Von Andreas Royer und Wolfgang Ruppert
50 Grad am Dönergrill
Aydin Ayten vom Amberger City-Grill in der Georgenstraße sagt, dass sein Laden zwar eine Klimaanlage hat, der Nutzen aber eher dürftig ausfällt. "Bei uns geht natürlich ständig die Tür auf und zu, die Klimaanlage bringt da nicht viel", sagt Ayten. Eine reguläre Schicht im City-Grill beginnt um 10 Uhr und zieht sich bis in den Abend hinein. Bei laufendem Brot- und Pizzaofen sowie dem Fleischgrill sind die Mitarbeiter an heißen Tagen einer permanenten Belastung von rund 50 Grad ausgesetzt.
Viel lässt sich laut Ayten da aber nicht machen. "Dass die Mitarbeiter viel trinken sollen, das ist eh klar", sagt er. "Ich habe meinen Mitarbeitern einfach gesagt, dass sie an solchen Tagen öfter Pause machen sollen, um mit der Hitze zurecht zu kommen."
Harte Arbeit bei Hitze
Derzeit ist die Sulzbacher Straße zwischen Amberg und Poppenricht eine Baustelle. Zuständig dafür ist Lars Pachmann vom Tiefbauamt in Amberg. Am Dienstag hat er die Redaktion der Amberger Zeitung zu einem Gespräch über die Bedingungen der Arbeiter in den Sommermonaten auf die Baustelle eingeladen. Im Bauwagen sitzt Thilo Kolbeck. Er ist der Polier auf der Baustelle. Braungebrannt wie nach einem mehrwöchigen Urlaub in der Südsee sitzt er am Schreibtisch, oberkörperfrei, nur in kurzer Hose. "Wenn ich mal in den Urlaub fahre, dann lieber wo hin, wo es kühl ist", sagt er. Trotz einer stattlichen Hitze selbst im Bauwagen, ist er sich zusammen mit Bauleiter Michael Speckner, Lars Pachmann und Josef Setzer vom Tiefbauamt einig, dass es heute einigermaßen geht. Dazu sagt Pachmann: "Die schweren Arbeiten auf der Baustelle waren zum Beispiel das Setzen der Bordsteine. Im Moment findet hauptsächlich Maschinenarbeit auf hellem Untergrund statt." Beim Bordsteinsetzen heben Bagger die im Schnitt 150 Kilo schweren Klötze auf Beton. Kolbeck und seine Kollegen müssen dann jeden einzelnen mit einem Stemmeisen in die richtige Position bringen und die überschüssige Betonreste entfernen. Oft weit mehr als 50 Meter schaffen die Arbeiter laut Kolbeck an einem Arbeitstag.
Auf die Frage, wie viel Wasser denn an einem heißen Tag "durch einen Arbeiter im Schnitt laufen", winkt Kolbeck lachend ab und sagt. "Durch läuft da gar nix. Das verdunstet zuvor. Aufs Klo gehen muss man tagsüber eigentlich nicht." Bauleiter Michael Speckner erklärt dazu, dass den Mitarbeitern neben Schutzkleidung auch Sonnenschutz und Getränke zur Verfügung gestellt werden. "Wenn es wirklich heiß wird, versuchen wir schon früher anzufangen. Und wenn es ganz unerträglich wird, lassen wir die Kollegen auch schon mal früher nach Hause gehen, auch wenn eine Arbeit noch nicht fertig ist."
Richtig schwer wird es laut Pachmann vom Tiefbauamt in den kommenden Tagen, wenn es ans Asphaltieren geht. Dann wird Mischgut, um die 150 Grad heiß, auf dem Boden verteilt. "Das ist oben auf der Maschine schon hart. Noch härter ist es für die Mitarbeiter, die den Asphalt dann mit der Hand aus den Schächten klopfen müssen", sagt Pachmann.
Blumen vor Hitzetod bewahren
Auch die Stadtgärtnerei in Amberg muss ihre Arbeit im Sommer an die Temperaturen anpassen. Die Pressesprecherin der Stadt Amberg, Susanne Schwab, teilt mit, dass die Stadtgärtnerei derzeit auf ihren regulären Sommerbetrieb umgestellt hat. Demnach werden die Wechselflore, also die dicht mit Blumen bepflanzten Flächen, montags, mittwochs und freitags gegossen. "Tröge, Jungbäume und Neupflanzungen werden je nach Bedarf häufiger gewässert", sagt Schwab. Dazu sei nahezu täglich ein Mitarbeiter der Stadtgärtnerei im Stadtgebiet unterwegs. "Er selbst entscheidet, was wann wie viel gegossen wird. So ist er bei Regen vor allem mit Säuberungs- und Verschönerungsarbeiten, also mit dem Entfernen alter Blüten und Blätter, dem Ausgrasen und so weiter beschäftigt", so die Pressesprecherin. Wenn es sehr heiß wird, werde häufiger gegossen.
