Was so exotisch anmutet, entstammt nicht nur der Epoche des Barock, sondern obendrein den Federn der beiden wohl Größten ihrer Zeit – Georg Philipp Telemann und Johann Sebastian Bach. Beim Konzert mit Ausnahmegeigerin Isabelle Faust, Trompeterin Ute Hartwich und der Akademie für Alte Musik Berlin (Akamus) am Sonntag, 13. Oktober, um 19.30 Uhr im Stadttheater Amberg dreht sich alles um diese besondere Musiker-Freundschaft, in der keineswegs Bach der Tonangebende war: „Telemann war zu seiner Zeit sicher der erfolgreichere Musiker“, rückt Akamus-Konzertmeister und Dirigent Bernhard Forck landläufige Mutmaßungen zurecht. Der Freundschaft und gegenseitigen Wertschätzung tat dies keinen Abbruch.
Instrumental betrachtet ist der Dreh- und Angelpunkt des Abends die Violine, virtuos gespielt von der frisch gekürten Opus-Klassik-Preisträgerin (Instrumentalistin des Jahres 2024) Isabelle Faust. Neben allerlei wohlklingenden Telemann-Facetten wird sie es auch mit seinem Konzert „Die Relinge“ aufnehmen, in dem es zu buchstäblichem Gequake kommt: „Naturereignisse in Musik zu setzen hat die Komponisten nicht nur im Barock gereizt. Das berühmteste Beispiel sind sicher die ‚Vier Jahreszeiten‘ von Vivaldi. Aber auch Telemann, der offensichtlich viel Humor besaß, hat in seinen unzähligen Werken immer wieder Naturereignisse wie zum Beispiel Ebbe und Flut oder auch Tierstimmen darzustellen versucht“, weiß Forck. Der Gesang der Frösche sei allerdings kein lieblicher, sondern ein sehr nerviges lautes Quaken und Rumoren, das einen durchaus den Schlaf rauben könne: „Das kann die Violine sehr realistisch nachahmen.“
Besetzung: Ungewöhnlich
Die Geige kann es darüber hinaus auch mit der vergleichsweise deutlich kräftigeren Trompete aufnehmen, wie etwa im Konzert für Trompete und Violine. Eine sicherlich ungewöhnlich anmutende Besetzung, die aber für den gerne querbeet von Mandoline über Harfe bis Fagott kombinierenden Telemann „schon fast normal sei“, so Forck.
Die Trompeterin Ute Hartwich hingegen verbucht dieses Werk durchaus unter „sehr ungewöhnliche Besetzung“: „Es gibt viele Barockwerke mit Trompete als Solo-Instrument, begleitet von Streichern, aber dieses Werk mit Violine concertato und Trompete, dazu noch das Violoncello obligato, das ist etwas Seltenes“, schreibt die Solistin auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien.
Keine Frauen "am Blech"
Lange Zeit waren übrigens auch Trompeterinnen rar: „Frauen waren einfach am Blech nicht zugelassen.“ Sie selbst bekam bei der Instrumentenvorstellung des Posaunenchors ihrer Kirchengemeinde in Bochum noch zu hören, dass die Trompete nichts für Mädchen sei: „Aber ich ließ nicht locker und wollte unbedingt dieses Instrument ausprobieren. Der Posaunenchorleiter war überrascht, dass ich sofort schöne Töne herausbekam.“ Warum Horn oder Posaune bei ihr keine Chance hatten, weiß Ute Hartwich auch noch genau: „Die Trompeten spielen meist die Melodien. Das hat mir gefallen.“
Von ihrer Solo-Partnerin beim Amberger Konzert schwärmt sie in den höchsten Tönen: „Für mich gehört Isabelle Faust zur Weltspitze der Klassik. Aber nicht nur ihre technische Perfektion gepaart mit Musikalität macht sie für mich so herausragend, Isabelle ist einfach eine tolle Frau, absolut auf dem Boden geblieben, menschlich warm und herzlich, fordert von sich selbst nur das Beste – und natürlich versuche auch ich daher, mein Bestes beizutragen. Sie ist die beste Wahl!“ Auch beim Bach'schen Konzert für zwei Violinen d-Moll mit Bernhard Forck als Solo-Partner, das Isabelle Faust gegenüber dem BR einmal als „wirkliches Herzensstück“ bezeichnet hat.
Zu Solistinnen, Orchester und Konzert
- Isabelle Faust, Violinistin, 52, geboren in Esslingen am Neckar, gewann u.a. 1987 den 1. Internationalen Violin-Wettbewerb Leopold Mozart in Ausgsburg, 1993 den Premio Paganini in Genua, 1994 den Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen, gastierte mit den bedeutendsten Orchestern der Welt und arbeitete mit der Crème de la Crème der Dirigenten, kammermusikalisch u.a. im Duo mit Alexander Melnikov oder im Trio mit Tabea Zimmermann und Jean-Guihen Queyras zu erleben, zahlreiche Einspielungen mit Preisen ausgezeichnet, frisch gekürte Opus Klassik-Instrumentalistin des Jahres 2024.
- Ute Hartwich, Trompeterin, 1969 geboren in Gelsenkirchen, u.a. Studium Barocktrompete bei Friedemann Immer, Erasmus-Stipendium für ein Jahr an der Sibelius Akatemia Helsinki/Finnland, externes Studium an der Schola Cantorum Basiliensis in Basel/Schweiz, seit 1999 Lehrauftrag für Barocktrompete an der Hochschule für Musik und Theater "Felix Mendelssohn-Bartholdy" in Leipzig, seit 2009 Lehrauftrag für Barocktrompete an der Musikhochschule Nürnberg, Solotrompeterin der Akademie für Alte Musik Berlin.
- Akademie für Alte Musik Berlin, 1982 in Berlin gegründet, zählt zur Weltspitze der historisch informiert spielenden Kammerorchester
- Konzert mit der Akademie für Alte Musik Berlin, Isabelle Faust und Ute Hartwich am Sonntag, 13. Oktober um 19.30 Uhr im Stadttheater Amberg, Werke von Telemann und Bach, Werkeinführung mit Konzertmeister und Dirigent Bernhard Forck um 18.45 Uhr, Tickets bei der Tourist-Information Amberg unter Tel. 09621/101233 oder online unter webshop.amberg.de
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