Amberg
31.01.2021 - 15:23 Uhr

Hinter Gittern Faustschlag ins Gesicht

Der Prozess erlaubt einen Blick hinter Amberger Gefängnismauern. Es geht um Gewalt gegenüber einem Häftling, der offenbar Drogenschulden hatte. Außerdem ist ausführlich von Subutex, einem Rauschgiftersatzmittel, die Rede.

Ein Prozess vor dem Amtsgericht Amberg gewährt Einblicke in die Justizvollzugsanstalt. Bild: Oliver Berg/dpa
Ein Prozess vor dem Amtsgericht Amberg gewährt Einblicke in die Justizvollzugsanstalt.

Der Mann, den die Staatsanwaltschaft auf die Anklagebank holte, sitzt seit 2014 in der Justizvollzugsanstalt Amberg. Wegen schwerer räuberischer Erpressung und anderer Delikte hat man ihn lange eingesperrt. Vor Amtsrichter Florian Meißner wurde deutlich, dass der 30-Jährige schon im Schüleralter damit begann, Cannabis zu konsumieren. "Doch so richtig abhängig von Opiaten bin ich erst im Gefängnis geworden, erfuhr das Gericht.

Im April 2020 kam es zu einer tätlichen Auseinandersetzung in der Justizvollzugsanstalt. Dabei soll es um Drogenschulden gegangen sein. Der 30-Jährige versetzte einem seiner Mithäftlinge einen Faustschlag ins Gesicht. Das Opfer erlitt eine Jochbeinprellung, trug eine Platzwunde davon. Seine Vernehmung konnte jetzt nicht stattfinden. Der Mann ist zwischenzeitlich aus der Haft entlassen. Eine Entschuldigung des Täters hatte er zuvor noch angenommen. Es gab eine Videoaufzeichnung von dem Geschehen. Richter Meißner spielte sie ab. Darauf ließ sich der heftige Hieb erkennen. Noch bevor dies im Sitzungssaal stattfand, hatte der Angeklagte über seinen Verteidiger Christian Barthelmes (Bamberg) die Körperverletzung zugegeben.

In der Verhandlung ging es noch um weitere Straftaten. Dem Richter wurde vor Augen geführt, dass es für Rauschgiftabhängige im Rahmen von sogenannten Substitutionsmaßnahmen in der Justizvollzugsanstalt das Drogenersatzmittel Subutex per ärztlicher Verordnung gibt. An einem Tag im September 2020 sollte Subutex wieder einmal ausgegeben werden. Als der 30-Jährige seine Ration bekam, nahm er das in Folie verpackte Medikament zunächst in den Mund, spuckte es dann aber wieder aus und verbarg das Päckchen in seiner Hand, um den Inhalt später zu konsumieren. Die Aktion sorgte offenbar für größere Aufregung. Hausalarm wurde ausgelöst und im Nachgang kam es, wie bei der Körperverletzung, zu einem Disziplinarverfahren.

Musste im Rahmen der Verhandlung über eine Therapie des 30-Jährigen geredet werden? Der Richter sprach dieses Thema an und konnte den Akten entnehmen, dass der Angeklagte schon einmal einen Entzug abgebrochen hatte. Irgendwann in nicht mehr allzu ferner Zeit stehe seine Entlassung an. Allerdings verzögert sie sich um sechs Monate. Denn wegen des Fausthiebs und der versuchten illegalen Beschaffung eines Drogenersatzmittels bekam der Mann ein halbes Jahr Haft.

Wenn er in Freiheit ist, möchte sich der 30-Jährige bemühen, von seiner Sucht loszukommen. Vor allem aber ist da bei ihm das Verlangen (so sein Zitat), "nicht mehr unter Kriminellen zu leben."

Amberg11.01.2021
 
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