Georg Zunner sitzt auf der großen Treppenanlage vor der Mariahilfbergkirche und redet über die Bergwirtschaft. Als Architekt soll er im Auftrag von Michael Fellner das alte Gebäude sanieren und erweitern. Es geht dabei um einen größeren Saal und 20 Fremdenzimmer zusätzlich. Doch bevor er anfangen kann, müssen die Amberger am 24. Juli darüber abstimmen, ob das dazugehörige Bebauungsplanverfahren weitergehen soll – oder gestoppt wird. Georg Zunner würde das Projekt sehr gerne machen, das gibt er gerne zu. „Die Chance bekommst du in einem Architektenleben nicht oft“, so bekennt er. Schon aus diesem Grund hat er keine Probleme damit, alle entscheidenden Fragen über die Bergwirtschaft zu beantworten.
Werden bei der Sanierung denkmalgeschützte Teile weggerissen?
Nein. Alles, was Denkmal ist, bleibt laut Zunner erhalten. „Aber das Denkmal ist nur das ehemalige Mesnerhaus“, beseitigt Zunner immer wieder aufkommende Unklarheiten. Dieser Gebäudeteil der Bergwirtschaft mache tatsächlich nur ungefähr ein Drittel des jetzigen Gesamtvolumens aus. Der Rest der Bergwirtschaft wurde erst ab Mitte des 20. Jahrhunderts hinein- oder angebaut. „Der Saal im Obergeschoss, der wurde richtig ins Denkmal hinein geknallt“, schildert Zunner den wenig sensiblen Umgang vergangener Generationen mit dem historischen Gebäude. Die Folge davon und von wahllos eingebauter Haustechnik im Dach ist ein zum Teil erheblich beschädigter Dachstuhl. „Aber der ist sanierbar.“ Ansonsten sei das Ensemble damals „brutal entkernt“ und um den heute hässlichen Beton-Küchen-Anbau erweitert worden. „Wir nehmen zunächst alles weg, was nicht Denkmal ist, sanieren das gründlich – und dann machen wir die Erweiterung“, erklärt er das geplante Vorgehen. „Wir sind damit absolut im Einklang mit dem Landesamt für Denkmalpflege“, betont Georg Zunner.
Könnte die Bergwirtschaft nach ein paar kleineren Reparaturen schnell wiedereröffnet werden?
Nein. Das liegt laut Zunner unter anderem daran, dass die Bergwirtschaft schon zu lange geschlossen ist, alle entsprechenden Genehmigungen also neu zu beantragen wären. „Es gibt aber zum Beispiel für die Terrasse keine Bewehrungspläne“, so erzählt er. Niemand weiß, wie sie damals gebaut worden ist, wie die Statik ist. Davon sind in Folge natürlich auch die Toiletten betroffen, die sich heute unter der Terrasse befinden. Das alles müsse im Prinzip weggerissen und neu gebaut werden. Strom- und Wasserleitungen, Fettabsaugung und Kühltechnik würden nicht mehr den heutigen Anforderungen und Vorschriften genügen. Die müssten in jedem Fall ausgetauscht werden. Dazu komme die Frage nach der Energieversorgung. Mit Gas soll die sicher nicht mehr laufen.
„Ein bisschen Sanierung geht einfach nicht, das kostet viel zu viel Geld“, sagt Zunner mit Blick auf die 20 Gästezimmer, die in der neuen Bergwirtschaft zu finden sein werden, um die Rentabilität zu erhöhen. „Und du brauchst ja sowieso einen Anbau für die Küche und den Saal.“ Aber „Brutalo-Sanierungen“ wie früher, bei denen ein gesichtsloser Kasten an ein Denkmal geklatscht worden sei, das sei heute nicht mehr möglich. „Aber wenn Du überhaupt keine Erweiterung machst, dann steht am Schluss das Denkmal alleine da und das Geld geht Dir aus.“
Zieht die „neue“ Bergwirtschaft Massentourismus nach sich?
Nein. „Einen Massentourismus wird es nicht geben, hier sind keine Busse willkommen“, weist der Architekt diesen Vorwurf weit von sich. Die neue Bergwirtschaft sei lediglich dafür ausgelegt, dass – wie bisher – Kirchgänger nach der Kirche zum Essen gehen können, Spaziergänger einkehren, Menschen von der Stadt aus hochgehen und -fahren, um sich zu treffen. Ja, natürlich soll es Hochzeiten hier geben. „Wir haben in Amberg ja fast keine Möglichkeit für so etwas“, sagt Georg Zunner. Er will aber auf keinen Fall „Events“ hier haben, keine Kongresse oder Konzerte. Sondern einfach einen Ort, an dem die Amberger ihre Feste feiern können. „Von der Taufe über die Kommunion, Hochzeit, Familienfeier bis hin zur Beerdigung.“ Mehr soll es laut Zunner nicht sein. „Es soll ein Platz sein, wo man sich auch mit fremden Leuten trifft und sagt: Mensch, da heroben ist es so schön, schaut es Euch an.“
Besteht wegen der Bauarbeiten eine Gefahr für die Bergkirche?
