Amberg
15.02.2021 - 16:41 Uhr

Liste Amberg unterstützt Bürgerbegehren

"Keine Brutalarchitektur in der historischen Altstadt" ist das seit Montag laufende Bürgerbegehren der IG Menschengerechte Stadt gegen die geplante Bebauung des Bürgerspitalareals überschrieben. Die Liste Amberg unterstützt es vehement.

Das Bürgerbegehren in Sachen Bürgerspitalareal ist gestartet, die ersten Parteien positionieren sich. Bild: Petra Hartl
Das Bürgerbegehren in Sachen Bürgerspitalareal ist gestartet, die ersten Parteien positionieren sich.

Seit Montag sammelt die IG Menschengerechte Stadt Unterschriften für ihr Bürgerbegehren "Keine Brutalarchitektur in der historischen Altstadt". Unterstützung erhält die IG von der Stadtratsfraktion Die Liste Amberg sowie dem unterstützenden Verein Die Liste Amberg e.V. Beide begrüßen laut Pressemeldung das Bürgerbegehren ausdrücklich. "Die im Rahmen des Bürgerbegehrens genannten Argumente gegen die geplante Bebauung des Bürgerspitalareals durch den Investor Ten Brinke decken sich zu hundert Prozent mit unserer Einschätzung", so Fraktionssprecher Martin Frey.

Zuletzt sei die Position der Liste im Rahmen des neu eingeleiteten Bauleitverfahrens im Bauausschuss und Stadtrat von Liste-Stadtrat Rudolf Scharl nachdrücklich dargelegt worden: "Der vollkommen überdimensionierte Bau geht in seinem Bauvolumen an die Grenzen des absolut Machbaren. Zudem fügt sich die Architektur in keiner Weise in das vorhandene Altstadtgefüge ein." Nicht umsonst habe für die Planung die Baugestaltungssatzung für die Altstadt außer Kraft gesetzt werden müssen. "Auflagen, wie sie für andere Bau- und Restaurierungswillige selbstverständlich gelten."

Amberg15.02.2021

Wettbewerbsergebnis niemals zustimmungsfähig

Die vormaligen SPD- und jetzigen Liste-Stadträtinnen Brigitte Netta und Hannelore Zapf hätten zwar die Ausschreibung für eine Neubebauung des Bürgerspitalareals befürwortet. "Das Wettbewerbsergebnis und die bauvorbereitenden Beschlüsse waren allerdings für beide niemals zustimmungsfähig." Die Gründe dafür liegen laut Liste in der mangelnden Berücksichtigung der archäologischen Funde und in der nicht an der Altstadt orientierten Kubatur des Baus. "Außerdem stellen sie eine signifikante Frequenzsteigerung für die Innenstadt durch dieses Bauvorhaben infrage."

Die weiterhin mit dem Bauvorhaben verbundenen Zielvorgaben aus dem Jahr 2015 wirken nach Einschätzung der Liste spätestens heute, nach den Entwicklungen der letzten Jahre, ein wenig aus der Zeit gefallen: Maximale Bebauung in Form von großflächigem Einzelhandel und Nahversorger, Dienstleistungsflächen, Eigentumswohnungen, sowie maximal vielen, möglichst öffentlich nutzbaren Tiefgaragenstellplätzen.. "Sind das tatsächlich die richtigen Antworten auf die sich zuspitzenden Herausforderungen unserer Zeit?", heißt es in der Stellungnahme. Beispielsweise dem Wandel des Einkaufsverhaltens hin zu immer mehr Onlinehandel? Der sich nicht erst seit der Corona-Pandemie verschärfenden Leerstandsproblematik, selbst in 1-A-Lagen? Zunehmenden Hitzeperioden, ausgelöst durch die voranschreitende Klimakrise? "Eine zukunftsorientierte Stadtplanung", so Martin Frey, "sieht, auch aus Sicht renommierter Stadtentwicklungsexperten, anders aus."

Zahlreiche alternative Ideen

Alternative Ideen für eine nachhaltige Entwicklung und Attraktivitätssteigerung der Altstadt gibt es aus Sicht der Liste viele. Das würden auch die zahlreichen und vielfältigen Leserbriefe zum Thema zeigen. Eckpfeiler zukünftiger Planungen sei jedoch ein wesentlicher Flächenanteil für öffentlich zugängliches Grün mit hoher Aufenthaltsqualität. Und eine für die historische Altstadt kompatible Bebauung, die sich in den umliegenden Bestand einfüge. Dies gelte besonders für das angrenzende, derzeit im "Dornröschenschlaf" befindliche Ringtheater, sowie die profanierte Spitalkirche. "Für beide Gebäude bedarf es auch bauliche Integrations- und Erweiterungsmöglichkeiten, um der allseits angestrebten Nutzung als Kultur- bzw. Kreativstätte gerecht zu werden", so ein weiteres Kernanliegen der Liste.

"In den letzten Wochen haben unsere Stadtrats- und Vereinsmitglieder sehr viel positive Rückmeldungen und Zuspruch zu unserer klaren Haltung zur Zukunft der Bürgerspital-Areals erhalten", so Albert Schindlbeck, Vorsitzender des Vereins Die Liste Amberg. "Daher sind wir sehr zuversichtlich, dass sich die Entwicklung unserer Altstadt, getragen von einer regen Bürgerbeteiligung, doch noch in eine zukunftsorientierte Richtung lenken lässt."

Kommentar:

Die Diskussion muss immer sachlich bleiben

Die Überraschung hält sich in Grenzen, dass sich die Liste Amberg eindeutig auf die Seite der IG Menschengerechte Stadt schlägt, was das von dieser initiierte Bürgerbegehren in Sachen Bürgerspitalareal angeht. Die Liste ist zum Teil auch aus der IG hervorgegangen, die Ablehnung des Ten-Brinke-Projekts steckt quasi in der politischen DNA der Stadtratsfraktion und des dahinter stehenden Vereins.

Klar ist auch, dass sich schon in Kürze alle anderen Parteien und Gruppierungen aus dem Stadtrat ebenso eindeutig auf die eine oder andere Seite schlagen werden. Die Aussagen werden sich in Nuancen unterscheiden, um der eigenen Position eine persönliche Note zu geben, im Prinzip ist es aber klar und deutlich, wer im Amberger Stadtrat in Sachen Bürgerspitalareal wo steht.

Aus diesem Grund werden nun wohl auch die Unterstützer von außerhalb mobilisiert werden. Die Interessensvertreter der Wirtschaft und des Handels gegen die Kämpfer für Umwelt- und Denkmalschutz. Sie alle werden mehr oder weniger Bedeutendes zu sagen haben. Das können sie auch, solange sie sachlich bleiben und nicht persönlich werden.

Andreas Ascherl

 
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