Amberg
23.12.2019 - 17:38 Uhr

Margarete Strobl (82): Krippen-Schneiderin mit Herzblut und Bohrmaschine

Die Ambergerin Margarete Strobl (82) kümmert sich seit 1974 um die wertvollen Krippenfiguren der Bergkirche. Sie liebt diese Aufgabe. Und wünscht sich jetzt trotzdem eine Nachfolgerin.

Höhepunkt der Krippen-Darstellungen auf dem Mariahilfberg ist natürlich Jesu Geburt. Im Schrank ist diese Szene schon das ganze Jahr über zusammengestellt – Maria mit dem Kind und zweien der heiligen drei Könige mit ihren prächtigen Gewändern. Bild: Petra Hartl
Höhepunkt der Krippen-Darstellungen auf dem Mariahilfberg ist natürlich Jesu Geburt. Im Schrank ist diese Szene schon das ganze Jahr über zusammengestellt – Maria mit dem Kind und zweien der heiligen drei Könige mit ihren prächtigen Gewändern.
Margarete Strobl vor einem der Schränke, in denen die Krippenfiguren der Bergkirche – ganz und auch in Teilen – aufbewahrt werden. Bild: Petra Hartl
Margarete Strobl vor einem der Schränke, in denen die Krippenfiguren der Bergkirche – ganz und auch in Teilen – aufbewahrt werden.

Bei der Krippen-Schneiderin machen die Augen "nicht mehr so mit". Margarete Strobl ist ein bisschen traurig, als sie davon erzählt. Denn die Ambergerin liebt es, die großen, historischen Figuren der Berg-Krippe einzukleiden. Aber sie würde diese Begeisterung jetzt gern an jemand Jüngeren weitergeben: "Ich werde nächstes Jahr 83, da wäre es schon schön, wenn ich noch jemanden anlernen könnte."

Aus Fehlern gelernt

Jesus gibt es mehrfach im Fundus - je nachdem, welche Szene gerade dargestellt werden muss. Bild: Petra Hartl
Jesus gibt es mehrfach im Fundus - je nachdem, welche Szene gerade dargestellt werden muss.

Sie hat sich das Schneidern selbst beigebracht, im Lauf der Jahre immer wieder dazu gelernt, getüftelt, Fehler gemacht, es noch einmal probiert: Diese zuweilen durchaus mühsamen Schritte könnte sich eine Nachfolgerin sparen, wenn Strobl ihren Erfahrungsschatz weitergeben könnte. Die 82-Jährige lacht, als sie erzählt, wie schwierig es war, die Hände der Figuren so an den biegsamen Draht-Armen zu fixieren, dass sie nicht wieder abfallen. Nach mehreren Fehlversuchen weiß sie, wie's geht: "Ich hab mir eine Bohrmaschine gekauft."

Alles Handarbeit: An den prächtigen Gewändern der drei Könige sind die goldenen Borten, ist jede Paillette einzeln von Hand aufgenäht. Bild: Petra Hartl
Alles Handarbeit: An den prächtigen Gewändern der drei Könige sind die goldenen Borten, ist jede Paillette einzeln von Hand aufgenäht.

Feine Arbeit mit der Nähnadel

Ihre eigentliche Spezialität aber sind die ganz feinen Näh-Arbeiten. Da lohnt sich ein genauer Blick auf die Gewänder, die die Figuren anhaben: Hier geht die Liebe wirklich ins Detail, etwa bei den prunkvollen goldenen Borten, die die Umhänge der drei Könige zieren.

Die funkelnden Pailletten sind alle einzeln aufgenäht. In Handarbeit natürlich. Die braucht sie auch an anderer Stelle. Die Dornenkrone für Jesus hat sie selbst geflochten, aus Schlehenstauern. Accessoires wie die kleine Ledertasche am Arm einer Figur sind auch selbstgemacht. Und die Kamele hat sie mit Schuhcreme zu Glanzstücken aufpoliert.

Auch hier erkennt man die Liebe zum Detail: Die kleine Leder-Handtasche hat Margarete Strobl auch selbst angefertigt. Bild: Petra Hartl
Auch hier erkennt man die Liebe zum Detail: Die kleine Leder-Handtasche hat Margarete Strobl auch selbst angefertigt.

Die Krippe ist immer Thema

"Wenn ich irgendwo bin, schaue ich immer, was ich brauchen könnte": Da ist Margarete ein richtiger Jäger und Sammler. Und auch ein bisschen stolz auf das, was sie in den vielen Jahren geschaffen hat. Als sie die Figuren, die um 1850 im Kloster auf dem Berg angefertigt wurden, 1974 in Obhut genommen hat, waren sie in keinem guten Zustand, wie Fotos belegen. Anfangs war sie deshalb selbst ein bisschen skeptisch, ob sie das hinbekommen würde. Zumal sie als Mitglied der Amberger Krippenfreunde bis dahin nur mit Darstellungen im heimatlichen Stil zu tun hatte. Die Figuren der Bergkirche sind aber welche orientalischer Art.

Das Schweißtuch Christi ist eigentlich Tante Kunis Taschentuch. Bild: Petra Hartl
Das Schweißtuch Christi ist eigentlich Tante Kunis Taschentuch.

Tante Kunis Taschentuch

Die hat Margarete Strobl inzwischen längst verinnerlicht. Sie lacht, als sie verrät: Die besten Stoffe für prunkvolle Darstellungen wie die der drei Weisen aus dem Morgenland bekommt sie im Fasching. Das Material ist zuweilen nicht ganz billig. Manchmal hilft aber auch ein wenig Einfallsreichtum. Das Schweißtuch Christi, das zum Fundus gehört, ist eigentlich ein altes Taschentuch "von Tante Kuni": Das war damals noch aus feinem Stoff und liebevoll mit einer Häkelborte eingefasst. Auf den Stoff hat Margarete Strobl das Antlitz Jesu gemalt - fertig war das Schweißtuch für die Krippe.

Die Kamele haben die richtige Farbe durch Schuhcreme bekommen. Bild: Petra Hartl
Die Kamele haben die richtige Farbe durch Schuhcreme bekommen.

Über 100 Figuren

Während andere ihre Figuren erst zu Weihnachten aus dem Schrank holen, ist Margarete Strobl "das ganze Jahr über mit der Krippe beschäftigt". Kein Wunder, der Fundus der Bergkirche umfasst "über 100 Figuren". Einige gibt es sogar mehrfach. Maria zum Beispiel, mal schwanger, mal ohne Babybauch. Oder Jesus, in verschiedenen Ausführungen. Als Gekreuzigter muss er ganz behutsam angefasst werden, wenn er zurück in den Schrank kommt, weiß Margarete Strobl: "Den muss man hinlegen, der ist schon oft gebrochen und sehr empfindlich." Wieder so ein Tipp, den sie gerne weitergeben würde.

Buchkunst im Mini-Format - auch diese kleinen Kunstwerke gehören zum Krippen-Fundus. Bild: Petra Hartl
Buchkunst im Mini-Format - auch diese kleinen Kunstwerke gehören zum Krippen-Fundus.
Amberg18.12.2019
 
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