Brandblasen am Dach
Ebenfalls mit der Sommerhitze haben viele weitere Handwerker zu kämpfen - zumal wenn sie viel im Freien oder gar auf den Dächern von Wohnhäusern und Firmen arbeiten müssen. Bauspengler Uwe Schall aus dem Sulzbach-Rosenberger Stadtteil Prohof ist einer von ihnen. Er kann sich zurzeit eher wie die berühmte "Katze auf dem heißen Blechdach" fühlen, denn ohne Styropor-Unterlage wäre das Knien auf den Blechtafeln ein Ding der Unmöglichkeit. "Wenn die große Hitze zu erwarten ist, fange ich auch schon mal um 4 Uhr morgens an, um die kühlere Zeit noch etwas zu nutzen. So um 12 oder 13 Uhr ziehe ich dann in die Werkstatt um, wo es auch genügend Arbeiten zur Vorbereitung gibt und man dort der extremen Sonne ausweichen kann", so Schall, der sich sogar schon mal Brandblasen an den Knien an einem glutheißen Tag zugezogen hat.
Auf einer seiner aktuellen Baustellen blecht er gerade ein Dach im Freudenberger Ortsteil Aschach ein, wo auch seine Dachdecker- und Zimmerer-Kollegen unter der Hitze schmachten. Hinweise auf Sonnenschutzcremes, genügend Flüssigkeitsaufnahme und eine geeignete Kopfbedeckung seien auch dort für die Handwerker unverzichtbar.
"Eine mögliche Dehydrierung birgt bei den hohen Temperaturen immer eine Gefahr - hier muss man entsprechend gegensteuern", so Uwe Schall, der ebenfalls davon spricht, dass sogar die Werkzeuge und das Blech sowieso im Sommer bis zu satten 70 Grad heiß werden können.
Hunderte Gießstellen
Bei extremer Hitze können auch die Mitarbeiter der Sulzbach-Rosenberger Stadtgärtnerei nicht einfach ein Klimagerät einschalten und sich eine kühle Brise um die Nase wehen lassen – sie sind tagtäglich allen Unbilden des Wetters ausgesetzt und müssen dementsprechend vorbereitet sein. Klaus Herbst setzt da als Leiter der Stadtgärtnerei auf das altbewährte Prinzip, die anstrengendsten Arbeiten schon gleich nach Dienstbeginn um 6 Uhr zu erledigen. „Das klappt natürlich nicht immer, aber wir gestalten unsere Einsatzpläne schon so, dass wir bei fortgeschrittener Tageszeit auch an schattigere Einsatzorte wechseln können, wie etwa an der Allee“, so Herbst auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien.
Eingesetzt werde natürlich auch Sonnenschutz-Creme oder leichtere Arbeitskleidung. Zudem seien Strohhüte oder andere Kopfbedeckungen für die „Frauen und Männer in Orange“ während der heißen Sommertemperaturen mit extremer Sonneneinstrahlung unverzichtbar. Insgesamt verweist Stadtgärtnermeister Klaus Herbst auf seiner Meinung nach klar erkennbare Folgen des Klimawandels, wie etwa den weiter zurückgegangenen Wasserstand im Rosenbach oder die immer frühere eintretende Trockenheit mit verstärkt welkenden Pflanzen und Gehölzen. „Diese Veränderungen haben natürlich auch Auswirkungen auf unseren Sommerflor, den wir bereits beim Heranziehen in den Gewächshäusern weniger schattieren, damit die Pflanzen die heißen Tage besser überstehen können. Und trotzdem hören wir auch von Passanten, dass selbst Beete mit Pflanzen für sonnige Freiflächen oder mit natürlichen Mischungen heuer nicht ganz so schön blühen.“
Neben den immer wiederkehrenden Aufgaben, wie etwa die Gestaltung der städtischen Beete und Blumentröge oder Gras- und Heckenschnitt, gehört für die Stadtgärtner im Sommer vor allem das Gießen zu den Hauptaufgaben. Täglich werden mit bis zu drei Fahrzeugen in Spitzenzeiten Hunderte Gießstellen angefahren, wo Blumen und Anpflanzungen nach Wasser lechzen. Pro Tankfahrzeug können laut Herbst so pro Tag schon mal 10 000 Liter Gießwasser verbraucht werden. An manchen Bäumen würden aber auch Wassersäcke eingesetzt, die einer Tropfbewässerung gleichkommen.
Das rät die Verbraucherzentrale für zu Hause
- Richtig lüften: Fenster und Türen tagsüber schließen; Nachtlüften, so dass die gespeicherte Wärme mehrere Stunden aus dem Haus entweichen kann. Sollte die Außentemperatur kühler als im Raum sein, länger lüften.
- Überhitzung bei elektrischen Geräten vermeiden: Elektrische Geräte produzieren Wärme: Lampen, Kühlschränke, Gefriertruhen, Fernseher oder Computer. Bei allen länger nicht genutzten Geräten, Stecker ziehen.
- Heizung: Überprüfen Sie ihre Heizung. Gerne wird auch mal vergessen, die Heizung auf Sommerbetrieb oder sogar ganz abzustellen.
- Sonnenschutz: Besonders viel Wärme kommt durch Fenster. Tagsüber Rollos runterziehen, Sonnenschutz an Fenstern anbringen. Grundsätzlich gilt: Sonnenschutz außen hält mehr ab als einer innen.
- Raumklimatisierung: Klimaanlagen sind meist sehr teuer. Auch ein Ventilator kann helfen, denn bewegte Luft fühlt sich kälter an als warme Luft bei einer Raumtemperatur von rund 30 Grad.
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