Grammer baut sein Geschäft in China aus

Amberg
10.05.2023 - 18:33 Uhr
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Bei der Grammer-Hauptversammlung ist auch der chinesische Investor ein Thema, genau wie das Geschäft des Unternehmens in China. Das soll weiter ausgebaut werden – trotz des schwelenden Konflikts um Taiwan.

So aufregend, spannend und auch wild wie zu Hastor-Zeiten, als vor sechs Jahren Tausende Menschen gegen den bosnischen Investor – der Grammer wohl zerschlagen wollte – protestierten, war es bei der diesjährigen Grammer-Hauptversammlung nicht. Natürlich nicht. Die Zeiten haben sich geändert, und ganz besonders die Mehrheitsverhältnisse. Dem Investor Ningbo Jifeng gehören 86,2 Prozent des Ursensollener Unternehmens. Dagegen kann der Rest der Aktionäre nichts ausrichten, selbst wenn er sich zusammenschließen würde.

Entsprechend ruhig und unaufgeregt verlief die Hauptversammlung am Mittwoch im Amberger Congress-Centrum (ACC). Aber weil der Investor aus China kommt, gab es doch ein Thema, das die Vertreter der normalen Aktionäre gerne anschnitten. Könnte die enge Verbindung nach China ein Problem für Grammer werden, vor dem Hintergrund des schwelenden Konflikts zwischen China und Taiwan?

"Ich habe ein bisschen Bauchschmerzen", sagte Thomas Walch von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SDK) dazu. Eine Enteignung des Auslandsbesitzes sei ja möglich. Da würden die "Effekte gering bleiben", antwortete Jurate Keblyte, Grammer-Finanzvorständin. Ein Taiwan-Konflikt wäre für den Konzern "beherrschbar", sagte sie. Etwaige Sanktionen gegen China könnten aber auch zu Problemen führen. Aber: "Das Risiko einer Eskalation des Konflikts mit entsprechenden Auswirkungen schätzen wir allerdings als sehr gering ein."

"Stärkster Wachstumsstandort"

Das Asiengeschäft von Grammer ist zwar die kleinste Region, bringt aber die höchste Rendite, sagte Vorstandssprecher Jens Öhlenschläger in seiner Rede. Es ist der "stärkste Wachstumsstandort". Und speziell China "wird in Zukunft an Bedeutung gewinnen". Die Produktionsstätten dort seien bereits zu klein, man werde sie ausbauen, neue kämen hinzu. Es gebe dort viele Aufträge. In dem Land sei man dank des Investors in einer "sehr guten Position" zu den Herstellern, auch zu den chinesischen Start-ups. Die sind in China mittlerweile eine echte Konkurrenz zu den deutschen Marken.

Seit 2018 ist Grammer in chinesischer Hand, Ningbo Jifeng hatte das Oberpfälzer Unternehmen damals vor Hastor gerettet. Seitdem hat man über den Investor noch kein schlechtes Wort von Grammer-Leuten gehört. Er mische sich nicht ein, habe keine staatlichen Verbindungen, heißt es immer wieder. "Der Vorstand trifft seine Entscheidungen unabhängig", betonte auch Öhlenschläger bei der Hauptversammlung. Das sieht auch Roland Klose von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) so: "Vorstand und Aufsichtsrat haben eine sehr hohe Eigenständigkeit", sagte der Wirtschaftsprofessor. "Ich hoffe, dass das so weiter geht."

Keine Dividende, dafür Hähnchen

Klose lobte das Unternehmen. Man brauche sich ja nur mal den Aktienkurs anschauen, bei mehr als 15 Euro liege der aktuell. Im vergangenen Oktober waren es noch 8 Euro. Grammer habe die Krise "gut gemeistert", auch wenn die Eigenkapitalquote von knapp 20 Prozent eher mager sei und es ein "Problemkind" im Amerika-Geschäft gebe.

Das vergangene Geschäftsjahr war "herausfordernd", sagte Öhlenschläger, aber "dennoch hat Grammer geliefert", die Ziele seien erreicht worden. Fürs neue Jahr sei man optimistisch, der Start sei schon mal geglückt. Im ersten Quartal verzeichnete man ein Umsatzplus und Gewinn. Bis 2025 will Grammer jährlich mehr als fünf Prozent Rendite erwirtschaften.

Fragt man Aktionäre, sagen sie, dass sie die aktuelle Entwicklung positiv sehen, nach den zuletzt eher dürren Jahren. Aber eine Dividende gab es wieder nicht, und das wird auch bis 2025 so bleiben, das ist bereits klar. Aber, immerhin, das Hähnchengeschnetzelte im ACC habe gut geschmeckt.

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Hintergrund:

Geschäftsjahr 2022

  • Umsatz: 2,158 Milliarden Euro (+13,4 Prozent)
  • Ebit: minus 45,0 Millionen Euro (Operatives Ebit: 35,5 Millionen Euro)
  • Mitarbeiter: 14.044 (+0,3 Prozent)
 
 

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