Amberger Wirtschaft schreit laut nach Flächen

Amberg
15.03.2022 - 11:28 Uhr
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Es brummt so richtig in der Amberger Wirtschaft. Die Auftragsbücher sind voll, die Regale leer. Nur Grund zur Freude für den Chef der Amberger Wirtschaftsförderung, Karlheinz Brandelik? Nicht ganz, es fehlt ein entscheidendes Element.

Karlheinz Brandelik, der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Amberg (früher Gewerbebau) machte es in der letzten Stadtratssitzung deutlich: Der Geschäftsbericht einer städtischen Tochter soll ja gerne durchwegs positiv ausfallen. Damit konnte Brandelik durchaus dienen – mit der Einschränkung, dass es in Amberg mehr Nachfragen als Flächen für die Ansiedlung und Erweiterung von Betrieben gibt.

Gut 80 Prozent aller Anfragen, die laut Brandelik bei der Amberger Wirtschaftsförderung eingehen, kommen von Unternehmen aus der Region. Kein Wunder, denn die Auftragsbücher sind auch in der Mittleren Oberpfalz prall gefüllt, alle entsprechenden Indices fallen positiver als positiv aus oder präsentieren sich gerade im Allzeit-Hoch. Beinahe alle Zahlen sind besser als sie vor der Corona-Pandemie waren. So sank die Arbeitslosigkeit in Amberg Ende 2019 bei 4,4 Prozent im Vergleich zu 3,9 Prozent Ende 2021.

Unternehmen brauchen Flächen

Auf der anderen Seite hat sich das Prinzip "just in time" angesichts einer permanenten Knappheit von bestimmten Komponenten wie Mikrochips überholt. Die Unternehmen stocken ihre Lager auf und brauchen dafür mehr Platz. Beispiel Industriegebiet Nord: Brandelik liegen Anfragen für sieben Flächen mit insgesamt 26.000 Quadratmeter für ansässige oder ansiedlungswillige Unternehmen vor. Zwar entstehen dort zwar tatsächlich derzeit mehr als 100.000 Quadratmeter neu, davon sind aber 40.000 bereits verkauft, 30.000 stehen nur für unmittelbare Erweiterungen zur Verfügung. Bleiben knapp 33.000 Quadratmeter auf zwei Parzellen, wie Brandelik bedauerte. Für sieben Anfragen. "Entspannung könnte die Revitalisierung der ehemaligen Reservefläche Guss Auer bieten. Hier tritt die Wirtschaftsförderung als Vermittler für die neuen Eigentümer aus Österreich auf."

Im Gewerbegebiet Ost "An den Franzosenäckern" wurde das letzte freie Grundstück bereits 2020 verkauft, hier baut auf 1500 Quadratmetern der Farbengroßhändler Volz, der jetzt an der Bayreuther Straße daheim ist. Aber auch für die geplante Erweiterung des Areals jenseits der B85 im Kreuzungsbereich der AM30, gibt es für die rund 45.000 Quadratmeter, die hier entstehen können, bereits für 30.000 Quadratmeter konkrete Verhandlungen.

Revitalisierung und Interkommunal

Allein, so das Fazit von Karlheinz Brandelik, wird die Stadt Amberg diese enorme Nachfrage nicht befriedigen können. Selbst die Revitalisierung von industriellen Brachflächen werde hier nur teilweise Abhilfe schaffen. Die Wirtschaftsförderung setzt trotzdem auf diese ökologisch wertvolle Variante, streckt ihre Fühler aber auch gezielt in Richtung anderer Gemeinden aus, um mit ihnen gemeinsam interkommunale Gewerbegebiete erschließen zu können.

Neben der industriellen und dienstleisterischen Komponente steht auch die Entwicklung der Amberger Altstadt auf dem "Stundenplan" der Wirtschaftsförderung. Kleine Aktionen wie die Walking-Acts, der Kletterturm bei der Stadtbrille oder die Bauzaunkunst gab es neben den vielfältigen Aktionen rund um das Stadtlabor in der Bahnhofstraße. Erfreulich laut Brandelik ist es, dass die Anzahl der Leerstände in der Altstadt erstmals zurückgehen. Das liege aber nicht hauptsächlich an 15 Neueröffnungen 2021 – vor allem im gastronomischen Bereich, 22 Leerstände seien durch Umwandlung (in Wohnraum) beseitigt worden. "Die Amberger Altstadt verzeichnet in den vergangenen zehn Jahren zwar einen Rückgang von Einzelhändlern von 229 auf 167, absolut haben wir mit 43 Leerständen jedoch den niedrigsten Stand seit 2013", so das Fazit von Brandelik.

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Amberg17.11.2021
Hintergrund:

Nach 30 Jahren einen neuen Namen

  • Seit März 2021 hat die Gewerbebau Amberg GmbH einen neuen Namen: Wirtschaftsförderungsgesellschaft Amberg mbH oder Wirtschaftsförderung Amberg oder Wifam.
  • Die Wifam konnte - rein theoretisch - im Jahr 2021 ihr 30-jähriges Bestehen feiern. Wegen Corona gab es keine Feierlichkeiten.
  • Die Wifam besitzt in den Sozialen Medien mehr als 10.200 Follower.
  • Der Facebook- und Instagram-Account hatte 2021 mehr als 200.000 Besucher.
  • Das Team der Wirtschaftsförderung besteht aus neun Vollzeit- und drei Teilzeitkräften, ergänzt um eine freie Mitarbeiterin sowie zwei Praktikantinnen.
  • Die Wifam besitzt 76 Gewerbeeinheiten mit über 900 Stellplätzen, mit Fertigstellung des letzten Objekts in der Regensburger Straße 11 bis 13 werden es 92 Gewerbeeinheiten mit 1000 Stellplätzen sein.
 
 

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