Die Bühnenluft ist Richie Neckers Lebenselixier

Amberg
09.03.2023 - 07:58 Uhr
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Richie Necker steht gut 200 Mal im Jahr auf der Bühne – und liebt es. Im Podcast "Kulturkiosk" erzählt er vom Leben als Berufsmusiker, von seinem ersten Auftritt beim einem Amberger Faschingsball und von den Protesten gegen die WAA.

Seit über 20 Jahren ist Richie Necker mit den "I Dolci Signori" auf Tour: Wenn Italo-Pop auf der Agenda steht, steht er als "Ricardo Belli" auf der Bühne – neben den "Signori" spielt der Oberpfälzer Musiker aber noch in unzähligen anderen Projekten. Die "Signori" sind für Necker das langlebigste – und bislang auch das erfolgreichste – musikalische Projekt seiner Karriere: Mit seinen Kollegen spielte er schon in Abu Dhabi – oder im Cinecitta in Rom vor der Kulisse von Ben Hur. Nach Weiden kommt Necker im März mit einigen Gitarren im Gepäck und befreundeten Musikern als "Richie Necker & Friends".

Von seiner großen Schwester bekommt Necker als 8-Jähriger zwei Beatles-Kassetten geschenkt. "Die hab ich kaputtgespielt", sagt Necker, der mit sechs Geschwistern in einer Patchwork-Familie in Amberg aufgewachsen ist – inzwischen wohnt er bei Regensburg. "Ich habe immer versucht, mir die Lieder draufzuschaffen." Damals mit mäßigem Erfolg. Er lacht. "Ich habe so Englisch gelernt, habe mir lautschriftlich alle Texte rausgeschrieben." Die erste Band gründet er als 11-Jähriger, nur wenig später schreibt er eigene Stücke, es folgen die ersten Auftritte. "Wir wussten damals nicht, dass wir Punk machen", sagt er heute. Und lacht.

Sieben Mal "Rockin' All Over the World"

Einer der ersten Gigs: der Faschingsball des Geselligkeitsvereins Club Humor. "Mein Vater war da Vorstand." Mit seiner Band spielte Necker an dem Abend in der "Fontäne" in Amberg. "Wir haben auch eigene Stücke gespielt. Aber es stellte sich raus, dass 'Rockin' All Over the World' von Status Quo das einzige Lied war, das wir spielen konnten und das alle kannten. Am Ende haben wir das ungefähr sieben Mal gespielt."

Anfang der 80er-Jahre spielte er mit seiner damaligen Band auch auf einem der Anti-WAA-Festivals. "Wir hatten heftige Texte, wir waren sehr politisch damals", erinnert er sich. "Ganz allgemein waren die 80er-Jahre für mich eine sehr politische und eine sehr prägende Zeit", sagt er. Klar positionierte er sich gegen die WAA. "Ich gehörte damals auch zu denjenigen, die sie im Hüttendorf weggetragen haben." Auch rückblickend, erzählt er, ist er heute noch stolz darauf, dass das Projekt WAA durch zivilen Ungehorsam verhindert werden konnte.

Leidenschaft statt Fingerübungen

"Musik ist eine Sprache, die ich ansatzweise verstehe", sagt Richie Necker. Das Rüstzeug dafür habe er unter anderem im Musikunterricht bekommen. "Aber durch die Art, wie mir Klavierspielen beigebracht wurde, habe ich nie so viel Spaß am Klavierspielen gefunden, wie ich ihn an der Gitarre gefunden habe." Musik sei für ihn immer ein Ausdruck von Emotion und Leidenschaft, das habe er auf die Gitarre übertragen. "Nur Fingerübungen am Klavier machen keinen Spaß." Er sei auch niemand, der auf Dauer nur für sich alleine spielen könne. "Ich lebe von Auftritten, vom Kontakt zum Publikum – und wenn es nur ein kleiner Laden ist."

Während er normalerweise jährlich zwischen 200- und 250-mal auf der Bühne steht, musste er während der Corona-Pandemie auf wöchentliche Livestreams ausweichen. Rückblickend sagt er: "2020 war für mich kein unglaubliches Desaster, auch nicht finanziell." Was ihm fehlte: auf Tour sein, auf der Bühne stehen, Menschen mit Musik berühren. Die Art, als Musiker zu leben. Bühnenluft zu atmen, ist für ihn Lebenselixier. Er sei schon so lange als Musiker unterwegs, dass er zum unleidlichen Menschen werde, wenn das fehle. Eine Rückkehr zu einem 9-to-5-Job kann er sich nicht vorstellen. Während des zweiten Lockdowns im Herbst 2020 wollte Necker schließlich die Zeit nutzen – und hat Songs für sein aktuelles Album aufgenommen. "New Songs and untold Stories" heißt das, es erschien 2021. "Kein Chartbreaker, aber für mich ein Heartbreaker."

Hintergrund:

Zu Person und Konzert

  • Richie Necker: Aufgewachsen in Amberg, inzwischen lebt er bei Regensburg. Necker studierte Sozialpädagogik mit dem Schwerpunkt Musik und Bewegungserziehung, gibt auch heute noch Musikunterricht
  • Neckers Bands und Projekte: I Dolci Signori, Azzurro - das Italo-Pop-Musical, Richie Necker & Friends, I Cantautori
  • Auftritt in Weiden: 18. März, Einlass 19, Beginn 20 Uhr, Bistrot Paris (Sebastianstraße 2, 92637 Weiden), mit seinem Programm "New Songs and untold Stories", Karten bei der Tanzschule Vezard unter Telefon: 0961/3811349
 
 

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