ONETZ: Von Mario Götze weiß man, dass er als Kind in Bayern-Bettwäsche geschlafen hat. Wer war dein Idol?
Patrick Erras: Das war Frank Lampard. Ich hatte zwar keine Bettwäsche vom FC Chelsea, aber die Art, wie er als torgefährlicher Mittelfeldspieler gespielt hat, hat mir immer sehr gut gefallen. Das war beeindruckend.
ONETZ: Wann und wie hat die Begeisterung für Fußball von dir Besitz ergriffen?
Patrick Erras: Das muss im Alter von vier oder fünf Jahren gewesen sein. Ich habe viel mit meinem Bruder und meinem Vater im Garten gespielt. Gleich um die Ecke war auch der Sportverein, wo ich mit fünf Jahren angefangen und mit meinen Freunden und Schulkameraden zusammengespielt habe.
ONETZ: Du bist mit 12 Jahren zum Club gekommen. Was steckte dahinter? Ein Fußball-begeisterter Vater, der von einer Nationalmannschaftskarriere des Sohnes träumte?
Patrick Erras: (lacht) Ich denke nicht, dass mein Vater jemals von so etwas geträumt hat, aber meine Eltern haben mich immer unterstützt und sind, denke ich, sehr zufrieden, wie meine Karriere bislang verlief. Ich wurde damals bei einem DFB-Stützpunkt-Training entdeckt und zu einem Probetraining nach Nürnberg eingeladen. Da habe ich mich wohl ganz gut präsentiert und bin dann nach Nürnberg gewechselt.
ONETZ: Wie sieht eine Jugend aus, die man neben der Schule in einer Profimannschaft verbringt?
Patrick Erras: Klar, das war nicht einfach und manchmal sehr stressig, wenn man nach der Schule in den Zug oder ins Auto zum Training nach Nürnberg gestiegen ist. Da blieb wenig Freizeit. Wenn, dann hatte ich nach dem Spiel am Wochenende etwas Zeit für mich. Aber ich habe es gerne gemacht. Es war eine besondere Jugend, die nicht jeder so erleben darf.
ONETZ: Welcher Typ bist du als "Zugroaster"? Ist Bremen einfach der Standort deines Arbeitsplatzes oder willst du alles über deine neue Heimat wissen?
Patrick Erras: Ich bin ein sehr interessierter Mensch. Ich möchte wissen, in was für einer Stadt ich lebe. Mit meiner Familie erkunde ich viel. Wir schauen uns die Stadt an, suchen nach schönen Plätzen und guten Restaurants. Da hat Bremen einiges zu bieten. Wir fühlen uns hier sehr wohl.
ONETZ: Du hast kürzlich geheiratet, bist junger Familienvater. Das Bedürfnis nach einem Anker in der schnelllebigen Fußballer-Welt?
Patrick Erras: Auf jeden Fall. Auch, wenn ich das nicht mit dem Fußball verbinde. Ich habe mit meiner Frau mein Glück gefunden, wir haben zusammen eine wunderbare Tochter. Darüber bin ich sehr glücklich. Natürlich ist die Familie auch der Anker und die Quelle, aus der ich Kraft schöpfe und Unterstützung erfahre.
ONETZ: Gibt es Grenzen der Fantasie, wo deine Karriere endet? Wie viel traust du dir zu?
Patrick Erras: Ich bin jemand, der sportlich nicht zu weit in die Zukunft schaut. Im Fußball kann man kaum langfristig planen. Ich freue mich jetzt auf meine Zeit bei Werder und die neue Herausforderung. Wie es in den nächsten Jahren für mich weitergeht, wird man sehen.
ONETZ: Du spielst im defensiven Mittelfeld. Was sagt das über dich als Mensch aus?
Patrick Erras: Ich glaube nicht, dass die Position im Fußball etwas über den Menschen aussagen kann. Im Mittelfeld muss man vielleicht mehr den Überblick behalten und besonnen agieren. Das versuche ich auch im Leben abseits des Fußballs.
ONETZ: Du bist ein fußballerischer Riese. Hast du auch über eine Karriere als Basketballer nachgedacht?
Patrick Erras: Nein, ich habe zwar eine Vorliebe für Basketball und schaue mir gerne Spiele an, aber das Interesse daran kam erst, als ich 15 oder 16 Jahre alt war. Ich habe nie im Verein gespielt. Ab und an spiele ich mit Freunden, wenn es der Fußball erlaubt. Zu einer Karriere wie im Fußball hätte es aber nicht gereicht.
ONETZ: Dein Leben jenseits des Weser-Stadions - was ist dir wichtig?
Patrick Erras: Die Familie natürlich. Ich verbringe sehr gerne die Zeit mit meiner Frau und meiner Tochter. Vor Kurzem waren auch meine Eltern zu Besuch. Da versuche ich natürlich, mir so viel Zeit wie möglich zu nehmen. Das Gleiche gilt, wenn uns Freunde in Bremen besuchen.
ONETZ: Ein böses Klischee: Du wirst nicht fürs Denken, sondern fürs Grätschen bezahlt. Welche Rolle spielt der Kopf beim Fußball?
Patrick Erras: Im modernen Fußball eine sehr große. Taktisch ist der Fußball sehr anspruchsvoll geworden. Aber auch auf dem Platz muss man schnell denken können, Situationen antizipieren, umschalten und überlegen, wo der Ball hinkommen könnte ...
ONETZ: Was kommt nach der Profi-Zeit?
Patrick Erras: Ich mache mir natürlich schon Gedanken. Ich habe aber noch nichts gefunden, was ich mir vorstellen könnte. Aber ich möchte mich demnächst darauf vorbereiten. Mal schauen, was es wird. Vielleicht eine Karriere ganz weg vom Fußball. Ich bin für Vieles offen.
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