Amberg
10.05.2020 - 09:41 Uhr

Wie 16 Nichtwähler der Amberger SPD einen weiteren Stadtrat hätten bescheren können

Wer sich anlässlich der jüngsten Überlegungen zu einer neuen Mehrheit im Stadtrat noch einmal Gedanken über das Wahlergebnis gemacht hat, muss feststellen: Irgendwie ging es bei der Sitzverteilung zwischen SPD und Grünen nicht gerecht zu.

Relativ wenige Wähler hätten es bei der schon unter Corona-Einfluss stehenden Stadtratswahl am 15. März in der Hand gehabt, das Ergebnis der SPD etwas freundlicher aussehen zu lassen. Bild: Petra Hartl
Relativ wenige Wähler hätten es bei der schon unter Corona-Einfluss stehenden Stadtratswahl am 15. März in der Hand gehabt, das Ergebnis der SPD etwas freundlicher aussehen zu lassen.

Beim Blick auf das Ergebnis der Stadtratswahl fällt auf, dass SPD und Grüne zwar beide fünf Mandate bekamen, aber von der Prozentzahl der Stimmen her sehr weit auseinander liegen: Bei der SPD sind es 13,79 Prozent, bei den Grünen 11,38.

Jetzt kann man sich leicht ausrechnen, dass es bei einem 40-köpfigen Stadtrat für etwa 2,5 Prozent der Gesamtstimmen ein Mandat gibt. Ein Abstand von 2,41 Prozentpunkten zwischen SPD und Grünen liegt ja noch innerhalb dieser Vorgabe.

Auf der anderen Seite verwundert es dann aber, dass die Liste Amberg (11,28 Prozent), die nur 0,1 Prozentpunkte hinter den Grünen liegt, ein Mandat weniger bekommen hat.

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Amberg16.03.2020

Des Rätsels Lösung liefert ein Blick auf die Art der Sitzzuteilung. Bei der Kommunalwahl geschieht dies nach dem System Sainte-Laguë/Schepers. Dabei wird die Gesamtzahl der Stimmen einer Partei nacheinander durch alle ungeraden Zahlen dividiert (zuerst durch 1, dann durch 3, dann durch 5 usw.). Die jeweils höchsten Teilungszahlen erhalten dann das nächste zu vergebende Mandat zugewiesen.

Bei der Amberger Stadtratswahl ging der erste Sitz an die CSU (228.702 Gesamtstimmen), der zweite ebenso (für die Teilungszahl 76.234, die sich aus 228.702:3 errechnet), den dritten bekam dann die SPD (74.153 Gesamtstimmen), den vierten die Grünen (61.189 Gesamtstimmen).

Richtig interessant wird es aber am anderen Ende der Reihe. Die letzten drei Sitze gingen an folgende Parteien (in Klammern die Teilungszahl): 38. CSU (6930), 39. ÖDP (6816), 40. Grüne (6799). Hätte es noch mehr Mandate gegeben, wäre das 41. an die SPD (6741) gegangen, das 42. an die Liste Amberg (6739).

Wie knapp oder deutlich diese beiden Parteien an einem weiteren Mandat vorbeigingen, kann man ausrechnen: Die SPD hätte dafür 634 Stimmen mehr gebraucht, die Liste Amberg 538. In Bezug auf Köpfe ausgedrückt: Bei den Sozialdemokraten entspricht das 16 Nichtwählern, die alle ihre 40 Stimmen der SPD-Liste gegeben hätten, bei der Liste Amberg wären es 14 Voll-Unterstützer.

Hintergrund:

Das Problem des unterschiedlichen Stimmgewichts verdeutlicht auch eine Aufstellung, wie viele Stimmen die einzelnen Parteien bei der Stadtratswahl rechnerisch pro Mandat aufbringen mussten (also Gesamtstimmenzahl geteilt durch Anzahl der Sitze):

CSU: 13.453

Grüne: 12.238

FW: 13.015

SPD: 14.831

FDP: 12.775

ÖDP: 11.361

Amberger Bunt: 13.481

Liste Amberg 15.163

 
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