LEO trifft: SpVgg Greuther Fürth II-Trainer Dominic Rühl

Amberg
09.12.2021 - 09:26 Uhr
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Mit drei Jahren stand Dominic Rühl zum ersten Mal auf dem Fußballplatz – in seinem Heimatverein SV Rednitzhembach. Heute, fast 33 Jahre später, trainiert der Sulzbach-Rosenberger die Mannschaft der SpVgg Greuther Fürth II.

Dominic Rühl, Trainer der SpVgg Greuther Fürth II, erzählt im Interview von Mut, der Schönheit des Spiels und seiner frühen Liebe für den Fußball.

Im Interview erzählt der 36-Jährige von der Umstellung auf Männerfußball, warum Talente wie eine Tür sind und warum er bereit ist, für den Sport viel zu opfern.

ONETZ: Marco Reus war als Kind Anhänger von Tomas Rosicky, Mario Götze Bayern-Fan. Wer war dein Idol?

Dominic Rühl: Ich hatte weder ein Idol noch schwärmte ich für bestimmte Clubs. Ich hatte aber immer Sympathien für Mannschaften, die guten Fußball gespielt haben und für gewisse Tugenden standen.

ONETZ: Du warst für die U16 der SpVgg verantwortlich, im Juni 2021 hast du die U23 als Trainer übernommen. Was hat sich dadurch für dich verändert?

Dominic Rühl: Zum einen war es eine Umstellung auf Männerfußball, was doch ein Unterschied zum Jugendfußball ist. Das ist mir aber aufgrund meiner Vergangenheit leichtgefallen. Zum anderen stellt die Regionalliga eine andere Herausforderung dar. Viele erfahrene Mannschaften, die mit guten Spielern besetzt sind, aber auch der zeitliche Aufwand und das Drumherum wurden mehr.

ONETZ: Du setzt auf ein junges Team. Aktuell hat es 16 Punkte. Wächst es in dieser Saison noch über sich hinaus?

Dominic Rühl: Aktuell herrscht eine Diskrepanz zwischen Aufwand und Ertrag. In nur zwei Spielen sind wir nicht an unsere Leistungsgrenze geraten. Wir punkten aufgrund der Unerfahrenheit nicht konstant genug, aber die Entwicklung stimmt. Wir verfolgen zwei Ziele: Die Spieler zu entwickeln und an den Profibereich zu führen. Außerdem wollen wir auch in der nächsten Saison in der Regionalliga spielen.

ONETZ: Mutig und offensiv sei die DNA der SpVgg, hast du gesagt. Wie gelingt das?

Dominic Rühl: Grundsätzlich müssen die Jungs viel Vertrauen in ihre eigenen Stärken haben, aber auch wissen, wo ihre Schwächen liegen. Ich versuche, sie dabei zu unterstützen und darin zu bestärken, dass sie Fehler machen dürfen. Sie sollen mutig und aktiv auftreten. Technisch, taktisch und konditionell sind sie gut ausgebildet. Das versuchen wir weiter zu verbessern, aber eben auch die mentale Stärke zu formen.

ONETZ: Inwieweit ist Mut jenseits der spielerischen Fähigkeiten auch eine Mentalitätsfrage?

Dominic Rühl: Mut ist absolut eine Mentalitätsfrage. Zum einen steigern positive Erlebnisse das Selbstvertrauen, es spielt sich dadurch leichter mutig. Aber auch in Form von Niederlagen und Fehlern kann Mut entstehen. Wenn ich nicht aufgebe oder liegenbleibe, sondern gezielt weiterarbeite und es besser machen möchte. Ich fordere die Jungs auf, trotz möglicher Rückschläge weiter mutig zu bleiben. Dabei unterstütze ich sie. Ich will ihnen diesen Mut permanent vorleben. Einer meiner Leitsprüche ist: In einem Spiel über 90 Minuten kann ich jede Mannschaft der Welt schlagen. Natürlich sind die Chancen anhand der Qualitäten des Gegners unterschiedlich, aber ich gehe in jedes Spiel rein, um es zu gewinnen. Ich weise auf mutige Menschen hin – Pioniere auf verschiedenen Gebieten, Raumfahrer, Gründer –, die erfolgreich waren, weil sie mutig entschieden und auch bei Rückschlägen ihren Weg durchgezogen haben.

ONETZ: Wie funktioniert das Talent-Scouting bei der SpVgg?

