Albert Geitner (46) wurde am 16. März zum Bürgermeister von Ursensollen gewählt. Und auch die Freien Wähler, deren Kreisvorsitzender er ist, haben in Amberg-Sulzbach dabei einige Erfolge erzielt. Übermütig wird der gelernte Bauingenieur deshalb aber nicht.
ONETZ: Herr Geitner, haben Sie das Ergebnis der Kommunalwahl schon in den dafür zuständigen Gremien analysiert?
Albert Geitner: Das Ergebnis auf Kreisebene haben wir zunächst in verschiedenen Einzelgesprächen per Telefon und dann auch in einer Telefonkonferenz mit Vorstandschaft und gewählten Kandidaten reflektiert.
ONETZ: Wie lautet denn Ihre Bilanz der Kreistagswahl?
Albert Geitner: In Summe dürfen wir als Freie Wähler mit dem Ausgang der Wahl auf Kreisebene sehr zufrieden sein. Sowohl für das Amt des Landrates als auch für den Kreistag sind wir vom Wahlergebnis her jeweils zweitstärkste Kraft im Landkreis. Im Kreistag konnten wir einen Sitz hinzugewinnen und das, obwohl zwei neue Wahlvorschläge zur Wahl standen und künftig acht statt bisher sechs Gruppierungen im Kreistag vertreten sind.
ONETZ: Lässt sich aus dem Ergebnis bereits etwas über die Zusammenarbeit im künftigen Kreistag ableiten?
Albert Geitner: Als Freie Wähler setzen wir darauf, dass auch im künftigen Kreistag auf Sachebene gearbeitet wird und dass es keine Rolle spielt, welcher Fraktion ein Mandatsträger angehört. Somit ist es auch gut, dass keine Fraktion die alleinige Mehrheit hat, das fördert die sachliche Ebene.
ONETZ: Wie sind Sie mit dem Ergebnis der Bürgermeisterwahlen im Landkreis zufrieden?
Albert Geitner: Bürgermeisterwahlen sind das eine. In unmittelbarem Zusammenhang damit sehe ich aber auch die Zusammensetzung für die Stadt-, Markt- oder Gemeinderäte. Und wie im Kreistag ist es auch auf Gemeindeebene nachhaltig, wenn ausgeglichene Mehrheitsverhältnisse vorhanden sind, damit konstruktiv auf sachlicher Ebene gearbeitet werden kann oder muss. In der Gesamtbetrachtung über den Landkreis dürfen wir als Freie Wähler sehr zufrieden sein.
ONETZ: Wie müssen Sie als Partei bzw. Wählergruppe auf das Ergebnis der Kommunalwahl reagieren?
Albert Geitner: Als einzige Fraktion haben wir als Freie Wähler in der Wahlwerbung auf Kreisebene ausführlich mit Sachthemen geworben und nicht nur Schlagwörter verwendet. Diese zum Teil bereits ausformulierten Themen gilt es nun der Reihe nach anzugehen und in der Praxis umzusetzen. Somit ist keine besondere Reaktion erforderlich, außer bodenständig und beständig zu bleiben, was wir ohnehin sind.
ONETZ: Welches Wahlergebnis im Landkreis hat Sie persönlich am meisten überrascht?
Albert Geitner: Da gab es mehrere Überraschungen, wo ich aber aus Loyalitätsgründen öffentlich nicht näher darauf eingehen möchte.
ONETZ: Denken Sie, dass die gegenwärtige Coronakrise langfristige Auswirkungen auf die Art und Weise haben wird, wie man in Zukunft Kommunalpolitik betreibt?
Albert Geitner: Ja, sie hat Auswirkungen. So waren unsere Fraktionssitzungen bislang immer mit physischer Anwesenheit verbunden. Bedingt durch das Kontaktverbot wurden zum Beispiel Telefonkonferenzen genutzt, und wir haben festgestellt, dass man dabei durchaus sehr effektiv arbeiten kann, um einzelne Themen abzustimmen, auch wenn dabei Zwischenmenschliches auf der Strecke bleibt. Um Sachthemen kurz abzustimmen, ist dies eine sinnvolle Art der Kommunikation, die wir künftig öfter nutzen werden, um eine Nebensache zu erwähnen.
Auswirkungen wird die Coronakrise auf die kommunalen Haushalte und damit verbunden auf die finanzielle Machbarkeit kommunaler Projekte haben. Zudem kommen mit dieser Ausnahmesituation die verschiedensten Themen auf die Tagesordnung, die vorher einfach niemand auf dem Schirm hatte. So dachte bis vor wenigen Wochen zum Beispiel niemand daran, dass die Beschaffung von persönlicher Schutzausrüstung für Mitarbeiter kommunaler Krankenhäuser oder dergleichen ein Thema sein kann. In Summe hoffe ich, dass wir daraus lernen und uns künftig gegen das Bollwerk von Landes-, Bundes- oder EU-weiten Vergaberegelungen bei öffentlichen Projekten stemmen können und dadurch die regionale Wertschöpfung wieder mehr in den Vordergrund rücken kann. Dies gilt für alle Bereiche der öffentlichen Daseinsvorsorge.
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