Amberg
25.07.2025 - 07:00 Uhr

Crime Daheim Special: Neue Podcast-Serie "Der Scharfrichter von Amberg" startet

Amberg als Ort für Hinrichtungen – heute kaum vorstellbar, vor 100 Jahren völlig normal. Eine Podcast-Serie von Oberpfalz-Medien erzählt die letzten Todesurteile nach und nimmt die Hörer mit an Tatorte, in Gerichtssäle und zum Fallbeil.

Ein Oberpfälzer sitzt im Lesesaal des Staatsarchivs in München. Jürgen Gromann erforscht seine Familiengeschichte, will wissen, wo und wie seine Vorfahren lebten. Er sucht nach Informationen zum Familiennamen Reichhart. Plötzlich legt ihm ein Archivmitarbeiter ein abgegriffenes Mäppchen mit Ledereinband vor – es ist das Tagebuch des Amberger Scharfrichters Franz-Xaver Reichhart (1851 bis 1934). In dem Geheft hat Reichhart Buch geführt über die verurteilten Straftäter, die er hingerichtet hat – 12 waren es in Amberg. Jeder Fall eine grausame Tragödie.

Mit Tagebuch auf Spurensuche

Gromann ist durch Zufall auf ein spannendes Dokument der Zeitgeschichte gestoßen und hat Oberpfalz-Medien Einblick gegeben. Einblick in das gesellschaftliche Leben, wie es sich in den Jahren 1890 bis 1930 dargestellt hat, Einblick in Nöte und Zwänge der Bevölkerung, das Leben von Außenseitern, die die Kontrolle verloren haben, das Leben von Menschen, die zu Opfern von brutalen Gewalttaten wurden. Über die Hinrichtungen, die in dieser Zeit in Amberg stattgefunden haben und die Geschichten dahinter erzählt die neue Podcast-Serie "Der Scharfrichter von Amberg".

Die Redakteure Steffi Kraus und Uli Piehler sind mit dem Tagebuch des Scharfrichters auf Spurensuche gegangen. Sie trafen Jürgen Gromann und sprachen mit ihm über seinen Fund. Sie fuhren zu den Orten, an denen Franz-Xaver Reichhart gelebt hatte, durchforsteten die Originalakten der Strafprozesse und besuchten sogar die Tatorte von damals. An einem Tatort machten die beiden Kollegen eine überraschende und sehr beklemmende Entdeckung.

Werkzeug des Scharfrichters war das Fallbeil und Arbeitsplatz das ehemalige Landgerichtsgefängnis in Amberg – die Fronfeste in der Altstadt. Hier, im Innenhof, fanden die Hinrichtungen statt. Die Stelle, an der das Schafott stand, ist heute öffentlich zugänglich. Sie befindet sich im Durchgang zwischen Stadtgraben und Fronfestgasse. Ein Baldachin an der Wand und ein Geviert im Bodenpflaster markieren den Ort.

Nah dran an den Personen

Die Podcast-Serie gliedert sich in sechs Teile. In der ersten Ausgabe geht es um die Person Franz Xaver Reichhart. Wer war dieser Mann? Wo wuchs er auf, wie kam er zu diesem Beruf? Wie sah er aus und wie ging er in Amberg seiner Arbeit nach? Stefanie Kraus und Uli Piehler zeichnen das Leben des Scharfrichters nach. Im zweiten Teil geht es um die Geschichte der Todesstrafen in Amberg. Die Hinrichtung durch das Fallbeil wurde im 19. Jahrhundert eingeführt, weil sie als humanste Variante galt. Aber was war zuvor?

In den nächsten Folgen schildern die beiden Journalisten zwei spektakuläre Verbrechen, die in Amberg strafrechtlich aufgearbeitet wurden und jeweils zu Todesurteilen gegen die Angeklagten führten. In einem Fall geht es um einen grausamen Mord an einem Kind, im anderen Fall um einen dreifachen Raubmord innerhalb einer Familie. Zu einer dieser beiden Folgen wird es ein "Making-Off" geben, um die Zuhörer auch hinter die Kulissen der Recherche blicken zu lassen. Der Raubmord-Fall aus dem Jahr 1935 war zugleich der letzte, der in Amberg mit einer Hinrichtung gesühnt wurde.

Mit der sechsten Folge zieht die Podcast-Reihe ein Resümee. Es geht um die Frage, was von diesem Kapitel der Strafjustiz geblieben ist. Es geht um das geistige Vermächtnis des Scharfrichters, der noch vor seinem Tod in seinem Heimatort eine Sühnekapelle errichten ließ. Und es geht um den schwierigen Weg zur neuen Nutzung der Fronfeste, die heute als Knasthotel ein touristischer Anziehungspunkt in der Stadt Amberg ist. Lauter spannende Geschichten – anzuhören als Podcast ab Freitag, 25. Juli, im Onetz und auf den wichtigsten Audioplattformen im Web.

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Wichtig zu wissen:

Hinweise zur Folge

Der Podcast Crime Daheim beschäftigt sich mit wahren Verbrechen und nimmt die Zuhörer mit auf Spurensuche.

  • Wo hören? Der Podcast ist auf allen bekannten Podcast-Plattformen sowie auf www.onetz.de/podcast zu hören.
  • Namen: Die Redaktion hat fast alle Namen in dieser Serie geändert. Um den Lesefluss nicht zu stören, werden falsche Vor- und Nachnamen verwendet.
  • Nichts mehr verpassen: Viele weitere spannende Aspekte rund um die Arbeit des Gerichtsteams gibt es in den sozialen Medien, beispielsweise auf Instagram unter crimedaheim_podcast.
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