Amberg
31.01.2024 - 10:33 Uhr

"Alles nur heiße Luft": Heizlüfter-Sonderausstellung im Luftmuseum Amberg

Das Modell seiner Kindheit hat gemütlich gebrummt und eingeheizt. Und inspirierte Rainer Dietrich zum Sammeln von Heizlüftern aller Art. Bislang waren seine Schätze nur im Netz zu bestaunen. Dann machte das Luftmuseum Amberg ein Angebot.

Eigentlich liegt das Hauptaugenmerk bei Heizlüftern auf der Wärmeerzeugung per Strom. Ein zweiter Blick lohnt sich aber durchaus: Auch wenn alle Geräte nach demselben Prinzip funktionieren und (fast) alle die gleiche Leistung haben, unterscheiden sie sich doch im Design, schreibt Sammler Rainer Dietrich auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien. Und dieses Design spiegele den Zeitgeschmack wider.

Beginnend mit dem Zeitraum zwischen 1970 und 1980 wurden die Gebrauchsgegenstände allerdings aus Kunststoff gefertigt und bekamen einen Einheitslook, so Dietrich: „Das Design wurde vernachlässigt. Der Zeitgeist hat sich verändert. Das beginnt meiner Meinung nach bereits bei den Heizlüfter der Firma Braun (H1, H2, H7) die von Dieter Rams entwickelt wurden. Ab da galt: Form follows Function.“

Funde von Flohmärkten und Ebay

Das war in früheren Jahrzehnten noch ganz anders. Zum Glück für den in Schorndorf beheimateten Sammler, dessen erstes Modell von der Firma Albin Sprenger stammt: "Vermutlich ein A014, die Geräte von A010 bis EV1R sehen sich alle ziemlich ähnlich." Weil "AS" sein Liebling geblieben ist, sind bei Dietrich auch nahezu alle Typen vertreten, die diese Firma jemals gebaut hat.

Gespeist wurde die eher ungewöhnliche Leidenschaft anfangs von Flohmärkten. Die stolze Ausbeute damals: Ein, maximal zwei Stück pro Besuch. Doch dann kam Ebay und mit der Online-Plattform sei die Sache ein bisschen eskaliert. Mittlerweile bekommt Dietrich die Geräte von den Besitzern angeboten. In Summe macht das aktuell rund 150 Modelle, doppelte Exemplare nicht mitgezählt.

Erste Ausstellung außerhalb des virtuellen Raums

Und obwohl er sich im Rahmen der freiwilligen Selbstbeschränkung auf Heizlüfter aus Deutschland konzentriert, bei einem "Exoten" konnte der Sammler einfach nicht widerstehen: Dem His Master's Voice HMV aus England, Design von 1935. Übrigens tatsächlich die Firma mit Grammophon und Terrier.

Irgendwann seien es schließlich so viele Lüfter gewesen, dass er den Entschluss gefasst habe, sie auch der "Öffentlichkeit" zugänglich zu machen: "Die Website des virtuellen Museums gibt es seit 2014. Sie wurde seitdem kontinuierlich erweitert." Die ab 4. Februar im Luftmuseum Amberg zu bestaunende Sonderausstellung ist aber die erste reale Präsentation, ins Rollen gebracht durch eine Mailanfrage des Museumsgründer Wilhelm Koch.

Aber mal abgesehen von der Design-Frage, sind Heizlüfter heutzutage als vermeintliche Stromfresser nicht eh ein Fall fürs Museum? Nein, sagte Rainer Dietrich: "Ich finde nicht, dass Stromheizungen aus der Mode gekommen sind. Vor rund zehn Jahren war der Einbau von Nachtspeicheröfen kurzfristig verboten. Dann haben sie gemerkt, dass das nicht zur Energiewende passt, bei der fast alles – nicht nur Autos oder Wärmepumpen – mit Strom betrieben werden soll. Für hochwärmegedämmte Häuser gilt eine Stromheizung mittlerweile sogar als Öko."

HINTERGRUND:

Zur Ausstellung

  • Alles nur heiße Luft-Heizlüfterdesign von den 50er bis in die 70er Jahre, Sammlung Rainer Dietrich Schorndorf, Sonderausstellung vom 4. Februar bis 21. April im Luftmuseum Amberg, Mittwoch und Donnerstag von 14 bis 17 Uhr, Freitag, Samstag, Sonntag und Feiertage von 11 bis 17 Uhr geöffnet
  • Vernissage am Samstag, 3. Februar um 19.30 Uhr
 
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