Bei der Krippen-Schneiderin machen die Augen "nicht mehr so mit". Margarete Strobl ist ein bisschen traurig, als sie davon erzählt. Denn die Ambergerin liebt es, die großen, historischen Figuren der Berg-Krippe einzukleiden. Aber sie würde diese Begeisterung jetzt gern an jemand Jüngeren weitergeben: "Ich werde nächstes Jahr 83, da wäre es schon schön, wenn ich noch jemanden anlernen könnte."
Aus Fehlern gelernt
Sie hat sich das Schneidern selbst beigebracht, im Lauf der Jahre immer wieder dazu gelernt, getüftelt, Fehler gemacht, es noch einmal probiert: Diese zuweilen durchaus mühsamen Schritte könnte sich eine Nachfolgerin sparen, wenn Strobl ihren Erfahrungsschatz weitergeben könnte. Die 82-Jährige lacht, als sie erzählt, wie schwierig es war, die Hände der Figuren so an den biegsamen Draht-Armen zu fixieren, dass sie nicht wieder abfallen. Nach mehreren Fehlversuchen weiß sie, wie's geht: "Ich hab mir eine Bohrmaschine gekauft."
Feine Arbeit mit der Nähnadel
Ihre eigentliche Spezialität aber sind die ganz feinen Näh-Arbeiten. Da lohnt sich ein genauer Blick auf die Gewänder, die die Figuren anhaben: Hier geht die Liebe wirklich ins Detail, etwa bei den prunkvollen goldenen Borten, die die Umhänge der drei Könige zieren.
Die funkelnden Pailletten sind alle einzeln aufgenäht. In Handarbeit natürlich. Die braucht sie auch an anderer Stelle. Die Dornenkrone für Jesus hat sie selbst geflochten, aus Schlehenstauern. Accessoires wie die kleine Ledertasche am Arm einer Figur sind auch selbstgemacht. Und die Kamele hat sie mit Schuhcreme zu Glanzstücken aufpoliert.
Die Krippe ist immer Thema
"Wenn ich irgendwo bin, schaue ich immer, was ich brauchen könnte": Da ist Margarete ein richtiger Jäger und Sammler. Und auch ein bisschen stolz auf das, was sie in den vielen Jahren geschaffen hat. Als sie die Figuren, die um 1850 im Kloster auf dem Berg angefertigt wurden, 1974 in Obhut genommen hat, waren sie in keinem guten Zustand, wie Fotos belegen. Anfangs war sie deshalb selbst ein bisschen skeptisch, ob sie das hinbekommen würde. Zumal sie als Mitglied der Amberger Krippenfreunde bis dahin nur mit Darstellungen im heimatlichen Stil zu tun hatte. Die Figuren der Bergkirche sind aber welche orientalischer Art.
Tante Kunis Taschentuch
Die hat Margarete Strobl inzwischen längst verinnerlicht. Sie lacht, als sie verrät: Die besten Stoffe für prunkvolle Darstellungen wie die der drei Weisen aus dem Morgenland bekommt sie im Fasching. Das Material ist zuweilen nicht ganz billig. Manchmal hilft aber auch ein wenig Einfallsreichtum. Das Schweißtuch Christi, das zum Fundus gehört, ist eigentlich ein altes Taschentuch "von Tante Kuni": Das war damals noch aus feinem Stoff und liebevoll mit einer Häkelborte eingefasst. Auf den Stoff hat Margarete Strobl das Antlitz Jesu gemalt - fertig war das Schweißtuch für die Krippe.
Über 100 Figuren
Während andere ihre Figuren erst zu Weihnachten aus dem Schrank holen, ist Margarete Strobl "das ganze Jahr über mit der Krippe beschäftigt". Kein Wunder, der Fundus der Bergkirche umfasst "über 100 Figuren". Einige gibt es sogar mehrfach. Maria zum Beispiel, mal schwanger, mal ohne Babybauch. Oder Jesus, in verschiedenen Ausführungen. Als Gekreuzigter muss er ganz behutsam angefasst werden, wenn er zurück in den Schrank kommt, weiß Margarete Strobl: "Den muss man hinlegen, der ist schon oft gebrochen und sehr empfindlich." Wieder so ein Tipp, den sie gerne weitergeben würde.
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