Nein. Im Gegenteil. Georg Zunner hat bereits umfangreiche statische Untersuchungen in Auftrag gegeben und entsprechend geplant. Bevor die Arbeiten beginnen, werde der Hang mit Hilfe von Bohrpfählen stabilisiert. „Wir bauen hier eine überschnittene Bohrpfahlwand“, nennt der Architekt die technische Bezeichnung für das Verfahren. Das sei kein Zauberwerk, sondern Stand der Technik. „Am Ende lehnt die Bergwirtschaft wie eine Bücherstütze gegen den Berg.“ Dadurch werde die bisherige Stabilität des Hangs seiner Einschätzung nach um mindestens 100 Prozent verbessert. Eine Schwierigkeit liege ja darin, dass der Bereich der gewaltigen Freitreppe erst irgendwann in der Mitte des 20. Jahrhunderts einfach aufgeschüttet und mit einer Betonmauer von der Bergwirtschaft abgetrennt worden sei, sagt Zunner. „Aber wie soll hier die Bergkirche abrutschen, wenn das doch später aufgeschüttet worden ist?“
Werden die Hotelzimmer mit riesigen Summen bezuschusst?
Ja, es gebe Zuschüsse für die Bergwirtschaft, aber keine riesigen, sagt Georg Zunner. Die Regierung der Oberpfalz zahle eine eher kleine Summe aus einem Fremdenverkehrsfonds dazu. Die bekomme jeder, der derzeit etwas im Bereich Gastronomie mache. „Aber ist die Summe groß? Definitiv nicht.“ Gleiches gelte für die Mittel aus dem Denkmalschutz. „Die sind hier überhaupt nicht relevant, weil wir in keinem Sanierungsgebiet sind, sondern eben hier oben.“ In diesem Zusammenhang dementiert Zunner ganz heftig die mehrfache kolportierte Gesamtsumme von rund 20 Millionen Euro für das Projekt. „Das stimmt ja überhaupt nicht“, empört er sich. Natürlich gebe es eine errechnete Summe. „Wir haben da alle Eventualitäten einfließen lassen.“ Einen ganzen Ordner voller Zahlen habe er dafür. Aber 20 Millionen Euro? „Nie und nimmer.“
Kommt es zu mehr Lichtverschmutzung und Verkehr?
Nein, sagt Georg Zunner. Die einzige „Überlichtung“ die es am Berg gebe, sei durch das Anstrahlen der Mariahilfbergkirche verursacht. Die neue Bergwirtschaft werde dank modernster LED-Technik mit Sicherheit weder Tiere noch Menschen stören. Und der Verkehr? Auch der werde nicht entscheidend mehr, so Zunner. Im Gegenteil: Direkt vor der Wirtschaft will der Architekt künftig am besten überhaupt keine Autos haben, der Lieferverkehr soll streng zeitlich reglementiert werden, die Hotel- und Wirtshausgäste vorne auf dem großen Parkplatz stehen. „Früher war hier doch alles zugeparkt, die Leute standen sogar zusätzlich rund um die Loretto-Kapelle.“ Und der Verkehr durch Gäste von Hochzeiten oder anderer Feste zum Berg hinauf werde nicht entscheiden ins Gewicht fallen, neue Straßen müssten also auch keine gebaut oder alte erweitert werden.
Dauert die Sanierung mindestens drei bis vier Jahre?
Nein. Wenn er die Baugenehmigung hat, will Georg Zunner in zwei bis zweieinhalb Jahren fertig sein. Länger soll es auf keinen Fall dauern. „Denn jeder Tag am Bau kostet den Bauherrn ein Vermögen“, macht er deutlich. Werde hingegen die neue Bergwirtschaft nicht umgesetzt, würden seiner Einschätzung nach viele Jahre vergehen, bis sie wiedereröffnet werden könnte – wenn überhaupt. Da sei zunächst die Rückabwicklung der Verträge zwischen Michael Fellner und der Kirchenstiftung. „Das sind gewaltige Vertragswerke.“ Dann könnte irgendwann nach einem neuen Investor gesucht werden. Finde sich tatsächlich einer – was Zunner nicht glaubt, müsse erneut ein Bebauungsplan aufgestellt werden, bevor überhaupt gebaut werden könne. „Drei bis vier Jahre sind da gar nichts.“ Deshalb sei es wichtig, dass die Amberger am 24. Juli mit „Nein“ stimmen, damit das laufende Verfahren nicht gestoppt werde.
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