Amberg
13.09.2024 - 18:02 Uhr

"Kunst im Foyer" mit Farbholzschnitten von Jeff Beer

Jeff Beer lässt sich gerne von Entdeckungen überraschen. Und er überrascht gerne die Betrachter seiner Kunst, auch mit der Vielfalt seiner Arbeit. "Kunst im Foyer" bietet ab 19. September im Stadttheater Amberg die Gelegenheit dazu.

„Kunst im Foyer“ gehört zur Theater- und Konzertsaison des Stadttheaters Amberg wie die Pausengespräche, die sich nicht selten um das drehen, was gerade die Wände der gotischen, ehemals sakralen Räumlichkeit schmückt. Bis 9. Februar 2025 werden es großformatige Farbholzschnitte des aus Mitterteich stammenden, in Gumpen bei Falkenberg lebenden Künstlers Jeff Beer sein.

Dass die Wahl auf ihn fiel, verdankt Beer seiner Jubiläumsausstellung 2022 in Mitterteich: „Ich fand es spannend, dass das Amberger Kuratorenteam ausgerechnet die Farbholzschnitte für sich entdeckte mit dem Ansatz, die inhaltliche und formale Spannweite dieser Arbeiten passe optimal ins Ambiente des Amberger Stadttheaters“, schreibt der Künstler auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien.

Zu sehen: Unikate

Präsentieren wird er sich hier allerdings mit neuen Unikaten: „Die Druckstöcke habe ich erst in diesem Sommer geschnitten und unlängst in einer Münchner Druckwerkstatt gedruckt.“ Wie viele Werke genau im Foyer Platz finden, zeigt sich erst beim Aufbau kurz vor der Vernissage, käuflich zu erwerben werden aber alle sein, so Beer.

Statt sich hinter einem eng gesteckten, überschaubaren Personalstil zu verstecken, siedelt er seinen Stil nach eigenen Angaben eher breit an: „Ich lasse mich von Entdeckungen überraschen und gehe ihnen nach. Das löst oft neue, sehr unterschiedliche Serien mit ganz eigenem Gepräge aus. Das Schönste wäre, wenn das Überraschende und die generelle Vielfalt meiner Arbeit auch auf den Betrachter überspringen würden.“

Aufmerksamkeit und Offenheit, sowohl nach außen als auch nach innen, ist ihm bei der kreativen Arbeit wichtig: „Eine Art doppelter Seismograph, der die Arbeit begleitet bzw. aus dem sie im Eigentlichen hervorgeht.“ Konsequenterweise ist bei Beers Arbeit vieles fließend: „Material, Technik und Idee bzw. Inspiration stehen in einer Art symbiotischen Beziehung zueinander – in Form einer Suchbewegung ziehen sie sich magnetisch an. Stimmen die beteiligten Parameter überein, so ist die Plausibilität des Ergebnisses meist am natürlichsten und selbstverständlichsten.“ Und natürlich erweitere sich dieser Kanon im Laufe einer lebendigen, sich dem ständigen Entdecken öffnenden Künstlerbiographie.

Synergien - als Musiker, Künstler und Autor

Jeff Beer ist aber nicht nur bildender Künstler, sondern auch Musiker und Autor. Angesprochen auf etwaige Synergien, befindet er: „Wenn diese gestalterischen Elementarkräfte authentisch, tief und stark genug verankert sind, wird es wohl kaum möglich sein, dass sie sich nicht in irgendeiner Weise in den Werken der einzelnen Genres mitgestaltend äußern. Ich nutze sie so weit wie möglich auch bewusst. Beispielsweise ist die sehr komplexe Strukturerfahrung aus der Musik für mich auch ein äußerst wertvolles Werkzeug für die Organisation eines bildnerischen Werks oder von Texten – und umgekehrt die Impulse und Erfahrungen aus dem Bildnerischen für das Musikalische, wenn man das jetzt nicht zu schematisch versteht.“

In welche Richtung es jeweils konkret geht, zeige sich bei ihm merkwürdigerweise immer ganz klar – „als würde der inspirierende Impuls selbst schon die Intention der Zugehörigkeit bzw. Umsetzung in sich tragen, und die jeweilige Sinnesorganisation dann wie selbstverständlich darauf anspringen.“

Versöhnt mit Mechanikerlehre

Auf seine seinerzeit nicht aus freien Stücken gewählte Mechanikerlehre blickt Beer mittlerweile versöhnlich: „Nichts ist umsonst. Jede Erfahrung ist kostbar. Ich konnte eine überraschende Vielzahl von in der Werkstatt meines Vaters erworbenen Fähigkeiten auf den weiteren Weg mitnehmen, gar nicht einmal nur die für einen späteren Bildhauer so scheinbar offensichtlich praktischen Fähigkeiten wie den Umgang mit unterschiedlichsten Werkzeugen, Maschinen, Metallen, dem Schweißen, generell der Mechanik, etc. Da lernt man ja eine ganze Welt kennen, lernt sie lesen, lernt ihre Sprache, ihre Organisationsformen und Abläufe, lernt Formen der Körperlichkeit kennen, die man da braucht.“ Erst sehr viel später habe er begriffen, wie wertvoll das eigentlich war und ist.

Beer, der einst aus der Oberpfalz auszog, um in Metropolen wie Paris und New York zu leben und zu arbeiten, weiß die Vorzüge seiner neuen Heimat Gumpen zu schätzen: „Wer sich einmal mit den unvergleichlichen Qualitäten der Stille und der unerschöpflichen, zum Greifen nahen Natur angefreundet hat, wird sie um keinen Preis mehr gegen eine zunehmend überdrehte Urbanität eintauschen wollen.“

Mit Amberg verbindet Jeff Beer Erinnerungen an eine Fotografie-Ausstellung im Theaterfoyer und ein Konzert, das er im Luftmuseum gespielt habe. „Aber wie das in solchen Arbeitszusammenhängen ist – man reist zu Vorgesprächen an, besichtigt die Räume, baut auf, schottet sich temporär ab, um ein optimales Ergebnis zu erzielen und muss danach meist schon wieder weiter.“ Insoweit kenne man die Städte kaum, in denen man zu Gast sein durfte: „Ähnlich ergeht es mir bisher mit Amberg. Aber ich bin dabei, das Juwel an der Vils besser kennenzulernen – darauf freue ich mich.“

HINTERGRUND:

Zu Person und Ausstellung

  • Jeff Beer, Musiker, Komponist, Maler, Graphiker, Fotograf, Bildhauer und Autor, 72, geboren in Mitterteich, KfZ-Mechaniker-Lehre, Studium an der Hochschule für Musik in Würzburg (Komposition, Perkussion und Klavier), Stipendien in Paris und New York, ab 1984 Bildhauerei mit unterschiedlichen Materialien, ausgezeichnet u.a. mit dem Bayerischen Staatspreis für Musik 1986, 1992 Erster Preis im Skulpturenwettbewerb für das neue Ämtergebäude der Stadt Weiden i.d.Opf., Kunstpreis des Bezirks Oberpfalz 2000, 2004 Kulturpreis des Bezirks Oberpfalz für Bildhauerei, Nominierung für den Bayerischen Kunstpreis 2019
  • Kunst im Foyer - Jeff Beer, Vernissage am Donnerstag, 19. September um 19.30 Uhr im Stadttheater Amberg, die Ausstellung im Oberen Foyer ist bis 9. Februar 2025 bei Veranstaltungen jeweils eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn frei zugänglich.
 
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