Amberg
28.07.2020 - 09:53 Uhr

Künftig mit Bus oder Ruf-Taxi zum Mariahilfberg in Amberg?

Gibt es eine Möglichkeit, den Mariahilfberg in Amberg mit öffentlichen Verkehrsmitteln anfahren zu lassen oder einen sogenannten Ruf-Bus oder ein Ruf-Taxi einzusetzen? Das wollte die SPD-Stadtratsfraktion geprüft wissen.

Bisher fährt außerhalb der Bergfestwoche kein Bus zum Mariahilfberg. Das soll sich ändern, doch es gibt Schwierigkeiten. Archivbild: Rene Muehlmeier/exb
Bisher fährt außerhalb der Bergfestwoche kein Bus zum Mariahilfberg. Das soll sich ändern, doch es gibt Schwierigkeiten.

Im Januar schrieb die SPD-Stadtratsfraktion an Ambergs Oberbürgermeister Michael Cerny. Das Anliegen: Die Anbindung des Mariahilfbergs an den ÖPNV oder die Einführung eines Ruf-Taxis. Begründet wurde der Antrag damit, dass der Mariahilfberg „DAS Naherholungsgebiet für die Amberger Bürger“ sei. In weltlicher und kirchlicher Hinsicht habe er bei den Ambergern einen hohen Stellenwert. Die Erreichbarkeit sei jedoch gerade für ältere, gehbehinderte und mobil eingeschränkte Menschen nur bedingt oder mit einem hohen Aufwand möglich. Weiter hieß es, dass im Falle eines Ruf-Taxis eine moderate Preisgestaltung in Anlehnung an den ÖPNV angeboten werden sollte.

Verkehrsreferent Bernhard Mitko erklärte im Verkehrsausschuss, dass das Straßenverkehrsamt daraufhin sämtliche 15 Taxiunternehmer in der Stadt Amberg gefragt hätte, ob sie sich vorstellen könnten, ein solches Ruf-Taxi einzusetzen und welche Preisgestaltung möglich sei – auch bei Anfahrten aus weiter entfernten Stadtteilen wie Karmensölden. Ist ein fester Tarif vorstellbar?

Eine Frage der Finanzierung

Neun Taxiunternehmen antworteten. Johann Artmann von der 1. Amberger Taxivereinigung, zu der die Taxiunternehmen Lohek, Memminger und Schwab zählen, teilte zum Beispiel mit, dass "der Vorschlag, Senioren in das Naherholungsgebiet zu befördern, selbstverständlich begrüßt" werde. Fraglich sei jedoch, wie das Projekt finanziert werden soll. Zu klären sei, ob aus dem „Stadtsäckl“ für Seniorenbetreuung Gelder zur Verfügung gestellt werden könnten oder ob Fördergelder von der Regierung für ein „Ruf-Taxi“ beantragt werden könnten. Auch alle anderen Taxiunternehmen gaben an, keine Fahrten unterhalb des bestehenden Tarifes anbieten zu können. Entsprechende Mittel müssten bereitgestellt werden, um die Differenz auszugleichen.

Das Taxiunternehmen Holler erklärte zudem, dass "vielleicht einmal im Monat eine Fahrt zum Mariahilfberg durchgeführt wird – außer beim Bergfest". Eine Nachfrage sei praktisch nicht vorhanden. Diese Einschätzung teilten auch andere Kollegen.

Konzept seit 2017 fertig

Der Zweckverband Nahverkehr Amberg-Sulzbach (ZNAS) wurde ebenfalls zu der SPD-Anfrage um Stellungnahme gebeten, wie Mitko im Verkehrsausschuss berichtete. Daraufhin hatte der ZNAS-Geschäftsleiter mitgeteilt, dass bereits 2016 ein Konzept erarbeitet worden sei. Dabei wurden die Zeiten, der Fahrweg des Busses am Berg und vor allem die genaue Lage der Haltestelle mit einem Vertreter der Kirchenstiftung im Detail abgestimmt. Voraussetzung für dieses Konzept sei jedoch eine barrierefreie Haltestelle und ein geregelter Winterdienst. Seither sei nichts mehr passiert.

Das Straßenverkehrsamt fragte deshalb beim Tiefbauamt, inwieweit Haushaltsmittel für den Bau einer barrierefreien Haltestelle und für den Winterdienst auf dem Mariahilfberg in naher Zukunft bereitgestellt werden könnten.

Schnee und Glätte ein Problem

Das Tiefbauamt teilte daraufhin mit, dass die Errichtung einer Bushaltestelle eher unproblematisch sei, "obwohl es sicherlich Maßnahmen mit weitaus höheren Prioritäten" gäbe, die mangels Geld nicht umgesetzt werden. Schwierigkeiten würden aber erwartet mit der Umfahrung des kirchlichen Parkplatzes, der für Pkw und nicht für Busse bemessen sei. Mit Folgemaßnahmen müsse man hier bald rechnen. Die Winterdienststrecken seien zudem alle ausgereizt. Neue Strecken könnten nur dann hinzukommen, wenn andere dafür gestrichen würden – also bewohnte Straßen.

"Bei Schnee und Glätte wollen Senioren doch sowieso nicht auf den Berg", warf Susanne Herding (CSU) ein. Sie schlug vor, im Fahrplan zu vermerken, dass der Bus bei schlechten Straßenverhältnissen nicht fährt. Doch eine Vertreterin des ZNAS erklärte, dass die Busse sich an feste Zeiten halten müssten, solche Abweichungen seien nicht möglich. Dieter Amann von der SPD äußerte die Idee, dass auch nur in den Sommermonaten eine Linie zum Berg eingerichtet werden könnte, um die Probleme mit dem Winterdienst zu umgehen. "Macht das Ganze jetzt überhaupt Sinn, wenn die Wirtschaft die nächsten Jahre geschlossen hat?", gab Daniel Müller (CSU) zu bedenken und Amann widersprach: "Da gibt es eine Kirche." Bürgermeister Martin Preuß wollte die Möglichkeit des Ruf-Taxis noch nicht komplett verwerfen: "Eine Taxifahrt ist viel individueller, da können die Leute direkt vor der Haustür abgeholt werden."

Pläne weiterverfolgen

"Das Straßenverkehrsamt ist der Ansicht, dass es sehr schwierig werden wird, sogenannte Ruf-Taxis zu organisieren, da die meisten Taxiunternehmer das Ganze eher skeptisch beurteilen", sagte Mitko. Die Organisation und Finanzierung gestalte sich zu schwierig. Einfacher sei es daher, das bereits seit 2017 fertige Konzept des ZNAS weiterzuverfolgen. Dem stimmte das Gremium schließlich zu. Gespräche mit den Taxiunternehmen sollen aber noch geführt werden.

Amberg26.07.2020
 
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