Dominic Rühl: Das Scouting ist vielfältig. Zum einen sind permanent Scouts auf den Sportplätzen unterwegs und sichten Spieler. Oder Spieler anderer Mannschaften fallen auf, wenn sie gegen uns spielen. Aber auch das Netzwerk ist hilfreich. Fällt ein Spieler auf, wird er zum Probetraining eingeladen. überzeugt er, bieten wir ihm an, bei uns zu spielen. Wir besprechen das mit ihm und den Eltern und zeigen, wie sein Weg aussehen könnte. Wenn er sich für uns entscheidet, wird er sportlich gefördert. Stärken stärken, Schwächen schwächen. Auch im persönlichen Bereich wollen wir die Jungs weiterbringen. Wir wollen, dass sie nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz ein sicheres und mutiges Auftreten haben, Sportsgeist und Res- pekt leben und auch ihre schulischen Leistungen stimmen.

ONETZ: Du setzt auf "junge und hungrige Spieler". Was macht für dich ein wahres Talent aus?

Dominic Rühl: Talent ist für mich eine Art Tür. Je nach individuellem Talent öffnet sich diese für den einen mehr, für den anderen weniger. Die Schwierigkeit besteht darin, über diese Schwelle zu treten. Bist du extrem talentiert und gleichzeitig fokussiert und zielstrebig, wirst du deinen Weg gehen. Bist du aber zu schnell zufrieden, kann es sein, dass du links und rechts von weniger Talentierten überholt wirst, die es mehr wollen. Talent ohne Einsatz hilft dir nicht weiter.

ONETZ: Du bist Ausbilder bei der Polizei. Hilft dir das bei deiner Arbeit als Trainer?

Dominic Rühl: Schwer zu beantworten. Ich bin seit 6 ½ Jahren Ausbilder, aber schon 15 Jahre als Trainer aktiv. Vermutlich habe ich als Trainer mehr in die Ausbildung einbringen können. In beiden Bereichen geht es um Menschenführung. Ich möchte beim Fußball, dass die Jungs gerne zum Training kommen und das Gefühl haben, dass sie besser werden und sie sich gleichzeitig wertgeschätzt fühlen. Genauso will ich, dass sich die jungen Auszubildenden gut aufgehoben fühlen und merken, dass sie für ihren beruflichen Werdegang viel Wichtiges lernen können. Letzten Endes sind die Voraussetzungen aber komplett unterschiedlich und entsprechend ist auch mein Auftreten.

ONETZ: Diskutiert ihr die Debatte um Joshua Kimmich, das Impfen? Wie siehst du die Vorbildfunktion von Profi-Fußballern?

Dominic Rühl: Das Thema ist bei uns nicht aufgekommen und ich erlaube mir darüber kein Urteil. Natürlich sollten Profisportler Vorbilder sein, aber für mich eher im Sinne von Fairplay, Respekt, Toleranz und Engagement im sozialen Bereich.

ONETZ: Was steckt hinter deiner Fußball-Leidenschaft?

Dominic Rühl: Diese Leidenschaft ist für mich vielfältig. Ich liebe Fußball mit all den Facetten: die Schönheit des Spiels, die technischen Fertigkeiten der Spieler, die unterschiedlichen Charaktere, die taktische Herangehensweise, die Diskussionen nach dem Spiel über den Verlauf oder Schiedsrichter. Ich war aber schon immer fußballbegeistert. Dafür war ich auch gerne bereit, viel zu opfern.

ONETZ: Was ist dir jenseits des Stadions wichtig?

Dominic Rühl: Das Wichtigste ist meine Frau und meine Familie, die natürlich zeitlich auf der Strecke bleiben. Aber nur durch die Unterstützung meiner Frau ist das alles möglich. Deshalb ist es mir wichtig, ihr das zurückzugeben.

ONETZ: Training, Vorbereitung, Spiele ... worin findest du Ausgleich?

Dominic Rühl: Ich habe vergangenes Jahr das Mountainbiken für mich entdeckt. Da kann ich abschalten, weil ich sehr konzentriert sein muss. Bei ruhigeren Aktivitäten schweife ich immer zum Fußball ab. Die Zeit mit meiner Frau ist aber der beste Ausgleich und tut mir gut.

ONETZ: Wo siehst du dich in fünf Jahren?

Dominic Rühl: Soweit plane ich nicht. Dazu ist das Fußballgeschäft zu schnelllebig. Ich möchte aus meinem Talent und Können das Beste machen und konzentriere mich auf die Aufgabe, die ich aktuell mache und beschäftige mich nicht mit Dingen, die ich nicht beeinflussen kann.

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