Amberg
29.10.2023 - 12:20 Uhr

Amberg freut sich über 88 Werke des Malers Egbert Moehsnang

Ist denn schon wieder Weihnachten? Die Stadt Amberg kann diese Frage bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr mit Ja beantworten. Nach der Griebel-Schenkung ist nun die Freude groß über ein generöses Vermächtnis des Malers Egbert Moehsnang.

Eigentlich war es ja nur ein Bild, das der in Amberg geborene Maler Egbert Moehsnang nach seinem Tod in der Heimat bewahrt wissen wollte. Denn auch wenn er das Haus in der Unteren Nabburger Straße schon als Kleinkind Richtung Straubing verlassen musste, das Fußfassen in der hiesigen Kunstszene der 1950er-Jahren nicht hatte gelingen wollen und er schon lange in der Schweiz ansässig war – Amberg blieb für ihn immer „Symbol von Wärme und Geborgenheit“, schreibt sein Freund und Betreuer des künstlerischen Nachlasses, Werner Nuber, auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien.

Und da Moehsnangs Mutter nach dem Krieg wieder hierher zurückgekehrt war und auch der Kontakt zur Familie des Cousins nie abriss, blieb diese Verbindung bis zuletzt bestehen. Nach dem Tod des Künstlers 2017 machte sich Nuber daran, das Vermächtnis des Freundes zu erfüllen und nahm Kontakt mit Johannes Laschinger, dem damaligen Leiter des Stadtarchivs, auf. Über die Zeit kamen neben Oberbürgermeister Michael Czerny auch Kulturreferent Fabian Kern und Stadtmuseumsleiterin Julia Riß mit ins Spiel. Die Begegnung mit diesen „freundlichen, offenen und kulturmotivierten Menschen“, die „ein großes Interesse am ehemaligen Einwohner der Stadt und an dessen Werk bekundeten“, so Nuber, führte schließlich zur Ausweitung des Vermächtnisses auf insgesamt 88 Werke, die die Amberger Delegation im Atelier in Schüpfen im Kanton Bern besichtigen durfte.

Ein Werk pro Schaffensperiode

Weil der Künstler ein außerordentlich vielfältiges Werk hinterlassen hatte, sei die Wahl tatsächlich gar nicht so leicht gefallen, erzählt die Stadtmuseumsleiterin am Telefon. Am Ende fand sich, auch mit Blick auf die zum 100. Geburtstag im Jahr 2027 angedachte Retrospektive, die salomonische Lösung: Ein repräsentatives Werk pro Schaffensperiode mit obendrein bestmöglichem Bezug zur Oberpfalz.

Mittlerweile eingetroffen ist nun vor allem Kleinformatiges wie Zeichnungen oder künstlerisch gestaltete Spielkartensets. Die beiden großen Werke, ein Triptychon, an dem der Künstler gut 20 Jahre gearbeitet hat, sowie ein abstraktes, in Blautönen changierendes Gemälde sind übrigens schon demnächst im Kulturreferat respektive der Stadtbibliothek zu bestaunen, verrät Kern im Gespräch. Genau wie Stadtmuseumsleiterin Riß war ihm übrigens zuvor weder Name noch Werk des Künstlers geläufig. Umso größer fällt nun aber seine Begeisterung über diesen „wichtigen Mosaikstein der Amberger Stadtgeschichte“ aus, der zugleich einen wunderbaren Überblick über die moderne Kunstgeschichte gebe.

Natürliche Autorität und liebevolle Geduld

Bei der Frage, was für ein Mensch Egbert Moehsnang eigentlich war, kann Werner Nuber weiterhelfen: „Eine charismatische, gebildete, belesene und kulturell neugierige Persönlichkeit mit natürlicher Autorität und liebevoller Geduld; ein Familienmensch und begnadeter Geschichtenerzähler, der mit Hingabe seine Partnerin und die Familie umsorgte und Gemeinschaftsfeste liebte, und nicht zuletzt ein bodenständiger Koch und Lebemann, der den (bayerischen) Genüssen zugetan war“. Allerdings hinterließen auch die Kriegstraumata, die Moehsnang als „Jugendsoldat“ im Zweiten Weltkrieg erlitt, unauslöschliche Spuren.

Künstlerisch ordnet der Vertraute ihn als „leidenschaftlichen, eigenständigen Sucher und Schaffer“ ein, mit höchsten Qualitätsansprüchen an sich und an die strukturelle wie technische Umsetzung. Bis zuletzt habe er sich intensiv mit sich und der Kunstgeschichte auseinandergesetzt. Kern ergänzt das Bild um Moehsnangs offenkundig hohe Affinität zum Theater und die autodidaktische Universalität. Riß fügt dem noch die handwerklichen Fähigkeiten etwa in Sachen Kupferstich und die erkennbare Auseinandersetzung mit dem Werk des Schweizer Malers Paul Klee hinzu. Dass Moehsnang Schlüssel als Motiv spannend fand und das Thema „Stadt über einer Brücke“ im ansonsten in jeder Hinsicht breit gefächerten Schaffen wiederkehrt, ist ihr auch aufgefallen.

Beitrag zur informellen Kunst

Obwohl seine Kunst laut Nuber als wichtiger Beitrag zur internationalen informellen Kunst gilt, blieb Moehsnang die große Anerkennung, die er sich durchaus gewünscht hatte, verwehrt. Gehadert habe er damit nicht, weiß der Freund: „Medien- und Kunstmarktrummel haben ihn stets gestresst, und er hat sich wenig um die Vermarktung seiner Werke gekümmert, sondern zurückgezogen in seinem Atelier im alten Bauernhaus ungestört und akribisch gearbeitet“.

Wäre es möglich gewesen, hätte Egbert Moehsnang vermutlich bei einem Bier mit OB Czerny, Kulturreferent Kern und Stadtmuseumsleiterin Riß angeregt über Amberg, über Kunst und Kultur und über das Wesen Mensch diskutiert, mutmaßt Nuber. Das Anstoßen auf die gute Zusammenarbeit haben nun die Erbengemeinschaft und der Nachlassbetreuer beim Atelierbesuch der Amberger Delegation an Moehsnangs statt übernommen.

Und während man sich in Amberg nach dem Griebel-Nachlass im Sommer jetzt bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr an dem „tollen Gefühl, so reich beschenkt worden zu sein“ erfreut, wie es der Kulturreferent formuliert, hegt Werner Nuber schon eine weitergehende Hoffnung: „Vielleicht findet sich in Amberg eine Immobilie, in der die Werke von Egbert Moehsnang und anderer Amberger Kunstgrößen ein neues Zuhause erhalten“. Aber derzeit sind ja alle Schätze gut aufgehoben im Stadtmuseum.

HINTERGRUND:

Zur Person

  • *Egbert Moehsnang*, Maler und Kupferstecher, geboren 1927 in Amberg, kam 1950 auf Einladung der Pianistin Anna Hirzel-Langenhan in die Schweiz, etablierte sich in Bern zunächst als Portraitmaler, übersiedelte 1970 nach Schüpfen/Kanton Bern in den von ihm renovierten 300-jährigen Bauernhof, ausgezeichnet mit diversen Preisen und Stipendien, Studienreisen nach Italien, Griechenland, Nordafrika, gestorben 2017 in Schüpfen.
 
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