäude waren mit Kränzen und Fahnen geschmückt. Die meisten der Fahrgäste benutzten den Zug bis Schnaittenbach und kehrten mit dem nach 12 Uhr Mittag abgehenden Zug nach Hirschau zurück, wo man sich in den verschiedenen Gasthäusern zur Einnahme des Mittagstisches verteilte. Gegen halb vier Uhr kehrte der Zug nach Amberg zurück und traf pünktlich um halb 5 Uhr ein.“

Seit Eröffnung ist der Güterverkehr das prägende Element der Strecke. Der Personenverkehr ist seit dem 30. Mai 1976 zwar eingestellt, aber Güterzüge bringen noch immer regelmäßig das „Weiße Gold“ aus dem Kaolinbecken Hirschau-Schnaittenbach nach Amberg und hier weiter zum Endabnehmer. Gefahren wird noch immer auf der genau vor 125 Jahren eingerichteten Stammstrecke. Wobei in diesem Jahr umfangreiche Sanierungen auf verschiedenen Streckenabschnitten vorgenommen wurden.

Bilderschau zum Jubiläum

Zum Jubiläum am Donnerstag, 5. Oktober, hält Klaus Tschierschke einen Vortrag über die Geschichte der Amberger Eisenbahn. Gezeigt werden Bilder und Ansichtskarten mit Erläuterungen. Beginn ist um 20 Uhr im Kummert Bräu (1. Stock) in Amberg. Den Rahmen dazu bietet die Monatsversammlung des Briefmarkenvereins Amberg. Gäste sind willkommen, der Eintritt ist frei.

Detailliert beschrieben ist die Lokalbahn außerdem im Sonderband 51/2019 von „Der Eisengau“. Zu beziehen im Buchhandel sowie direkt beim Verfasser Klaus Tschierschke.

Hintergrund:

Die Bahnstrecke Amberg – Schnaittenbach

  • Nebenbahn im Landkreis Amberg-Sulzbach
  • Im Volksmund auch Hirschauer "Bockl" genannt
  • Länge: 22 Kilometer
  • Eröffnung: 8. Oktober 1898 durch die Bayerische Staatseisenbahn
  • Zeitweise das höchste Güteraufkommen aller bayerischen Nebenbahnen
  • Ab 1960: nur noch Schülerverkehr
  • Ab 1976: Personenverkehr gänzlich eingestellt
  • Ab 1996: nur noch Kaolintransport
 
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