Was es heißt, derzeit in der Pflege zu arbeiten, schildert Tatjana Richter in einer Stellungnahme sehr eindrücklich. Die Leiterin des Wallmenich-Hauses erklärt: "Unsere Mitarbeiter verrichten schon seit Ende März ihre ganze Dienstzeit mit einem Mund-Nasen-Schutz." Sobald sie die Einrichtung betreten, würden sie die Masken aufsetzten. Nicht ganz einfach. Gibt es einen Verdachtsfall oder auf Corona positiv getestete Bewohner, müssen die Pflegekräfte eine komplette Schutzausrüstung tragen: Brille, FFP2-Maske, Kittel und Handschuhe. "Da kann man schon ordentlich ins Schwitzen kommen", sagt Richter. Schließlich müsse trotzdem die komplette Grundpflege verrichtet werden. Die Pflegekräfte führen die Bewohner beispielsweise in die Duschen oder müssen sie lagern. Ohnehin anstrengende Arbeiten und verschärften Bedingungen.
Wie die Oberin der Schwesternschaft Wallmenich-Haus berichtet, habe es in der Amberger Einrichtung bereits zwei Fälle gegeben, in denen die Bewohner an Covid-19 erkrankten. Beide seien mittlerweile wieder genesen. Bei einem weiteren Bewohner stehe noch das Testergebnis aus. Richter ist es wichtig zu betonten, dass ein Coronafall in einem Alten- oder Pflegeheim nicht automatisch bedeute, dass alle Bewohner und Mitarbeiter betroffen sein müssen. Wenn man vernünftig arbeite, könne man die Menschen gut verpflegen und eine flächendeckende Ausbreitung vermeiden.
Richter betont: "Gerade in dieser Zeit leisten Tag für Tag Menschen in Kliniken, Pflegeheimen und ambulanten Pflegediensten Großartiges." Das verdiene Anerkennung. Das Wallmenich-Haus habe schon lange vor der Coronakrise geplant, die Mitglieder und Mitarbeiter mit einer Medaille auszuzeichnen - was nun geschehen sei.
"Als Superhelden gefeiert"
"Nun hat das Ganze noch einmal einen anderen Charakter. Plötzlich sind Pflegekräfte und Menschen, die sich um Ältere und Pflegebedürftige kümmern, die Helden des Landes, sogenannte systemrelevante Personengruppen", erklärt Richter. In der Pflege werde seit 200 Jahren Großartiges geleistet. Und das, ohne in den Vordergrund zu treten. "Doch nun werden wir beklatscht und als Superhelden gefeiert." Der Oberin ist es ganz wichtig, dass dies nicht nach der Krise wieder in Vergessenheit gerät. Deshalb erklärt sie: "Bitte denkt auch noch an uns, wenn wir alle wieder die Normalität zurückgewinnen, nach der wir uns doch so sehr sehnen."
Das Wallmenich-Haus und die ambulant betreuten Wohngemeinschaften sind jetzt seit 13. März praktisch von der Außenwelt abgeschnitten, sagt Richter. Es durften nur noch die Personen in die einzelnen Bereiche, die auch dafür Sorge tragen, dass es den älteren Menschen gut geht, dass sie täglich professionell gepflegt und betreut werden. "Das Fernbleiben des Besuches von Angehörigen mussten wir in den letzten Wochen mit viel Empathie und Herz und mit enger und intensiver Betreuung ausgleichen, um den Bewohnern Sicherheit und Geborgenheit in dieser Zeit zu geben", berichtet die Leiterin. Viele Bewohner könnten aufgrund einer Demenzerkrankung nicht mehr verstehen, warum nun niemand mehr kommt, "gerade hier war es unsere Hauptaufgabe, mit intensiver Betreuung Depression und Vereinsamung entgegenzuwirken". Dafür gab es in dem Heim ein Konzert, dargeboten von drei Geschwistern mit Klavier, Gitarre und Gesang - natürlich kontaktlos.
Nun soll alles wieder langsam zurück zur Normalität. "Mit Vorsicht und Besonnenheit beginnen wir wieder unsere Einrichtungen nach außen zu öffnen", sagt Richter. Physiotherapie, Ergotherapie, aber auch Fußpflege würden nach und nach eingeladen, wieder zu kommen.
Therapeuten kommen wieder
Besuchsregelung
Seit Samstag dürfen Angehörige wieder zu Besuch in das Wallmenich-Haus kommen. Aber nur einer festen Kontaktperson ist es vorerst erlaubt, zu geregelten Besuchszeiten – diese sind unter Rücksprache mit dem Wallmenichhaus zu vereinbaren – zu erscheinen. Die Kontaktperson wird registriert, in das hauseigene Schutz- und Hygienekonzept eingewiesen und dann zum Bewohnerzimmer begleitet, in dem der Besuch für maximal eine Stunde stattfinden kann. Auch das Angebot, mit seinem Angehörigen spazieren zu gehen, wird ermöglicht. In diesem Fall bringen Mitarbeiter den Bewohner nach draußen, so dass kein unnötiger Kontakt innerhalb des Hauses stattfinden muss.
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