Auf den Tag genau vor 25 Jahren ist "JusIT", wie das IT-Servicezentrum der bayerischen Justiz abgekürzt wird, gegründet worden: Daran erinnerte dessen Direktor Ingo Kindler, als er zahlreiche Ehrengäste zur Feier willkommen hieß. Nach Amberg waren dazu auch hochrangige Justizbeamte aus dem Ministerium und den Generalstaatsanwaltschaften gekommen. Intensiv und schließlich mit Erfolg habe sich Oberbürgermeister Michael Cerny damals um eine Behördenverlagerung nach Amberg bemüht, so Kindler in seinem Rückblick. Selbst Willkommenspakete sollen im Spiel gewesen sein, sagte er scherzhaft. Prompt dementierte Oberbürgermeister Michael Cerny.
Sicher sei Geld notwendig gewesen, meinte Kindler, aber dafür hätten die Abgeordneten des Bundes- und Landtags gesorgt. Immens lang sei die Liste derer, die sein IT-Servicezentrum angestoßen und mit aufgebaut hätten und denen er heute öffentlich danken wolle. "Wir treiben die Digitaloffensive der bayerischen Justiz weiter voran", erklärte Bayerns Justizminister Georg Eisenreich in seiner Videobotschaft. Das Personal des Jus-IT leiste dazu einen "unverzichtbaren und herausragenden Beitrag".
Potenziale der KI nutzen
Eisenreich warnte aber auch, dass man bei der Entwicklung generativer künstlicher Intelligenz erst am Beginn eines neuen Zeitalters stehe, was große Chancen ermögliche, sicher auch mit Risiken verbunden sei. Die bayerische Justiz wolle aber Potenziale von KI und Legal Tech unbedingt nutzen. Aktuell würden bereits rund eine Million Verfahren rein elektronisch geführt. Die Zahl der Video-Verhandlungen (13.000 bis zum Jahr 2023) nehme ständig zu. Eisenreich kündigte an, dass die Einführung der E-Akte im nächsten Jahr abgeschlossen sein werde.
Der Wegfall des Buchstabens „B“ sei ausschlaggebend gewesen, dass nicht Bamberg, sondern Amberg als Standort für das IT-Servicezentrum ausgewählt worden sei, sagte Oberbürgermeister Michael Cerny und meinte, dass damit die bayerische Staatsregierung eine überaus weise Entscheidung getroffen habe. Denn: Zukunft werde nicht nur in großen Metropolen wie München gestaltet, sondern sei auch dezentral in der Region möglich. Als „alter ITler“, wie sich Cerny selbst bezeichnete, fand er, dass die Möglichkeiten künstlicher Intelligenz heute überhaupt noch nicht überschaubar seien.
Ein fortschreitender Prozess
In seiner Festansprache bezeichnete sich Thomas Dickert, der Präsident des Oberlandesgerichts Nürnberg, als Zeitzeuge für den Aufbau des IT-Servicezentrums. Wie er sagte, habe er die Geschichte, die er als "durchschlagende Erfolgsgeschichte" bezeichnete, in den vergangenen 25 Jahren begleiten dürfen. Und schon heute prophezeie er dem "JusIT", dem die Arbeit nie ausgehen werde, eine glanzvolle Zukunft. Digitalisierung sei ein fortschreitender Prozess mit immer rasanterer Geschwindigkeit. Aber ohne den Einsatz modernster digitaler Mittel werde die Justiz angesichts steigenden Arbeitsanfalls nicht arbeitsfähig bleiben. Während "JusIT" vor 25 Jahren mit fast 70 Mitarbeitern startete, arbeiten heute für das dem OLG Nürnberg angegliederte Servicezentrum fast 390 Fachkräfte.
Der OLG-Präsident betonte, dass die IT sicher und täglich verfügbar sein müsse, sie aber nicht selten von Hackern ausländischer Staaten bedroht werde. Künstliche Intelligenz sei sicher von Vorteil, aber nach dem Grundgesetz dürfe niemand seinem gesetzlichen Richter entzogen werden, und ein Automat sei eben kein gesetzlicher Richter, was Dickert auch als "Verstoß gegen das Recht auf rechtliches Gehör" bezeichnete. Musikalisch gestaltete das Sax-Reger-Quartett die Feierstunde.
Das IT-Servicezentrum in Zahlen
- Das IT-Servicezentrum in Amberg hat aktuell knapp 390 Mitarbeiter
- Ein Drittel davon sind Informatiker, der Rest speziell geschulte ehemalige Justizmitarbeiter
- 65 Arbeitsplätze befinden sich in der Faberstraße, weitere 15 in der Marienstraße
in Amberg - Direktor des IT-Servicezentrums ist Dr. Ingo Kindler.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.