Gerade einmal fünf Prozent des Niederschlags verdunsten. Nur weitere fünf Prozent versickern. Der Grundwasserspiegel sinkt. 80 Prozent der Abwässer sind verschmutzt. Große Mengen an Trinkwasser müssen importiert werden. Diese Fakten gelten heute für die industrialisierten Großstädte und zeigen große Probleme im Wasserkreislauf auf. Deshalb forschte die Ostbayerische Technische Hochschule Amberg-Weiden eigenen Angaben zufolge mit der Hochschule für Technik Stuttgart im Projekt Pro.La Fellbach eineinhalb Jahre lang an Maßnahmen für die wassersensible Stadt der Zukunft. Eine Arbeit, die sogar Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier aufmerksam werden ließ.
Landwirtschafts- und Gewerbeflächen machen laut OTH-Angaben zusammen mehr als die Hälfte der Fläche Deutschlands aus. Sie tragen kaum zum Klimaschutz bei, sind aber durch Starkregen, Bodenerosion und Hitze-Hotspots extrem vom Klimawandel betroffen. „Der Wasserkreislauf muss hier dringend optimiert werden“, sagt Professorin Sonja Bauer, Projektleiterin von Pro.La Fellbach, die an der OTH am Amberger Standort beschäftigt ist. Bauer wird in einer Pressemitteilung auch mit diesen Worten zitiert: "Deshalb haben wir die Gewerbe- und Landwirtschaftsflächen in Fellbach daraufhin untersucht, wie sie voneinander profitieren und klimaresilienter werden können."
Ähnlich groß wie Amberg
Fellbach (46.205 Einwohner im Rems-Murr-Kreis in Baden-Württemberg) ist ähnlich so groß wie Amberg, verfügt über ein Gewerbegebiet mit angrenzender Landwirtschaft und ist Teil der Internationalen Bauausstellung 2027 in der Stadtregion Stuttgart. Das mache die Stadt zu einem idealen Forschungsgebiet für dieses Projekt. Sonja Bauer: "Bislang gibt es noch keine Synergien zwischen Gewerbegebieten und den landwirtschaftlichen Flächen. Die wollen wir finden." Das Potenzial sei vorhanden: In Gewerbeflächen falle viel Abwasser und Regenwasser an, das die Landwirtschaft wiederum für den Anbau benötige.
An dem Projekt beteiligt ist auch der OTH-Mitarbeiter Tanbir Sazid. Er erklärt die Vorgehensweise: "Wir haben zunächst die Abwassermenge in der Region ermittelt und spezifische Werte über die ansässigen Betriebe abgefragt." Die ersten Ergebnisse sollen dabei helfen, eine Antwort auf die Frage zu finden, in welchen Bereichen ein Transfer von Regenwasser sinnvoll wäre.
Steinmeier beeindruckt
Diese Forschungsarbeit hat auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier beeindruckt. Während der Woche der Umwelt präsentierten die OTH Amberg-Weiden und die HFT Stuttgart vor den Sommerferien das Projekt im Schloss Bellevue. Sonja Bauer blickt zurück: "Ich freue mich sehr, dass unsere Arbeit so viel Aufmerksamkeit bekommt. Das zeigt, wie wichtig es gerade angesichts des fortschreitenden Klimawandels ist, Ideen für einen verbesserten Wasserkreislauf in Gewerbe und Landwirtschaft zu finden."
Im September 2024 endet das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderte Projekt. Die Forschungsarbeit dient dann als Grundlage für weitere Analysen, die am Ende zu konkreten Lösungen und Anwendungen führen können, heißt es dazu von der Ostbayerischen Technischen Hochschule.
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