Die Auftaktveranstaltung für die Lesepaten eines Mentor-Projekts im Bereich des Vereins AOVE fand im Mai 2023 im Buchhaus in Hahnbach statt. Ideengeber und Initiator Erhard Ströhl aus Süß hatte eine Gruppe von Freiwilligen für seinen Plan begeistern können, Kindern beim Lesenlernen zu helfen. Mittlerweile ist die Lesepaten-Gruppe auf 40 Frauen und Männer angewachsen. An den zehn Grundschulen im AOVE-Gebiet (Edelsfeld, Freihung, Freudenberg, Gebenbach, Hahnbach, Hirschau, Ehenfeld, Poppenricht, Schnaittenbach und Vilseck) gestalten sie mit Schülerinnen und Schülern im Alter von sechs bis zehn Jahren Lesestunden.
Das Projekt im Landkreis Amberg-Sulzbach ist Teil des Mentor-Bundesverbandes. Die Auswahl der Lesekinder erfolgt durch Lehrer bzw. die Schulleitung. Die Schule holt dazu das schriftliche Einverständnis der Eltern ein. Sie stimmt dann mit dem Lesepaten die Lesezeit ab und stellt das Kind vor. Auch die Eltern haben die Möglichkeit, den Lesepaten kennenzulernen. Damit die Kinder in einem gewohnten Umfeld betreut werden, finden die Lesestunden ausschließlich in einem von der Schule zur Verfügung gestellten Raum statt.
„Das Ehrenamt für alle, die gern lesen“ – so beschreibt Erhard Ströhl die Tätigkeit seiner Lesepaten, die meist höheren Alters sind. Voraussetzungen dafür seien Freude daran, Zeit mit Kindern zu verbringen, Spaß am Lesen, Erzählen und Spielen sowie Geduld, Humor und Verlässlichkeit.
Das alles bringt auch Heinrich mit, Rentner aus Vilseck. Er ist einer der Paten, die in diesem Schuljahr neu hinzugekommen sind. Er übt das Lesen mit einem Achtjährigen aus der Ukraine und ist total überrascht, wie interessiert und wissensdurstig der Junge ist. „Er geht gern in die Schule und mag den Unterricht sogar lieber als die Ferien“, beschreibt Heinrich seinen Schützling, dessen Deutschkenntnisse schon ganz gut seien. Der Pate wolle ihn bei Bedarf auch in den weiteren Schuljahren unterstützen.
Auch Spiele und Rätsel
Mit dabei als Patin ist auch Maria aus Kümmersbruck. Die Mutter von erwachsenen Kindern und Oma von drei Enkeln ist erfahren im Umgang mit Grundschulkindern. Sie hilft bereits dem zweiten Kind beim Lesen. Die Mädchen, zehn und neun Jahre alt, sind Schülerinnen der Freudenberger Grundschule. „Wichtig ist der persönliche Bezug“, sagt die Lesepatin. „Sie sollen sich ernst und wichtig genommen fühlen." Maria lässt ihre Drittklässlerin selbst entscheiden, wie lang gelesen oder wann gespielt werden soll. Die jeweils angesetzten 45 Minuten seien schnell vorbei. Auf keinen Fall dürfe das Kind überfordert werden. Auch Erhard Ströhl betont, dass keinesfalls Druck entstehen solle. Er empfiehlt seinen Lesepaten, immer wieder Pausen einzulegen und eventuell kleine Spiele oder Rätsel einzubauen.
Beate betreut seit zwei Jahren Kinder aus der Grundschule in Gebenbach. „Es läuft super, vom ersten Moment an“, erklärt sie. „Ich habe Glück mit meinen Schulkindern." Beates eigene vier Kinder sind erwachsen, aber sie ist noch berufstätig. „Ich tue es gern“, beschreibt sie ihre Lesepatenschaft. Sie sei stolz, wenn sie bemerke, dass durch ihre Hilfe die Kinder Worte leichter lesen und deren Inhalt besser verstehen könnten. Wie auch die anderen Interview-Partner von Oberpfalz-Medien ist sie glücklich über die Möglichkeit, Kindern zu einem besseren Start ins Leben zu verhelfen. „Die 45 Minuten tun nicht nur dem Kind gut, sondern auch mir“, sagt Beate. „Ich erkunde die Interessen des Kindes, lobe es für seine Geduld und seine Neugier, wir haben eine entspannte Atmosphäre", erklärt sie.
Weit offene Türen
„Unsere Vision ist, dass jeder unserer Schützlinge von einem Lesepaten gefördert wird und die Schule mit einem Abschluss verlässt“, sagt Nadine Hofmann, die Schirmherrin des Lesepaten-Projekts. Ingrid Schneider, Leiterin der Max Prechtl-Schule in Hahnbach, bescheinigt den Lesepaten, weit offene Türen zu haben. „Daheim wird oft nicht viel gelesen, da sind wir für jede Unterstützung dankbar“, betont sie. Anfangs habe sie am Erfolg des Projektes gezweifelt, sei aber jetzt glücklich über den großen Erfolg, „dank der unermüdlichen Arbeit von Erhard Ströhl“. Auch der Hahnbacher Bürgermeister Bernhard Lindner versprach bei einem Lesepaten-Treffen „jede Unterstützung dieser wertvollen Initiative“. Wichtigen Beistand leistet auch das Buchhaus, das an die Lesepaten und -patinnen kindgerechte Bücher und Spiele verleiht.
Durch die Förderung nach dem Mentor-Prinzip verbessern Kinder ihre Sprach- und Lesekompetenz, wie es heißt – und Erhard Ströhl kann das nur bestätigen. Er hat deshalb seine Fühler über die AOVE-Grenzen hinaus ausgestreckt und freut sich, dass einige weitere Kommunen ebenfalls schon Interesse geäußert hätten.
Aufgaben und Ziele der Mentor-Arbeit
- 1:1-Prinzip:* Ein Lesepate fördert ein Kind eine Stunde pro Woche, über mindestens ein Schuljahr hinweg.
- Vertrauensvolle Bindung zwischen Mentor und Kind bildet die Grundlage für eine erfolgreiche Zusammenarbeit, stärkt das Selbstwertgefühl und die soziale Kompetenz des Kindes. Mit Lob, Humor und Geduld gestaltet der Lesepate eine entspannte Lernatmosphäre.
- Mitarbeit Wer sich ehrenamtlich in das Projekt einbringen will, kann sich per E-Mail an mentor[at]aove[dot]de oder unter Telefon 09664/952467 melden.
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