Amberg
26.03.2021 - 11:40 Uhr

CSU sucht den Dialog mit den Menschen am Postweiher

Die einen - die Mehrheit des Stadtrats - hätten gerne eine Freiflächenphotovoltaik-Anlage am Postweiher. Die anderen - die Anwohner - lehnen sie dort kategorisch ab. Keine guten Voraussetzungen für einen Online-Dialog mit der CSU-Fraktion.

Die Stadtwerke würden gerne eine Freiflächenphotovoltaik-Anlage am Postweiher in Speckmannshof errichten, die Anwohner sind mit überwiegender Mehrheit strikt dagegen. Die CSU sucht den Dialog mit ihnen. Bild: Wolfgang Steinbacher
Die Stadtwerke würden gerne eine Freiflächenphotovoltaik-Anlage am Postweiher in Speckmannshof errichten, die Anwohner sind mit überwiegender Mehrheit strikt dagegen. Die CSU sucht den Dialog mit ihnen.

Die Ausgangslage war klar. Die Stadtwerke - eine 100-prozentige städtische Tochter - wollen auf einem rund sieben Hektar großen Acker direkt neben dem Postweiher eine Freiflächenphotovoltaik-Anlage bauen. Die Bewohner der benachbarten Neubausiedlung, denen diese - zusätzlich relativ steil ansteigende - Anlage teilweise bis auf 30 oder 40 Meter an ihre Grundstücke heranrückt, wollen das aus nahe liegenden Gründen nicht. Im Stadtrat fand das Projekt eine deutliche Mehrheit, die CSU-Fraktion stimmte geschlossen dafür. Angesichts des heftigen Gegenwinds aus Richtung Postweiher suchte diese aber schnell den Dialog mit den Menschen vor Ort.

Bei einer Video-Konferenz am Mittwochabend versuchte CSU-Fraktionsvorsitzender Matthias Schöberl eine erste Annäherung der Positionen. Wobei sich sehr schnell herausstellte, dass es die wohl nicht geben wird. Denn für die Menschen am Postweiher besteht die einzige Alternative zur Anlage darin, auf eine solche an diesem Ort zu verzichten. In den vergangenen Wochen haben sie Vorschriften durchforstet, das Internet durchwühlt und aufwendige technische Berechnungen angestellt, um auch von dieser Seite her beweisen zu können, wie ungeeignet dieser Standort für eine PV-Anlage wäre.

Um Lebenstraum betrogen

Doch steht am Ende immer ein zentraler Punkt. Hier fühlen sich Menschen um ihren Lebenstraum betrogen. Sie haben viel Geld dafür ausgegeben, haben Schulden gemacht, um in einem ländlichen Idyll direkt am Postweiher zu leben. Dafür nehmen sie weite Wege in Einkaufsmärkte, Schulen oder Kindergärten in Kauf. Und nun rückt ihnen eine ziemlich hässliche Seite der Stadt Amberg sehr nahe.

In der Diskussion mit der CSU-Fraktion ging diese Position aber oft im technischen Kleinklein unter. "Ich habe gehofft, dass wir hier mehr über uns als Mensch sprechen, über das, was uns betrifft", sagte mittendrin ein Teilnehmer angesichts einer Flut von rein technischen Argumenten.

Direkt vor der Haustür

"Das Problem ist doch, das ist direkt vor unserer Haustür", machte ein anderer Bewohner deutlich. "Und wir haben uns bewusst für diese Lage entschlossen." Das hätte eigentlich schon alles ausgesagt, doch ging es trotzdem viel um die Frage, ob sich eine solche Anlage an einem geneigten Nordhang überhaupt rentiere, ob es Alternativ-Flächen gegeben habe oder wie hoch der Erholungswert des Bereichs Fuchsstein in der Abwägung der Interessen zu bewerten sei.

Die Suche nach einem geeigneten Areal für eine Freiflächenphotovoltaik-Anlage geht laut Matthias Schöberl auf einen entsprechenden Antrag der Stadtwerke-Aufsichtsräte - also von Stadträten - zurück. Rund zehn Flächen seien auf eine Anzeige in der Amberger Zeitung hin angeboten worden, nach umfassender Prüfung hinsichtlich der Effizienz, Sichtbarkeit oder möglicher Blendwirkung sei eben die eine übrig geblieben. Aber muss man diese eine Fläche auch tatsächlich nutzen, wenn sich herausstellt, dass sie sowohl technisch als auch sozial wenig verträglich ist?

Dialog soll weitergehen

Man stecke ja erst einmal in einem Verfahren, versuchte Matthias Schöberl voreilige Ängste zu besänftigen. "Dieses Verfahren hat den Sinn, alle relevanten Punkte zu berücksichtigen." Beispielsweise die Punkte Umwelt- und Artenschutz, Landschaftsbild oder Bodenqualität. Über die Rentabilität einer solchen Photovoltaik-Anlage zu urteilen, sei aber nicht Aufgabe des Stadtrats. "Das muss der Antragsteller selbst wissen." Wichtig war Schöberl, dass dieses Verfahren zunächst einmal einen offenen Ausgang habe. "Das bedeutet, dass die Anlage nicht automatisch auch kommt." Oder wie es Stadtrat Stefan Ott sagte: "Wenn wir zu dem Schluss kommen, das ist ein Mist-Grundstück, dann beenden wir das Verfahren."

Den Anwohnern wäre es allerdings lieber gewesen, die Politik hätte den Dialog gesucht, bevor konkrete Maßnahmen eingeleitet wurden. Trotzdem wurde eine zweite Runde mit der CSU-Fraktion vereinbart, um den Gesprächsfaden nicht abreißen zu lassen. Das Ende des Verfahrens ist weiter offen, ganz am Schluss könnte aber - wieder einmal - der Gang zum Verwaltungsgericht stehen.

Amberg02.02.2021
 
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