Die Delegierten des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) haben auf ihrer diesjährigen Versammlung in Amberg mit großer Mehrheit eine Resolution für den Erhalt von Staatswäldern beschlossen. Anlässlich der immer stärker auftretenden Klimaveränderungen und der wachsenden Flächenversieglung fordert das höchste Gremium des LBV, öffentliche Wälder im Eigentum von Bund, Freistaat und Kommunen nicht mehr für Industrie- und Gewerbegebiete zu opfern.
„Der Staatswald in Bayern gehört nicht irgendjemandem, er gehört allen Bürgerinnen und Bürgern und somit auch dir und mir. Und ich will nicht, dass in meinem Wald irgendein Gewerbegebiet gebaut wird“, so der LBV-Vorsitzende Norbert Schäffer. Zum ersten Mal in der 112-jährigen Verbandsgeschichte fand die jährliche Delegiertenversammlung übrigens als Hybrid-Veranstaltung statt. Somit konnten rund 220 Teilnehmende aus ganz Bayern sowohl in Präsenz als auch online mitmachen.
Kein Verkauf mehr
Der LBV will sich in Zukunft noch stärker dafür einsetzen, dass die Verantwortlichen in Regierung und Parlamenten, insbesondere die Bayerische Staatsregierung, keine Bundes- und Staatswaldflächen mehr für neue Industrie- und Gewerbeflächen verkaufen dürfen. Das Gleiche gilt für Wälder von Kommunen und Körperschaften des öffentlichen Rechts.
In einer zweiten, einstimmig verabschiedeten Resolution fordert der LBV von der bayerischen Politik die konsequente Umsetzung ihrer selbst gesteckten naturschutzpolitischen Ziele. Der LBV begrüße die jüngsten positiven Entwicklungen für mehr Naturschutz im Freistaat ausdrücklich, so heißt es in der Pressemeldung. Beispielsweise der bayerische Streuobstpakt, die Wiedervernässung des Donaumooses und die durch das Begleitgesetz zum Volksbegehren Artenvielfalt verankerte Errichtung des bayerischen Biotopverbundes. „Unsere Aufgabe als Naturschutzverband ist es jetzt nicht, die Latte noch höher zu legen oder die neu gesetzten Ziele schlecht zu reden. Stattdessen erwarten wir nun von der Politik, dass sie ihre Ziele auch einhält. Und das werden wir genau überprüfen“, betont der LBV-Vorsitzende.
Sieben Ziele für die Zukunft
Weiter beschloss die Delegiertenversammlung einstimmig eine LBV-Strategie 2025. Darin sind sieben Kernthemen mit konkreten Zielen festgelegt. Diese Strategie ist damit Grundlage für sämtliche kommenden LBV-Aktivitäten. Die LBV-Schwerpunkte für die nächsten vier Jahre sind: Artenschutz, Klimaschutz, Landwirtschaft, Alpen, Wildnis und Schutzgebiete, Natur in der Stadt und im Siedlungsraum, sowie Umweltbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung.
In seinem Rechenschaftsbericht ging der LBV-Vorsitzende Norbert Schäffer auch auf einen historischen Moment in der Geschichte des Naturschutzes in Bayern ein: 140 Jahre nach ihrer Ausrottung fliegen seit diesem Sommer wieder zwei Bartgeier durch die bayerischen Alpen. Die beiden weiblichen Junggeier aus einer spanischen Zuchtstation hatte der LBV zusammen mit dem Nationalpark Berchtesgaden und dem Tiergarten Nürnberg ausgewildert. „Die beiden Bartgeier können sich nun wieder zum größten Vogel der bayerischen Alpen aufschwingen. Und der Moment, als ich Bavaria als einer der wenigen Augenzeugen live vor Ort bei ihrem ersten Flug beobachten konnte, wird mir für immer in Erinnerung bleiben“, so Schäffer.
Neuer Stellvertretender Vorsitzender
Der bisherige stellvertretende LBV-Vorsitzende, der Allgäuer Diplom-Agraringenieur Ethelbert Babl (Kempten), war von seinem Amt zurückgetreten. Er wurde nach drei Jahren engagierter Vorstandszugehörigkeit in einer Laudatio von Norbert Schäffer unter anderem mit den Worten verabschiedet: „Ich bedanke mich ganz herzlich für die gute und intensive Zusammenarbeit. Insbesondere unsere Gespräche über die bayerische Naturschutzpolitik habe ich immer als sehr wertvoll empfunden.“ Für Babl wurde Hartwig Brönner (Main-Spessart), der bereits langjähriger Kreisgruppenvorsitzender ist und seit 2018 den Arbeitskreis „Internationales“ im LBV leitet, als neuer stellvertretender Vorsitzender einstimmig in den LBV-Vorstand gewählt.
Mit dem LBV-Engagement-Preis zeichnete der bayerische Naturschutzverband auch 2021 aktive Mitglieder für ihr jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement im LBV aus. Die sieben Preisträger sind: Silvia Sauer (Kitzingen), Klaus Brünner (Roth-Schwabach), Gudrun Frohmader-Heubeck (Wunsiedel), Michael Herzig (Dingolfing-Landau), Hans Jörgen Kolbinger (Regensburg), Bernd Achtnicht (Augsburg) und Rita Verma (Fürstenfeldbruck).
Nachwuchspreis verliehen
Zum zweiten Mal vergab der LBV auch einen Nachwuchs-Engagement-Preis an aktive Mitglieder, die mit innovativen Ideen, gelungen Kooperationen oder großflächig wirksamen Aktionen die Arbeit des LBV besonders unterstützen. Die sieben Preisträger sind: Matthias Franz (Bad Kissingen), Hauke Lindhorst (Erlangen-Höchstadt), Peter Stimmler (Bayreuth), Silke Moll (Passau), Michael Nowak (Schwandorf), Leon Wischenbarth (Neu-Ulm) und Alexander Klose (Landsberg).
Ehrungen für langjährige Mitgliedschaft
- Gudrun Dentler (Passau) – 20 Jahre
- Stefan Böhm (Günzburg) – 20 Jahre
- Günter Schreib (Deggendorf) – 20 Jahre
- Ehren-Kreisgruppenvorsitzende: Georg Frehner (Memmingen-Unterallgäu) und Günter Schreib
"Der Moment, als ich Bavaria als einer der wenigen Augenzeugen live vor Ort bei ihrem ersten Flug beobachten konnte, wird mir für immer in Erinnerung bleiben.“

















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