Menschen, Tiere, Sensationen – wohl kaum eine Einrichtung im Amberg des 20. Jahrhunderts bot dies den Ambergern so lange und so erfolgreich wie der Gaststättenzoo von Vater und Sohn Alafberg, wie es in einer Pressemitteilung des Amberger Stadtarchivs heißt. Dabei kam die männliche Linie gar nicht aus Amberg, sondern aus dem oberfränkischen Kronach, von wo der Malermeister Anton Alafberg 1881 nach Amberg zog.
Schnell wurde er zu einer wichtigen Gestalt der Amberger Vereinslandschaft, und 1906 gründete er eine Gaststätte ganz eigener Art, die traditionelle Gastronomie mit Freizeitangeboten für Groß und Klein vereinte. Zu diesen Freizeitangeboten gehörte von Beginn an ein kleiner Tierpark, der sich nach und nach vergrößerte. Der Sohn Emil Alafberg bereicherte ihn kurzzeitig sogar um eine Löwin. Gleich seinem Vater verband er den Betrieb der Gaststätte mit dem Engagement in zahlreichen Amberger Vereinen.
Ein früher Nationalsozialist
Früh stellte er sein Wirken aber auch in den Dienst des Nationalsozialismus und nahm am Weltkrieg teil. Für die Gaststätte bedeutete dies jahrelangen Stillstand, Emil Alafberg selbst verbrachte danach laut der Mitteilung des Stadtarchivs drei Jahre in Gefangenschaft.
In den 50er Jahren nahm er den zuvor verpachteten Gaststättenbetrieb wieder auf. Für den erneut eingerichteten Gaststättenzoo erwarb er eine Bärin, die von Oberbürgermeister Filbig zum Stadtbären ernannt wurde. Ala, so hieß das Tier, musste erschossen werden, nachdem sie ausgebrochen war. Bald jedoch erhielt sie einen Nachfolger, für den ein eigener Zwinger erbaut wurde und der als Ala II eine stehende (und tapsende) Größe im Amberger Wirtshausleben wurde.
Affen bissen gerne zu
Nicht weniger bekannt wurden die Affen, die, ebenso spiel- wie beißfreudig, die Amberger immer wieder in Freunde und Gegner spalteten. Dabei entsprachen die Bedingungen der Tierhaltung keineswegs heutigen Maßstäben, konnten aber mit den damaligen Standards recht gut mithalten. Den Amberger Tierfreunden ist Emil Alafberg durch sein Eintreten für den Bau des Tierheims ohnehin in guter Erinnerung.
Die zahlreichen Tiere waren aber nur Teil einer Gaststätte, die nicht nur Essen und Trinken ausreichte, sondern mit einem Spielplatz, Marionettentheater, Vorführungen von professionellen Ensembles und Mitmachaktionen von Gästen und Kindern, Fernsehübertragungen bis hin zum Spielautomaten eine Vielfalt von Unterhaltungsmöglichkeiten bot. Heute würde er sich Eventgastronom nennen.
Zu diesem Stück Amberger Geschichte, das vor 50 Jahren endete, hält der Leiter des Amberger Stadtarchivs, Dr. Andreas Erb, am Donnerstag, 12. Juni, um 19 Uhr im Ring-Theater einen Vortrag, der um einen der frühesten Lauffilme Ambergs, einem Werbefilm für den Zoo aus der Zeit um 1930, ergänzt wird. Der Eintritt ist frei, eine Voranmeldung ist nicht erforderlich.
Der Lustgarten gehörte immer allen Ambergern. Deshalb können die Zuhörer im Anschluss an den Vortrag ihre eigenen Erinnerungen zum Besten geben. Geplant ist, die Geschichte mit umfangreichem Bildmaterial des Stadtarchivs und der Familie sowie Erinnerungen als Buch herauszugeben.
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