Die Rechtsnachfolge ist geklärt. Am Mittwoch, 11. Dezember, 11 Uhr, soll wieder am Landgericht verhandelt werden. Angeklagt ist ein Neurologe, bei dem Mike Fiedler 2015 vorstellig wurde. Ein Tumor im Rückenmark wurde in der Praxis zunächst nicht erkannt. Hat der beklagte Arzt damals grob fehlerhaft behandelt? Hätte der Krebs von ihm entdeckt werden müssen? Hätte eine frühzeitigere Behandlung der Krankheit die Chance bedeutet, den Tod länger hinauszuzögern? Diese und andere Fragen stellten sich der Zivilkammer unter Vorsitz des Richters Markus Fillinger. Ihm zur Seite saßen die Richter Dr. Claudia Arlt und Jan Prokoph.
Dass der Termin für die neue Verhandlung jetzt in greifbare Nähe rückt, ist für Witwe Tina Fiedler eine Erleichterung. Sie sehnt sich danach, alles zum Abschluss zu bringen. "Mike wollte mit der Klage gegen den behandelnden Arzt zeigen, dass man sich nicht alles gefallen lassen muss, dass man die Chance hat, sein Recht zu bekommen." Tina Fiedler selbst erhofft sich Gerechtigkeit. Derzeit lasten Schulden auf ihr, die noch aus der Zeit mit Mike und seiner Krankheit herrühren: für die Anschaffung eines behindertengerechten Autos, Umzug in eine neue Wohnung, Kaution.
Noch einmal aufgeblüht
Die erste Verhandlung am 13. Februar 2019 sei ein Termin für Mike Fiedler gewesen, den er unbedingt noch erleben wollte. Am darauf folgenden Wochenende erfüllte ihm das Hospizmobil vom Bayerischen Roten Kreuz Straubing-Bogen den Herzenswunsch, noch einmal mit Frau und Kind nach Berlin zu reisen. "Das war herrlich", sagt Tina Fiedler, "er ist noch einmal aufgeblüht." Dann kam der Geburtstag seiner Tochter Maja. Auch bei dem wollte er noch unbedingt dabei sein. "Abends wurde er dann richtig müde", erinnert sich seine Frau. Ab da ging es bergab. "Es war, als wäre die Luft raus." Die beiden letzten Wochen im Leben ihres Mannes wich sie ihm nicht mehr von der Seite. Mike hatte am Ende 18 Wunden am Körper, die je nach Verfassung über vier Stunden Versorgungszeit in Anspruch nahm. Viele Freunde und Weggefährten nahmen in der Zeit noch von ihm Abschied. Sein Markenzeichen - immer ein lockerer Spruch auf den Lippen - behielt er bis zuletzt.
Kurz nachdem er gestorben war, erfuhr Tina Fiedler von dem Benefizkonzert, das die Bands Teeth of Lamb, Justice, J.B.O. und Hämatom veranstalten wollten. "Eigentlich hätte er es noch erleben sollen, doch dann wurde aus dem Konzert ,Rocke in Frieden'. Es war gigantisch." Über 1400 Besucher rockten mit den Heavy-Metal-Bands in Geiselwind. Mike sei bei den Musikern sehr präsent gewesen, so Fiedler. Sie hätten sich Backstage seine Witze erzählt. "Man hat gemerkt, wie wertvoll er für die Bands war." Auf der neuen CD von JBO wurde sogar posthum bei dem Lied "Heavy Metal Baby" seine Stimme als Background-Gesang eingespielt.
"Er fehlt uns allen so sehr", sagt Tina Fiedler. Die Verhandlung soll für sie und ihre Familie den ersehnten Schlusspunkt setzen, "dann wird Ruhe einkehren".

















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