Amberg
14.02.2022 - 17:59 Uhr

Im Notfall lieber 112 anrufen als den Feuermelder-Knopf drücken

"Scheibe einschlagen – Knopf tief drücken" steht auf dem roten Feuermelder-Kästchen an der Wand. Alles klar. Aber was passiert dann? Womöglich nicht genug. Deshalb rät die Amberg-Sulzbacher Feuerwehr, im Notfall immer die 112 anzurufen.

Über dem Feuermelder am Feuerwehrhaus in Freudenberg prangt schon der neue Hinweis, dass es nicht reicht, diesen zu betätigen: Zusätzlich muss der Notruf 112 angerufen werden, damit die Retter ohne Zeitverlust helfen können. Bild: Feuerwehr Freudenberg-Wutschdorf/exb
Über dem Feuermelder am Feuerwehrhaus in Freudenberg prangt schon der neue Hinweis, dass es nicht reicht, diesen zu betätigen: Zusätzlich muss der Notruf 112 angerufen werden, damit die Retter ohne Zeitverlust helfen können.

"Feuermelder" heißen die kleinen Kästchen mit der Glasscheibe und dem roten Knopf in der Mitte, die an allen Feuerwehrhäusern, den Rathäusern und auch an vielen anderen Gebäuden im Raum Amberg-Sulzbach an der Wand installiert sind. Sie waren "früher das Alarmmittel schlechthin", sagt Fredi Weiß, Kreisbrandrat im Landkreis Amberg-Sulzbach. Doch je mehr sich zuerst die Telefone und später die Handys verbreiteten, desto mehr verloren die kleinen Kästchen ihre Bedeutung.

Es gibt sie noch – aber heute sollte man sie nur noch nutzen, wenn man keine Möglichkeit hat, per Telefon den Notruf anzuwählen: Die Telefonnummer 112 ist im Notfall nämlich auf jeden Fall die beste Wahl, sagt Weiß. Besser als der rote Feuermelder-Knopf. Und wenn der unbedingt mal gedrückt werden muss, muss möglichst schnell zusätzlich auch der Notruf 112 gewählt werden: Entsprechende Hinweisschilder werden deshalb jetzt ergänzend an den Feuermeldern angebracht.

Ein aktueller Fall

Gerade erst Ende Januar zeigte sich, dass die 112 im Notfall besser ist als ein Feuermelder. Den hatte ein Landkreis-Bewohner wegen eines Brandes in einem Keller ausgelöst. Das Gerät gibt zwar Alarm, es löst dabei aber nur die örtliche Sirene aus. Damit wissen die Retter aber nicht, um welche Art von Notfall es geht und welche Einsatzmittel dafür gebraucht werden. Brennt es? Oder gab es einen Unfall? Ist jemand verletzt? Fragen wie diese kann die Integrierte Leitstelle (ILS) klären, wenn man im Notfall die 112 anruft. Wird nur der Feuermelder-Knopf gedrückt, rückt die Feuerwehr aus, ohne zu wissen, was passiert ist. Und das kann im Ernstfall problematisch sein, wenn sich erst vor Ort herausstellt, dass spezielles Rettungsgerät benötigt wird, das dann erst nachalarmiert werden muss: Kostbare Zeit geht dabei verloren. Wenn es nicht anders geht und man einen Feuermelder nutzen muss, sollte man auf jeden Fall dort bleiben, bis die Retter kommen, um ihnen weitere Informationen geben zu können.

Im Fall des Kellerbrandes ist die Sache übrigens gut ausgegangen: Der Eigentümer konnte eine Gasflasche, die in Brand geraten war, noch selbst ins Freie bringen, es wurde niemand verletzt. Florian Schlegel, bei der Kreisbrandinspektion Amberg-Sulzbach zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit, nimmt den aktuellen Vorfall zum Anlass für einen Appell: "Den Zeitvorteil, den man durch das schnelle Auslösen des Feuermelders zu haben scheint, wird man relativ schnell wieder verlieren, da zusätzliche Einsatzmittel in der Alarmierung fehlen." Also: lieber anrufen. Mobiltelefone sind laut Schlegel "mittlerweile so gut, dass sie sich in unterschiedliche Netze bei einem Notruf einbuchen, unabhängig vom abgeschlossenen Vertrag".

112 in ganz Europa

"Der Notruf 112 ist in Europa der einheitliche und direkte Draht zu schneller Hilfe", betont Schlegel. "Auch in sämtlichen Handynetzen führt sie zur zuständigen Notrufzentrale." Wer auf diesem Weg einen Notruf absetzt, verständigt damit über die ILS "auch andere notwendige Einheiten", wie Rettungsdienst oder Polizei.

Die Sirene hat "auch im Zeitalter moderner Alarmierungstechnik mit immer kleiner werdenden und individuell programmierbaren Funkmeldeempfängern" zur Alarmierung der Feuerwehren immer noch einen hohen Stellenwert", merkt Schlegel zu diesem Thema grundsätzlich an. Er erklärt: "Während es in größeren Städten undenkbar wäre, die Feuerwehr bei oft mehreren Einsätzen pro Woche über Sirene zu alarmieren, ist dies besonders für kleinere Feuerwehren auf dem Land mit oft wenigen Einsätzen im Jahr meist die einzige Möglichkeit, überhaupt alarmiert werden zu können. Sie verfügen in der Regel über keine oder nur wenige Meldeempfänger." Aber auch größere Wehren, die aufgrund der Einsatzhäufigkeit im Normalfall nur "still", also ohne Sirene, über Meldeempfänger alarmiert werden, hielten zusätzlich an der Möglichkeit der Sirenen-Alarmierung fest, "um im Bedarfsfall bei größeren Schadenslagen möglichst viele Einsatzkräfte erreichen zu können".

Aschach bei Freudenberg30.01.2022
Im Blickpunkt:

Sirenen-Signal

  • In der "Verordnung über öffentliche Schallzeichen" ist festgelegt, welche Schallzeichen (Sirenen-Signale) für bestimmte Situationen zu benutzen sind.
  • Das Schallzeichen für Feueralarm ist in Paragraph 1 geregelt
  • Die Vorschrift gilt dem "Alarm bei Feuer oder anderen Notständen"
  • Darin heißt es: "Den Gemeinden, den von ihnen beauftragten Stellen und den Feuerwehren ist es vorbehalten, mit Sirenen" ein "öffentliches Schallzeichen zu geben, um den Alarm bei Feuer und anderen Notständen als Katastrophen auszulösen".
  • Das Signal ist ein "dreimal einen in der Höhe gleichbleibende Ton (Dauerton) von je zwölf Sekunden, mit je zwölf Sekunden Pause zwischen den Tönen".
 
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