Es war Zufall, dass Manfred Wilhelm vom Amberger Verlag/Büro Wilhelm bei Recherchen für sein eigenes Buch mit Amberg-Fotografien im Internet auf ein Video stieß, in dem Manfred Weiß einen Einblick in seine Postkarten-Sammlung gibt. Weiß, den man in Amberg als Co-Vorsitzenden des SPD-Stadtverbandes kennt, sammelt Postkarten mit alten Amberger Ansichten – besonders solche, die nicht die typischen Sehenswürdigkeiten abbilden. Aus dem folgenden Kontakt zwischen Manfred Wilhelm, Fotograf und Mitinhaber des Amberger Büros Wilhelm (Designagentur/Verlag), und Dieter Weiß entstand schnell die Idee, ein Amberger Postkarten-Buch herauszugeben. Es ist nicht das erste, wie Manfred Wilhelm sagt, mit einem Verweis auf eine Publikation des Amberger Stadtarchivs. Doch die sei "leider vergriffen".
Spannendes Thema
Wilhelm fand das Postkarten-Thema sehr spannend: Vor allem die Innenaufnahmen alter Gaststätten, die es heute nicht mehr gibt, und die Karten, die nicht "die" Amberger Sehenswürdigkeiten zeigen, haben es ihm angetan. Das kleine Fachwerkhäuschen in der Sebastianstraße ist so ein Beispiel. Auf der Postkarte (um 1949) stand es noch ganz alleine in der Landschaft – heute gibt es das einstige "Jugendheim" noch, aber durch die umgebende Bebauung fällt es kaum noch auf. Und warum hat jemand einst eine Postkarte von Krumbach gemacht? Eine Antwort auf diese Fragen hat Wilhelm nicht – aber das Motiv von 1950 findet er trotzdem spannend: Es gibt in einer "Draufsicht" in Schwarz-Weiß auf seine Art Einblicke in vergangene Zeiten im heutigen Amberger Stadtteil. Über 140 solcher alten Postkarten aus dem Zeitraum von 1899 bis 1960 präsentiert das Buch, das im Verlag Büro Wilhelm in einer Auflage von 400 Stück erschienen ist (24,80 Euro).
Erinnerung an Verschwundenes
Dass es im Buch neben mehr oder weniger genauen Zeitangaben nur einen kurzen Hinweis auf das Motiv oder den Ort der Aufnahme gibt, ist Absicht: Das Postkartenbuch soll ein "Bilderbuch" sein, das alte oder auch ungewöhnliche Ansichten von Amberg zeigt. Dabei sollten die Motive möglichst viel Platz bekommen, damit man auch die oft vielsagenden Details auf den Bildern gut sehen kann – "und damit man sich selber damit beschäftigen kann", wie Wilhelm sagt. Natürlich gibt es auch Darstellungen sehr bekannter Ecken Ambergs, wie ein ein Bild vom "Institut der Armen Schulschwestern" um 1900 oder vom "Alten Zeughaus" von 1913, die zeigen, wie viel (oder auch wie wenig) sich die Stadt in manchen Bereichen verändert hat.
Besonders interessant aber sind eher ungewöhnliche Motive oder welche von Bauwerken oder Ansichten, die es so heute gar nicht mehr gibt: Die "Emaille- und Stanzwerke" der Gebrüder Baumann von 1904 beispielsweise, der alte Amberger Bahnhof von 1903, oder eine Innenaufnahme der "Löwen-Diele" von 1927, einem Lokal im ehemaligen Pfälzer Hof (heute Wöhrl). Auf 155 Seiten gibt es da für Amberger und Amberg-Interessierte vieles zu entdecken. Der Kemnather Manfred Wilhelm hat als Herausgeber dieses Buchs seine Wahl-Heimatstadt Amberg auch noch einmal ganz neu kennengelernt. Durch Postkarten wie die vom Hotel "Hechten" um 1934 (Georgenstraße 27), das nicht nur zur jüdischen Geschichte Ambergs gehört, sondern sogar von Joachim Ringelnatz in einem Gedicht verewigt wurde.
Wir verlosen fünf Postkarten-Bücher
Herausgeber Manfred Wilhelm hat der Redaktion drei Postkarten-Bücher zur Verfügung gestellt, Sammler Manfred Weiß hat noch zwei dazugelegt: Alle fünf verlosen wir. Wer mitmachen will, braucht dazu nur eine Amberg-Postkarte. Über originelle, besonders schöne oder gar schon etwas betagtere Exemplare freuen wir uns besonders. Die Karte muss bis Freitag, 25. Februar (Datum Poststempel), an die Amberger Zeitung/Heike Unger, Mühlgasse 2, 92224 Amberg geschickt oder in den Briefkasten ("Redaktion") am Verlagshaus eingeworfen werden. Unter den Einsendern verlosen wir die fünf Bücher (Rechtsweg ausgeschlossen).
Joachim Ringelnatz: "Amberg"
Ich möchte ein Hecht sein,
Recht bissig und schlecht sein,
Unter Wasser und stumm
In der Vils in der Pfalz.
Das Wasser dort hat kein Salz.
Die im Trüben fischen,
Würden mich bald erwischen.
Sie würden mich haun
Und spicken und kochen
Und mir dann vertraun,
Mich essen, verdaun,
Und nach Jahren und Wochen
Würde ich heilig gesprochen.
Man würde mich preisen.
Kein Gasthof zur Linken und keiner zur Rechten,
Ein mittlerer würde dann nach mir heißen:
„Gasthof zum Hechten“.
Aus "Gedichte, Gedichte von Einstmals und Heute", erschienen 1934 bei Rohwolt, Berlin















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