Vor genau einer Woche drückte Oberbürgermeister Michael Cerny aufs Knöpfchen. Am Donnerstag, 26. November, schaltete er um 17.03 Uhr vom Rathausbalkon aus die Weihnachtsbeleuchtung für die Amberger Altstadt ein. In allen anderen Jahren vor der Corona-Pandemie wäre das gleichbedeutend mit der traditionellen Eröffnung des Weihnachtsmarkts gewesen. So aber blieb ihm und Andreas Raab, dem Chef der Park- und Werbegemeinschaft (PWG), nichts anderes übrig, als darauf hinzuweisen, dass es in diesem Jahr keine Glühweinstände geben wird, dafür aber die Möglichkeit, einzelne Buden auf Abstand aufzustellen. Wie viele Händler und Verkäufer davon unter Einhaltung strengster Hygienevorschriften Gebrauch machen werden, konnten Raab und Cerny vor einer Woche aber noch nicht sagen.
"Die Planungen sind jetzt abgeschlossen."
Mittlerweile steht fest: Es wird acht Stände geben. "Die Planungen sind jetzt abgeschlossen", sagte der PWG-Vorsitzende am Donnerstag und listete auf: Eine Bude, in der es Christbaumkugeln und andere Deko-Artikel zu kaufen gibt, wird vor der Martinskirche aufgebaut. Die Sozialbude, in der sich karitative Anbieter abwechseln, steht vor dem Vero-Moda-Gebäude, einige Meter weiter gibt es an der dritten Station Wintermode wie Mützen und Schals zu kaufen. In der Nähe des Weihnachtsbaumes wird laut Raab ein Krippenstand für Kinder aufgestellt. Zudem bleibt die Metzgerei Hottner mit ihrem gewohnten Bratwurststand erhalten. Das halbe Dutzend macht ein Süßwarenwagen voll, der bisher noch auf dem Multifunktionsplatz stand. Die Firma Schmaußer zieht dafür zur Spitalkirche um. Hinzu kommt in der Bahnhofstraße und am Roßmarkt jeweils noch ein Bratwurstbrater.
Mehr Buden wird es nicht geben, da sich viele Fieranten und Beschicker auf das finanzielle Risiko nicht einlassen möchten: "Jeder muss so agieren, dass er nicht draufzahlt." Denn die Zeit sei jetzt, eine Woche nach der ursprünglich geplanten Eröffnung, schon sehr knapp geworden: "Da merkt man einfach jeden Tag, der fehlt." Außerdem sei der Aufbau einer Bude inklusive aller Vorbereitungen "unheimlich komplex und aufwendig", was nicht jeder Außenstehende so auch sehe.
Notlösung ohne Glühwein
Fast wöchentlich änderten sich zuletzt in Amberg die Weihnachtsmarkt-Konzepte. Geblieben ist eine Notlösung. Mehr war in Zeiten von Corona nicht möglich und angesichts des finanziellen Risikos auch nicht zu erwarten. Mag sein, dass sich nun einige Nörgler melden und beklagen, dass es gleich drei Bratwurststände gibt, aber keinen mit Glühwein. Das ist den aktuellen Abstandsregeln geschuldet und auch gut so. Denn: Nach mehreren Bratwürsten hatte ich noch nie das Bedürfnis, wildfremde Menschen einfach so zu umarmen. Nach ein paar Glühwein dagegen schon.
Thomas Kosarew