Amberg
28.02.2019 - 11:09 Uhr

Nach Bus-Rauswurf: Verständnis auf beiden Seiten

Ihr Fall hat im Netz für Furore gesorgt: Für Nicoletta Fahrmer, ihren gehbehinderten Sohn Arien und seinen Reha-Wagen war kein Platz mehr im Bus. Zwei Mal an einem Tag. Nun setzten sich alle Beteiligten zur Aussprache zusammen.

Versöhnung. Gegenseitiges Verständnis. Und ein Lächeln: Busunternehmer André Linzer spricht sich mit Samuel und Nicoletta Fahrmer aus. Bild: anv
Versöhnung. Gegenseitiges Verständnis. Und ein Lächeln: Busunternehmer André Linzer spricht sich mit Samuel und Nicoletta Fahrmer aus.

Der Vorfall ist fast drei Wochen her: Eine junge Mutter und ihr gehbehinderter Sohn Arien konnten zweimal hintereinander nicht in einem Citybus mitfahren, weil der für Passagiere mit Handicap vorgesehene Stellplatz jeweils schon belegt war. Jetzt gab es ein klärendes und abschließendes Gespräch. Die Teilnehmer: André Linzer (Geschäftsführer Busunternehmen Linzer), Hans-Jürgen Haas (Geschäftsleiter Zweckverbands Nahverkehr Amberg-Sulzbach) und das Ehepaar Fahrmer.

"Wir wollten keinen an den Pranger stellen", sagte Nicoletta Fahrmer und betonte: "Es tut mir wirklich leid, was der Busfahrer durchmachen musste." Dieser hat laut Linzer schwere Tage voller Anfeindungen hinter sich. Auch wenn der Fahrer nicht öffentlich genannt wurde, bekam er die Hasstiraden auf Facebook mit. Dabei habe er korrekt gehandelt.

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Jeder Busfahrer ist laut Linzer dazu verpflichtet, Fahrgäste mit Kinderwagen oder vergleichbaren Gefährten abzuweisen, wenn der Platz schon besetzt ist. Tut er das nicht und es ereignet sich ein Unfall, trage er die Schuld. Nicht selten sehen das laut Linzer vereinzelte Fahrer lockerer und lassen Kinderwagen auf dem Gang zu. Das bedeute aber nicht, dass jeder Fahrer das macht. Der ausschlaggebende Punkt für die Verzweiflung der 30-Jährigen und der Grund, warum sie sich an die Öffentlichkeit wandte, sei die rüde Abfuhr gewesen, die sie im Kundenbüro der Verkehrsgemeinschaft Amberg-Sulzbach (VAS) erhalten hatte. Die Frau am Telefon habe sie mit den Worten "Es ist mir relativ egal, ob Ihr Sohn eine Behinderung hat oder nicht. Wenn Ihnen was nicht passt, dann können Sie ja zu Fuß heimgehen", abgespeist. Für Linzer und Haas verständlich, dass Fahrmer die Hutschnur platzte. Und irgendwie habe der ganze Ärger ja auch etwas Gutes. "Hätte ich mich nicht getraut, was zu sagen, wäre nicht nach einer Lösung gesucht worden." Dass die Firma Linzer ihre Busse nachrüstet, finden Ariens Eltern überragend. Das freue sie nicht nur für ihren Sohn. Auch Senioren mit Rollatoren, andere Rollstuhlfahrer und Eltern mit Kinderwagen profitieren davon.

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Am Ende stand die Versöhnung und das gegenseitige Verständnis. Linzer, Haas und die Fahrmers haben einen Konsens gefunden: Geht es um das eigene Kind, können die Emotionen schon mal hochkochen. Zudem könne es Situationen wie diese geben, in denen sich Angestellte, Unternehmer oder ein Verband ungerecht behandelt fühlen.

 
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