Natürlich haben der Amberger Oratorienchor (AO) und das Amberger Sinfonieorchester die üblichen Requiem-Verdächtigen wie Mozart, Verdi und Brahms im Repertoire. Das gehört für Thomas Appel, den musikalischen Leiter beider Ensembles, zum Konzept, um viele Jahre auf den Konzertbühnen bestehen zu können. Dem Profil zusätzliche und einzigartige Schärfe verleiht er aber gerne und erfolgreich mit der Vorstellung "unbekannter, aber nicht minder großartiger Werke".
Das musste sich allerdings auch beim Publikum erst einmal einspielen: „Bereits beim ersten Konzert des 'AO' unter meiner Leitung vor etlichen Jahren haben wir ein zeitgenössisches Werk eines Oberpfälzer Komponisten aufgeführt. Damals waren die Zuhörer noch etwas verwundert, aber inzwischen kommen sie sogar bis aus München angereist, weil sie wundervolle Werke erleben können, die eher selten zu hören sind“, schreibt Appel auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien.
Galant, teilweise überraschend und positiv
Für das anstehende Karfreitags-Konzert fiel seine Wahl auf Gottfried August Homilius, dessen „Johannespassion“ der Oratorienchor 2017 in Amberg vorgestellt hatte. Und dennoch ist der Komponist heute längst nicht mehr so en vogue wie in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts: „ Damals war er bekannter als z.B. Johann Sebastian Bach. Homilius war ja einer der besten Schüler von Bach und gilt als das Bindeglied von der Barockzeit hin zur Klassik. Seine Musik besonders in seiner späten Schaffensphase ist sehr galant, teilweise überraschend und durchweg positiv bis fröhlich“, so Appel.
Die Passionskantate „Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld“, von Homilius selbst als Passionsoratorium bezeichnet, besteht zwar formal gesehen aus der gewohnten Mischung aus Chören, Arien und Rezitativen, zeigt aber auch schon Weiterentwicklungen: „Beispielsweise erzählt nicht mehr nur der Evangelist (Tenor) die Geschichte, sondern alle Solisten erhalten freie Rezitative. Außerdem nimmt der Chor nicht mehr nur die Rolle der Turbabereiche ein, sondern beteiligt sich auch mit eigenen Beiträgen an der Entwicklung der Geschichte.“
Keine Experimente bei Solisten
Und weil dabei eben alle Ausführenden Neuland betreten, bedarf es einer umfassenden Vorbereitung. Gerade auch die Mischformen wie Arien mit integriertem Chorpart verlangen intensive Proben, sagt der musikalische Leiter. Glücklicherweise habe sich der Chor nach der Corona-Zeit wieder sehr gut entwickelt: „Neue Sängerinnen und Sänger sind dazugestoßen, so dass wir solche Projekte verwirklichen können.“
Bei der Besetzung der Solistinnen und Solisten wird es dagegen keine Experimente geben. Dass man sich bei der Arbeit auf der Bühne bereits gut kenne und jeder genau wisse, wie die oder der andere tickt, helfe bei der Bewältigung der Herausforderungen, die das kunstvoll konzipierte und höchst anspruchsvoll komponierte Werk beinhaltet, befindet Appel.
Dem Publikum verspricht er „ein besonderes Werk mit durchweg schöner, empfindsamer Musik im galanten Stil. Dabei wird die ganze Passion mit einer positiven und freudigen Grundhaltung gestaltet. Der Erlösungsgedanke spielt hier eine große Rolle. Es ist einfach richtig gute Musik!“
Zum Konzert
- Erstaufführung Gottfried August Homilius "Passion" - Passionskantate für Soli, Chor und Orchester an Karfreitag, 29. März um 19 Uhr im Amberger Congress Centrum
- Mitwirkende: Amberger Oratorienchor, Amberger Sinfonieorchester, Santa Karnīte (Sopran), Katharina Heiligtag (Alt), Victor Schiering (Tenor), Wiard Withold (Bass), musikalische Leitung: Thomas Appel
- Tickets: unter www.nt-ticket.de
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