Dem Nachwuchs nicht nur eine Chance, sondern auch öffentliche Anerkennung und finanziellen Anreiz zu geben, das steckt hinter der Idee des Amberger Kulturförderpreises. Alle zwei Jahre lädt die Stadt Amberg zur feierlichen Verleihung der Auszeichnung. Voraussetzung ist ein außergewöhnliches Talent auf dem Gebiet der bildenden oder darstellenden Künste oder im Bereich Musik, Literatur oder Film. Darüber hinaus müssen die Kandidaten durch Geburt, Leben oder Werk mit der Region Amberg verbunden sein und nicht älter sein als 27 Jahre.
Der Kulturförderpreis 2021 der Stadt Amberg in Kooperation mit der Siemens AG wurde am Samstagabend zum sechsten Mal überreicht. Wegen der Corona-Pandemie war dies erst jetzt möglich. Die Wahl der Jury, die sich aus Vertretern der Stadt, der Siemens AG und der Kulturschaffenden zusammensetzt, fiel auf die Malerin Jule Rudrof, sie erhielt den ersten Preis mit 3000 Euro. Die Kostümdesignerin Flora Lottner und die Musikerin Pauline Strebel teilen sich den zweiten Preis mit je 1500 Euro.
Wichtiger Preis für Kulturszene
Durch das kurzweilige Programm moderierten versiert und charmant Fabian Kern (Kulturreferent) und Ramona Grosser (Personalleiterin Siemens). Sie holten nicht nur Oberbürgermeister Michael Cerny auf die mit extravaganten Blumenarrangements geschmückte Bühne, der den Preis „als wichtiges Element“ für die Kulturszene würdigte. Sie machten auch auf das gemeinsame Kulturengagement von Stadt und Unternehmen aufmerksam und bereiteten das Feld für den Auftritt der jeweiligen Preisträger.
Auf ihr außergewöhnliches Talent beim Spiel auf dem Fagott machte Paulina Strebel aufmerksam. Mit einem Bach-Fagott-Solo vom ersten Rang eröffnete sie das Programm. Später bereicherte sie mit anspruchsvollen klassischen Werken am Fagott mit ihrem Begleiter Otto Itgenshorst am Flügel den Abend. Im Gespräch mit ihren beiden „Paten“ Stefan Reindl (Siemens) und Reiner Volkert (Kulturamtsleiter) verriet sie, dass sie mit der Blockflöte begonnen habe, aber sehr schnell von der Vielseitigkeit, den bunten Klangfarben und dem schillernden Charakter des großen Holzblasinstruments fasziniert war.
Kreativ und originell
Fasziniert von den Sagen und Legenden der Oberpfalz, von den sperrigen Wesen und der heimatlichen Lüftlmalerei ist die Kostümdesignerin Flora Lottner. Einzigartige Bühnen- und Modekreationen hat sie geschaffen, individuell, kreativ, originell, so stellte Johanna Foitzik (Luftmuseum) die Preisträgerin vor. Models in Tutu und Latzhose, bedrucktem Mieder und Pippi-Langstrumpf-Hängerchen präsentierten in einer unkonventionellen Schau die künstlerischen Ergebnisse. Inspiriert werde sie durch Stimmung, Kulturumfeld, surrealistische Malerei und eigene Phantasie – „die Ideen kommen aus mir selbst“, erläuterte die Designerin: „Ich habe viele Bilder Kopf.“
Um Köpfe, genauer um Porträts, dreht sich auch das künstlerische Schaffen von Jule Rudrof. Wie auf der Wäscheleine aufgehängt, dann aber auch im Großformat auf die Riesenleinwand auf der Bühne projiziert, sind Selbstporträts und Menschengesichter in Öl und Acryl, in Farbe oder auch sehr monochrom, mit freudiger Mimik und nachdenklicher Mine zu sehen. „Vom Ausdruck tief beeindruckt“ zeigte sich Marcus Trepesch (A.K.T-Künstler), der mit der Künstlerkollegin in einen Dialog trat. Vorher hatte Julia Riß (Stadtmuseum) den ungewöhnlichen Werdegang der ersten Preisträgerin von der Konditorin zur Malerin, vom Gaumenschmaus zum Augenschmaus, gewürdigt. Jule Rudrof sei zielstrebig, reflektiert und neugierig auf neue Techniken, Stimmungen und Farbnuancierungen. Mit herzlichem Beifall der geladenen Gäste und einer kurzen Dankesrede der Preisträgerinnen endete der Abend bei einem Empfang im oberen Foyer.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.