"Von Januar bis Anfang März 2020 hatten wir eine Steigerung von 25 bis 45 Prozent bei den Vorsorgekoloskopien, dann kam der Einbruch“ – das berichtet ein Vorstandsmitglied des Berufsverbandes für niedergelassene Gastroenterologen in einer Pressemitteilung des Klinikums. Mit dem Einbruch ist der Beginn der ersten Welle der Covid-Pandemie gemeint.
Bis zu 40 Prozent weniger Darmspiegelungen
„Hier ist die Rate der Darmspiegelungen zur Früherkennung von Krebserkrankungen bis zu 40 Prozent im Vergleich zu 2019 gesunken. Das ist wirklich problematisch“, erläutert Dr. Marc Dauer, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin II am Klinikum St. Marien Amberg. Es war der Start des ersten Onlinevortrages im Rahmen der Vortragsreihe Ratgeber Gesundheit am Klinikum. „Besonders wenn man bedenkt, dass die Erkrankungsrate dank der Vorsorgeuntersuchungen in den vergangenen zehn Jahren deutlich gesunken ist“, so Dr. Dauer. "Vorsorge rettet also Leben."
Grundsätzlich wirksam ist zur Krebsvorsorge, wenig Alkohol zu trinken, wenig rotes Fleisch (max. zwei Mala pro Woche), dafür aber täglich frisches Obst und Gemüse zu konsumieren, nicht zu rauchen und sich viel zu bewegen. Auch Risikoerkrankungen wie Diabetes oder entzündliche Darmerkrankungen und das familiäre Risiko spielen eine Rolle. Entscheidend sind aber zeitgerechte und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen, heißt es weiter. „Bei Männern werden Darmspiegelungen zur Vorsorge ab dem 50. Lebensjahr, bei Frauen ab dem 55. Lebensjahr von den Krankenkassen übernommen“, erklärt Dr. Dauer weiter.
Angst als größte Hürde
Auch der jährlich angebotene Stuhl-Test ab dem 50. Lebensjahr reduziert die Sterblichkeitsrate. Nicht-blutende Polypen (Vorstufen) und Tumore werden hier aber nicht entdeckt. „Mindestens 40 Prozent der 60-Jährigen haben diese Vorstufen. Diese können bei einer Spiegelung entfernt werden, so dass das Auftreten von Dickdarmkrebs um bis zu 90 Prozent gesenkt wird.“ Die Darmspiegelung ist eine sehr sichere Untersuchung. „Wir merken immer wieder, Angst ist hier die größte Hürde. Aber sie ist unbegründet. Das Risiko für schwere Komplikationen wie einer Darmverletzung ist verschwindend gering.“
Auch die Krebs-Behandlung wird durch die COVID-Pandemie eingeschränkt. „Es gibt Rechenmodelle, die zeigen, dass mit einer erheblichen Zunahme der Todesfälle bei Dickdarmkrebs zu rechnen ist, weil die Diagnose verzögert gestellt wird.“ Dr. Wolfram Schief, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie, schließt sich an und appelliert an die Bevölkerung. Mit Beginn der Pandemie ist das Risiko, dass der Krebs bei Diagnosestellung nicht mehr zu heilen ist, auch in unserem Zentrum deutlich gestiegen.
Mehr als 5000 Endoskopien 2020
„Mit jeder Woche wird dieses Risiko mehr. Im Klinikum ist Infektionsprävention und damit die Sicherheit unserer Patienten das Wichtigste. In der Endoskopie wurden auch im vergangenen Jahr unter Bedingungen der Pandemie mehr als 5000 ambulante und stationäre endoskopische Untersuchungen durchgeführt. Kein Patient und Mitarbeiter hat sich dabei mit Corona infiziert. Während der stationären Behandlung im Bereich der Chirurgie hatten wir lediglich einen einzigen Fall.“ Diese Zahlen sprächen laut dem Klinikum für sich.
Im Klinikum Amberg werden Covid-Patienten im Normal- und Intensivbereich strikt getrennt. Außerdem werden ausnahmslos alle Patienten vor Aufnahme und Untersuchung mittels PCR-Test gescreent. Stationäre Patienten werden alle vier Tage wiederholt auf eine Corona-Infektion getestet. Regelmäßig getestet wird auch das Personal in den Risikobereichen. Und ein Großteil der Mitarbeiter ist bereits geimpft, heißt es in dem Schreiben an die Presse. „Das Risiko sich im Alltag außerhalb der Klinik anzustecken ist viel höher als bei uns in der Klinik“, betont Dr. Schief.

















Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.