Amberg
26.09.2025 - 00:01 Uhr

Krankenschwester und junge Mutter: "Ich war noch nie so glücklich"

Die Amberger Fachschwester für Onkologie Leonora Sabani über ihre Arbeit mit krebskranken Frauen, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und einen ganz normalen Tag in einem erfüllten Leben.

Gegen 6 Uhr wird Leonora Sabani (34) von ihrem Mann geweckt. Er bereitet das Frühstück vor und geht mit dem Hund gleich mal Gassi. Leonora steht auf und kümmert sich um den gemeinsamen Sohn, den zweijährigen Leonard.

„Das klappt morgens alles wie am Schnürchen“, erzählt die junge Mutter und Fachschwester für Onkologie, die seit Februar auf der Station für Gynäkologie des Amberger Klinikums St. Marien arbeitet. Die Fortbildung zur Fachschwester war ihr von ihrem früheren Arbeitgeber, dem Klinikum Nordoberpfalz in Weiden, ermöglicht worden. Zehn Jahre hatte sie in Weiden gelebt, doch die Liebe führte sie nach Amberg, wo ihr Mann, der ebenfalls eine pflegerische Ausbildung hat, in der Pflegedirektion arbeitet.

Familiäre Arbeitsteilung

Ihr Mann fährt sie in die Arbeit und bringt den kleinen Leonard noch in die Kita. Um 7 Uhr beginnt Sabanis Dienst. Zusammen mit anderen onkologischen Fachpflegerinnen und „Breast Care Nurses“, also Brustschwestern, die auf die Wundversorgung von an Brustkrebs erkrankten Patientinnen spezialisiert sind, teilt sie sich ein Stationszimmer. Ihre erste Anlaufstelle am Morgen. Man blickt ins System, beantwortet Mails, bespricht sich. Um 7.30 Uhr beginnt die Visite.

„Vor dem jeweiligen Patientenzimmer tauschen wir uns mit den behandelnden Ärzten und den Bereichsschwestern aus und erfahren zum Beispiel, ob nachts etwas vorgefallen ist oder welche Therapien aktuell geplant sind.“ Auch bei der Arztvisite ist die Fachschwester natürlich dabei, kann sich so ein Bild von der jeweiligen Patientin machen und aus dem Arzt-Patientinnen-Gespräch Rückschlüsse für ihre Arbeit ziehen.

Reden über das Unfassbare

Nach der Visite geht’s gegen 8 Uhr zurück auf das Stationszimmer der Fachschwestern. Sabani bereitet die Entlassungen von Patientinnen vor, die an diesem Tag nach Hause dürfen. Ab 9 Uhr beginnen die Pflegevisiten, Einzeltermine der Fachschwestern mit den Patientinnen. Mal geht es dabei um das Handling medizinischer Hilfsmittel, mal um einen Verbandswechsel nach einer Brust-OP. Oder darum, die Frauen vor einer Chemo darüber aufzuklären, was auf sie zukommt.

„Viele sind verständlicherweise fassungslos, wenn sie von der Diagnose erfahren. Gelassen geht keiner mit einer solcher Erkrankung um. Als Fachschwester muss ich versuchen, diese Menschen aufzufangen.“ Am Klinikum in Amberg darf sie sich die Zeit nehmen, die sie, die die Patientinnen für solche Gespräche brauchen. „Dass ich diesen Freiraum haben würde, war für mich mit ausschlaggebend für die Entscheidung, den Weg der Weiterbildung zur Fachschwester einzuschlagen. Natürlich gibt es auch mehr Geld, ich wollte aber vor allem mehr Zeit mit den Patienten haben.“

Dennoch, „money talks“: Die tariflichen Leistungen für Pflegekräfte sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, wer als Pflegekraft arbeitet, verdient heute gut. Als Fachschwester in Vollzeit kommt man dabei – abhängig unter anderem von den Berufsjahren und diversen Zulagen – in der Regel auf ein Jahresbrutto von über 50.000 Euro. Das kann sich sehen lassen. Hinzu kommt: Bezahlt ein Arbeitgeber – wie das Klinikum Amberg oder die Kliniken Nordoberpfalz – nach Tarif, gibt es auch regelmäßige Lohnsteigerungen, die man sich nicht erbetteln muss.

„Der Pflegeberuf ist ungemein vielfältig,“ singt Sabani das Hohelied auf ihre Profession. Zu Recht: Neben den Fachschwesternausbildungen, etwa für Onkologie, Psychiatrie, für Neurologie („Stroke“), Wundversorgung, Diabetes oder Endoskopie, gibt es Spezialisierungen für die Intensivstation, den OP-Bereich, Anästhesie oder Dialyse, um nur einige zu nennen. Daneben besteht die Möglichkeit, sich in anderen Bereichen beruflich weiterzuentwickeln, wie etwa durch ein Pflegemanagement-Studium oder ein Studium in Pflegepädagogik für die Lehre („Schulschwester“).

Mama, Ehefrau, Gesundheitsprofi

Leonora Sabani für ihren Teil fühlt sich angekommen, beruflich und privat. „Ich möchte meine Ziele gar nicht so hoch stecken, ich bin glücklich mit dem, was ich habe und was ich mache“, sagt sie. „Beruflich bin ich froh, dass ich die Weiterbildung zur Fachschwester für Onkologie gemacht habe.

Die Arbeit mit krebskranken Frauen ist fordernd, für mich aber echte Berufung.“ Beruf und Familie kann sie sehr gut miteinander vereinbaren, findet Sabani: „Das Klinikum und die Kollegen gehen verständnisvoll auf meine Situation ein. Dafür bin ich wirklich dankbar.“

Feierabend um Zwölf

Bis 12 Uhr dauert der Arbeitstag von Leonora Sabani, die in Teilzeit beschäftigt ist und nur am Vormittag arbeitet. Ein Vormittag, der viel Kraft abverlangen kann. Zum Beispiel dann, wenn man einen Menschen auf einen Kampf einstellen muss, von dem man nicht weiß, wie er ausgehen wird. Zum Beispiel dann, wenn man sich gemeinsam mit einer Brust-Patientin, die Amputationswunde ansieht. Zum Beispiel dann, wenn einem klar wird, dass eine Mutter den Kampf gegen den Krebs verloren hat.

12 Uhr, Arbeitsende für sie. Ihr Mann arbeitet Vollzeit und wird erst später nach Hause kommen. Jetzt ist es an ihr, zur Kita zu fahren und den Kleinen abzuholen.

12.30 Uhr. Leonard bekommt von Mama sein Lieblingsessen, Nudeln mit Tomatensauce und Wienern. Mmh, das schmeckt.

14 Uhr. Gassi gehen mit Bruno, der Französischen Bulldogge. Dann mit dem Kleinen zum Spielplatz, mit anderen Müttern plaudern.

Gegen 16 Uhr zurück in die Wohnung, das Abendessen vorbereiten. Schließlich kommt auch Papa nach Hause. Abendessen.

Um 17.30 Uhr wird Leonard ins Bett gebracht. Ein-, zweimal wird er nachts wach werden und nach Milch oder Keksen verlangen.

„Wenn der Kleine schläft, kommen wir erstmals so richtig ins Gespräch, können den anderen fragen, wie der Tag war, was ihn beschäftigt.“ Viel Zeit für andere Dinge bleibt da nicht mehr. Sport? Fehlanzeige. Abendveranstaltungen? Fehlanzeige. Dennoch: „Ich war eigentlich noch nie so glücklich wie heute.“

21 Uhr. Licht aus, Schlafenszeit. Jetzt auch für die Großen.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.