18. Siemens Wohltätigkeitskonzert im Amberger Stadttheater ein Musikgenuss

Amberg
28.03.2023 - 08:48 Uhr

Gute Musik und Gutes tun: Das Siemens Wohltätigkeitskonzert im Amberger Stadttheater bot den Besuchern Kunstgenuss mit Musik von Ravel, Mussorgsky und Elgar. Schöner Nebenklang war, dass der Erlos von über 4600 Euro gleich gespendet wurde.

Das Siemens Wohltätigkeitskonzert findet in Amberg bereits zum 18. Mal statt und lieferte am Sonntagabend ein regelrechtes Orchesterfest mit Werken von Maurice Ravel, Modest Mussorgsky und Edward Elgar. Doch die ersten gut zehn Minuten sind für „gute Zwecke“ reserviert. In diesem Jahr dürfen sich der Diakonieverein und das Mehrgenerationenhaus Elternschule Amberg den Erlös von 4.688 Euro teilen. Überreicht wurde der Demo-Scheck von Siemens-Standortleiter Hans-Peter Scharl und Oberbürgermeister Michael Cerny.

Das Theater ist bestens besucht, die Bühne weit über den Orchestergraben ausgebaut, damit die Damen und Herren Musiker nebst Instrumenten genügend Platz finden. Unter der Leitung von Markus Elsner stellt das Siemensorchester wieder einmal seine hohe Musikalität und bemerkenswerte Qualität unter Beweis. Schließlich muss man ja wissen, dass sich hier musikalische Laien ins Zeug legen, und das wie! Sozusagen als Solist und Stargast war Jakob Spahn eingeladen. Er wurde in Berlin geboren und ist seit 2011 Solocellist im Bayerischen Staatsorchester. Sein Studium absolvierte er an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin und schloss sein Solistendiplom mit Auszeichnung ab. Eine grandiose Kostprobe seines Könnens gab er mit Elgars Erfolgsstück für Violoncello und Orchester in e-Moll, op 85. Der hoch gewachsene, sympathische junge Mann sitzt vorne, links neben dem Dirigenten. Noten benötigt er nicht, nur ab und zu einen kurzen Seitenblick zum Orchesterleiter.

Elgars 1919 entstandene Komposition steht mittlerweile auf der Liste der beliebtesten Cellokonzerte der Romantik ganz weit oben. Es hat vier Sätze, die Stimmung ist so gar nicht frühlingshaft, schon eher herbstlich-melancholisch, vielleicht sogar depressiv. Wäre da nicht die kunstvolle Koketterie, mit der Spahn sein Instrument leidenschaftlich lockt, es zupft und streicht, ja überaus gefühlvoll mit dem Bogen über die Saiten zu schweben scheint. Eine besondere Art von Gelöstheit liefert der Solist, der sich aber im elegischen Spiel des Orchesters durchaus wieder findet. Sein Cellospiel ist fantastisch, der Ton samtweich, differenziert und von ansprechender Wärme. Das Publikum ist hingerissen. Der normalerweise verpönte Zwischenapplaus nach solchen großen Momenten ist durchaus nachvollziehbar. Jakob Spahn bedankt sich abschließend für den langen Beifall mit einem kurzen Cello-Kabinettstück von Imogen Holst „The Fall of the Leaf“. Elsner und das Orchester sind harmonische Begleiter, tupfen die dunklen Klangfarben präzise und runden das Klangbild perfekt ab. Apropos Farben – Die kommen bei Modest Mussorgskis „Bilder einer Ausstellung in der Orchestrierung von Maurice Ravel“ so richtig ins Spiel. Der Komponist greift da ins Volle, zeichnet Charaktere wie auch Stimmungen, liefert musikalische Genreszenen und auch Einzelbilder. Die Anregungen erhielt er durch den Besuch einer Gedächtnisausstellung zu Ehren seines Malerfreundes Victor Hartmann. Zuerst der hässliche Gnom, dann das alte Schloss, gefolgt von stampfenden Ochsenhufen, die einen Karren über grobes Pflaster ziehen. Das drolligste Bild in Mussorgskys musikalischer Ausstellung nennt sich „Ballett der Küken in ihren Eierschalen“. Andere sind zu entdecken – so das Palaver zweier polnischer Juden, der eine reich, der andere arm. Nach dem turbulenten Marktplatz in Limoges folgt die Dämonie der Katakomben in Paris. Das „Große Tor von Kiew“ bestreitet mit großem Instrumenteneinsatz das Finale.

Der Effekt der Mussorgsky-Bilder ist bis heute überwältigend, die Leistung der Musiker ist beeindruckend. Vielseitig und ausdrucksstark präsentiert sich der Klangkörper, angeleitet vom temperamentvollen musikalischen Leiter, der mit und ohne Dirigentenstab sein Orchester lenkt, der sowohl mit voluminösen Schwergewichten, wie auch mit sentimental zarten Melodien umzugehen vermag. Beispiel dafür die Konzert-Eröffnung mit „Pavane pour une infante défunte“, die zu den populärsten Schöpfungen Ravels zählt.

Hier erarbeiten Leiter und Musiker mit großer Versiertheit und eindrucksvoller Bedächtigkeit einen federleichten Start in einen fantastischen Konzertabend, der mit extravagantem Hörnerklang endete.

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