"Lass Zuversicht wachsen – Psychisch stark in die Zukunft." Unter diesem Motto stand dieses Jahr die bundesweite Woche der seelischen Gesundheit. Im Rahmen eines gemeinsamen Projekts präsentierten sich der Sozialpsychiatrische Dienst der Diakonie Amberg und die Fachambulanz für Suchtprobleme von der Caritas mit einer Installation und einem Informationsstand auf dem Amberger Marktplatz.
Ziel war es, das Thema Sucht oder psychiatrische Erkrankungen aus der gesellschaftlichen Tabuzone zu holen und inmitten des öffentlichen Raums sichtbar zu machen.
Aufsteller im Bereich des Marktplatzes informierten über die verschiedenen Ausprägungen von Suchterkrankungen, die durch einen unkontrollierbaren Drang zum Konsum von Substanzen wie Alkohol, Drogen oder Medikamenten oder durch zwanghaftes Verhalten wie Glücksspiel oder Mediennutzung gekennzeichnet sind. Das Beratungs- und Hilfsangebot richtet sich an Menschen jeden Alters und in jeder Lebenssituation. Es umfasst sowohl individuelle Gespräche als auch professionelle therapeutische Begleitung, stets mit dem Anspruch, Hilfe niedrigschwellig und ohne bürokratische Hürden zugänglich zu machen.
Verlässliche Anlaufstelle
Wie Benjamin Treffert von der Caritas betonte, sind alle Angebote kostenfrei und auf Wunsch anonym. „Unsere Beratungen basieren auf Freiwilligkeit und absoluter Verschwiegenheit“, erklärte er. Der Sozialpsychiatrische Dienst der Diakonie Amberg versteht sich als verlässliche Anlaufstelle für Menschen, die psychisch erkrankt sind, sich in akuten Lebenskrisen befinden oder für Angehörige, die mit den Herausforderungen psychischer Belastungen konfrontiert sind.
Das Angebot ist bewusst breit gefächert, um unterschiedlichen Lebensrealitäten gerecht zu werden: Es reicht von Einzelberatungen in geschütztem Rahmen über Hausbesuche bis hin zu themenzentrierten Gesprächsgruppen, die Raum für Austausch und Stabilisierung bieten. Darüber hinaus engagiert sich der Dienst auch in weniger bekannten Bereichen, zum Beispiel in der sozialpsychiatrischen Flüchtlings- und Integrationsberatung. Ebenso wichtig sind intensiv betreute Wohngemeinschaften.
Wie Psychologin Angela Rahm betonte, wächst auch die Bedeutung der Gerontopsychiatrischen Fachstelle stetig – eine Entwicklung, die eng mit dem demografischen Wandel verknüpft ist. Die Fachstelle richtet sich an Menschen, die aufgrund von Demenz oder anderen altersbedingten psychischen Veränderungen zunehmend Unterstützung benötigen. Dabei geht es nicht nur um die Betroffenen selbst, sondern auch um deren pflegende Angehörige, die Entlastung, Beratung und Orientierung suchen.
Prävention und Hilfe
Wie wichtig solche Stellen sind, machte die Studie „Analyse zur Wertschöpfung der ambulanten Suchtberatung in Bayern“ deutlich. So heißt es in einer Zusammenfassung, dass durch die bereitgestellten Ressourcen (Anm. d. Red.: Fördermittel) eingesparte gesellschaftliche Kosten in deutlich mehr als zehnfacher Höhe, genauer gesagt um den Faktor 17, gegenüberstehen. Gerade in Zeiten knapper öffentlicher Mittel und wachsender sozialer Herausforderungen ist diese Erkenntnis von besonderer Bedeutung. Sie zeigt, dass Prävention und niedrigschwellige Hilfe ökonomisch sinnvoll sind. „Die ambulante Suchtberatung ist somit ein Pfeiler nachhaltiger Sozialpolitik“, sagt Treffert.
Jeweils neun Mitarbeiter sind in den beiden Einrichtungen tätig. Treffert wies darauf hin, dass diese Angebote in allen Landkreisen der Oberpfalz bestehen. Die Aktion auf dem Amberger Marktplatz war ein sichtbares Zeichen dafür, dass Prävention und Hilfe dort beginnen müssen, wo Menschen leben, mitten in der Stadt. Eine Sucht- oder psychiatrische Erkrankung kann jeden treffen. Fundierte Hilfe ist nicht fern und abstrakt. Man muss nur den Mut haben, sie auch anzunehmen.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.