Es war ein Experiment, 40 zufällig ausgewählte Frauen und Männer zusammenzubringen und sie in die Entscheidungsfindung für die weitere Entwicklung des Bürgerspital-Areals einzubinden. Ein gelungenes Experiment, darüber sind sich die Fraktionen und Parteien im Amberger Stadtrat eigentlich einig. 14 Empfehlungen sind letztlich das Ergebnis der Beratungen des Bürgerrats mit Experten und Beirat. Ein erster Schritt in die Neubeplanung des Areals. Schritt Nummer zwei liegt nun in den Händen und bei der Kreativität des Baureferats. Das will auf Basis dieser Empfehlungen sowie des ISEK- und anderer Gutachten drei oder vier erste Entwürfe erstellen – einen oder zwei davon will Baureferent Markus Kühne selbst beisteuern.
"Wir versuchen, diese Gedanken umzusetzen", sagte Kühne am Montag in der Sitzung des Stadtrats. Schon im März-Bauausschuss sollen diese vier Entwürfe vorliegen, danach geht es darum herauszufinden, ob die weitere Planung auf dieser Basis weitergehen soll. Ob die Stadt in Eigenregie weiterplant, ob ein weiterer Wettbewerb für das Areal stattfindet oder ob einer der Entwürfe gemeinsam mit einem Investor zur Baureife gebracht werden soll. Inklusive der unterschiedlichen Modelle, die es für einen Verkauf oder eine andere Weitergabe des Grundstücks gibt. Dieses Vorgehen finden alle Parteien im Stadtrat gut, im Prinzip. Wobei sich im Detail dann schon zeigt, dass ein nicht erst seit dem Bürgerentscheid 2020 bestehendes Misstrauen immer noch mitschwingt – wenn auch oft unterschwellig.
An sich alle einig
Dabei ist es doch ganz einfach, wie Uli Hübner (SPD) am Montag wiederholt einwarf: Alle wollen das Gleiche, sehen die Empfehlungen des Bürgerrats als die Basis, auf die alles aufbaut. "Das wirft man doch nicht einfach weg und plant dann neu." Dem stimmt auch CSU-Fraktionssprecher Matthias Schöberl zu: "Wir finden das ausschließlich positiv." Zumal das jetzt vereinbarte Vorgehen eine Möglichkeit bietet, zügig voranzukommen und etwas Tempo in die weiteren Planungen für das Areal zu bringen.
In der Sache also herrscht Einigkeit, trotzdem gab es bei Martin Frey (Liste Amberg) etwas Zweifel an den konkret zu fassenden Formulierungen dafür. Frey vermisste im nun vorgelegten Beschlussvorschlag die konkrete Formulierung, dass die Planungen auf Grundlage der Empfehlungen des Bürgerrats passieren sollen. Und er merkte an, dass das ISEK-Gutachten, das Entwicklungskonzept für die Stadt, an manchen Stellen das Gegenteil von dem fordere, was der Bürgerrat wolle. Einen großen Lebensmittelmarkt sowie zusätzlichen Parkraum zum Beispiel. Was Oberbürgermeister Michael Cerny durchaus bestätigt. Man habe heute einen anderen Blick auf die Entwicklung der Altstadt, als dies vor zehn Jahren gewesen sei, so Cerny. Entsprechend müssten diese Vorgaben einfach geändert werden.
Fünf gegen den Bürgerrat
Wichtig war Rudolf Scharl (Liste) noch gewesen, dass man den Bürgerrat ebenfalls noch einmal einbindet in diesen Prozess. Was am Ende doch noch zum Dissens führte. Stefan Ott (CSU) machte deutlich, dass er das nicht will. Wohl um dieses demokratische Gremium nicht noch zusätzlich aufzuwerten. OB Michael Cerny hingegen findet den Gedanken durchaus charmant. Möglicherweise werde ja das ein oder andere Mitglied des Bürgerrats "angefixt", sich künftig selbst in die Lokalpolitik einzubringen. Während der Beschluss für die weiteren Planungen den Stadtrat einstimmig passierte, stimmten Stefan Ott, Matthias Schöberl, Dieter Mußemann, Martin Preuß sowie Christian Schafbauer (alle CSU) gegen eine weitere Einbindung des Bürgerrats.
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