Selbstbewusst schreiten die fünf Harmonic Brass-ler durch den Mittelgang der nach Coronabestimmungen ausverkauften Paulanerkirche nach vorne. Im Publikum sitzen viele begeisterte Fans der Münchner Elite-Blechbläser, die schon einige Konzerte des Quintetts besucht haben. Auch am Sonntagabend glänzten die Fünf mit Intonationssicherheit, Musikalität, Charme und Temperament.
Der Altarraum wird zur Bühne, die Kulisse bilden die aufgereihten und aufpolierten Blasinstrumente neben Trommeln und Rassel. Im hellen Kirchenschiff schwingen die Schallwellen der unterschiedlichen Instrumente perfekt. Emotional, mitreißend und persönlich ist sowohl die akustische wie die optische Präsentation. Die Herren Musiker: Hans Zellner (Trompete, Flügelhorn, Piccolo-Trompete), Andreas Binder (Waldhorn, Flüstertüte, Moderation), Alexander Steixner (Posaune), Karl-Wilhelm Hultsch (Tuba) wählen den eleganten Frack, die Dame Elisabeth Fessler (Trompete, Flügelhorn, Piccolo-Trompete) einen modischen Abendoverall.
Das Crossoverprogramm überzeugte von Bach, Mozart über Verdi und Rossini bis zu Udo Jürgens, Gershwin und Webber. Ganz egal ob E oder U- Musik, die Stücke sprühen nur so vor Freude am Musizieren und lassen die Originalinstrumentierung ganz einfach vergessen. Eine echte Bläserherauforderung ist sicherlich die bewegende Musik des 2. Satzes Air aus Bachs Orchestersuite Nr. 3. Die Übersetzung von vorwiegend Streich- zu ausschließlich Blechblasinstrumenten gelingt ganz großartig.
Ohne Notenblätter
Aber nicht nur klassisch lief alles wie am Schnürchen: so wie beim Triumphmarsch aus Aida, der gleich aus mehreren verschiedenen Ecken erklang, oder bei der mozärtlichen Champagnerarie im Posaunensound oder dem sanften „Blumenduett“ aus Lakmé von Leo Delibes. Auch die moderne, unterhaltende, sogenannte leichte Musik transkribieren die Musiker passend für ihre Instrumente und blasen eine Hommage für Udo Jürgens, entführen zum Phantom in die Pariser Oper und zelebrieren Summertime als grandiose Trompetennummer, die unter die Haut geht. Übrigens ist während des gesamten Konzerts nicht ein Notenblatt zu sehen.
Singen bis der Mond aufgeht
All diese musikalischen Höhepunkte erhalten ihren Rahmen durch die überaus lockeren und eleganten Überleitungen von Andreas Binder. Er lobt die Konzertbesucher für ihren Mut, sich für das Live-Konzert entschieden zu haben, gibt verschiedene „ultimative und höchstpersönliche“ Reiseempfehlungen für Wien und andere Sehnsuchtsorte und bittet darum, „das Feiern nicht zu verlernen.“ Die Vorstellung seiner exzellenten Musikerkollegen hat ebenfalls Stil, wie auch der gesungene Schlussstrich via Flüstertüte nach einem italienischen Canzone: „Schaut mal den Mond an, jetzt müssen wir aufhören!“ Der Konzertabend wurde mit temperamentvollem Applaus belohnt.
Hintergrund
Harmonic Brass
- Das Ensemble Harmonic Brass bietet Bläsermusik aus den verschiedensten Epochen und Stilrichtungen.
- Tourneen führten die Musiker durch ganz Europa, Japan, Südkorea, die USA, Südamerika, den Nahen und Fernen Osten, Kanada und Südafrika.
- Unter anderem im Auftrag des Goethe-Instituts waren die Künstler weltweit zu Konzerten und Workshops unterwegs.
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