Melanie Misral ist Mama eines fünfjährigen Sohnes, der den Kindergarten "Die Schatzinsel" an der Königsberger Straße besucht. Sie ist aus allen Wolken gefallen, als sie den Brief gelesen hat, den ihr das Kindergartenpersonal in die Hand gedrückt hat. "Kürzung der Öffnungszeiten, Personalinformation" ist das Schreiben vom 21. April betitelt. Der Träger der Einrichtung, die Pfarrei Heilige Familie, teilt darin mit, dass die Öffnungszeiten um 2 Stunden und 15 Minuten gekürzt werden. Täglich sei nur noch eine Betreuungszeit von 5 Stunden (zwischen 7.15 und 13.15 Uhr) buchbar - und zwar schon ab Montag, 15. Mai.
Auf die Schnelle unmöglich
Berufstätige Eltern, die sich auf die ursprüngliche Buchung für dieses Kindergartenjahr verlassen hatten, stellt das vor erhebliche Probleme. "Wie soll ich das machen?", fragt Melanie Misral. Sie arbeitet und muss nun dafür sorgen, dass ihr Vorschulkind nicht plötzlich um 13.15 Uhr auf der Straße steht, weil der Kindergarten schließt. Die Arbeitszeit zu verkürzen bedeutet zum einen den Verlust von Einkommen, zum anderen setzt ein solches Vorhaben das Entgegenkommen von Chef und Kollegen voraus. "Selbst wenn der Arbeitgeber mitzieht, kriegt man das auf die Schnelle nicht geregelt", sagt sie.
In dem Brief an die Eltern danken die Unterzeichner ausdrücklich den Mitarbeitern des Kindergartens. "Wir sind froh, ein so verlässliches Team in unserer Einrichtung zu haben", heißt es. Im nächsten Sitz wird darum gebeten, "gegenüber den Mitarbeitern keine Vorwürfe bezüglich der reduzierten Öffnungszeiten zu äußern". Melanie Misral sagt, sie habe nicht vor, jemanden zu beschuldigen. Allerdings seien Gespräche nötig: "Das kann man doch nicht einfach mit einem Brief abhandeln. Da gehört ein Elternabend her." Zur Stundenkürzung kommt hinzu, dass es im Kindergarten ab 15. Mai auch kein warmes Mittagessen mehr für die Kleinen gibt.
Träger bedauert Entscheidung
In dem Schreiben heißt es, dass "längerfristige Personalausfälle" zur Kürzung des Betreuungsangebotes geführt hätten. Pfarrer Ludwig Gradl ist Vorsitzender der Kirchenverwaltung und damit Chef des Trägers. Auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien konkretisierte er, dass die Leiterin der Einrichtung und auch deren Stellvertreterin bereits seit einem längeren Zeitraum ausgefallen sind und den Dienst bis auf weiteres auch nicht wieder aufnehmen könnten. "Ich bedauere die Entwicklung. Ich kann mit den Eltern mitfühlen", sagt der Geistliche.
Dem Träger sei aber letztendlich keine andere Wahl geblieben. Hätte er diese Maßnahme nicht ergriffen, würden Zuschüsse gestrichen. Dies wiederum würde den kompletten Betrieb und auch die Zukunft des Kindergartens gefährden. Pfarrer Gradl hofft, dass die Personalsorgen ab September vorbei sind. Im nächsten Kindergartenjahr soll wieder das alte Angebot mit den bisherigen Öffnungszeiten (7 bis 15.15 Uhr, plus Mittagsbetreuung) gelten.
Personal fehlt überall
Personal für die Kinderbetreuung ist rar. Das bestätigt die Pressesprecherin der Stadt Amberg, Susanne Schwab. "Der Fall des Kindergartens in der Pfarrei Heilige Familie ist im Jugendamt bekannt", erklärt sie. Die Stadt könne den betroffenen Eltern kurzfristig aber auch nicht helfen. "Die Nachfrage nach Betreuungsplätzen ist in der Stadt ohnehin schon höher als das Angebot." Dabei gehe es weniger um Räumlichkeiten, als vielmehr um Personal. Die Einrichtungen bekommen derzeit einfach keine Leute.
Dem Brief an die Eltern im Bergsteig-Viertel ist eine Buchungsvereinbarung für die 5 noch täglich angebotenen Stunden beigefügt. Der Zettel soll bis Mittwoch, 3. Mai, wieder abgegeben werden. Melanie Misral will das Formular nicht ausfüllen. "Ich habe doch für dieses Kindergartenjahr einen Betreuungsvertrag abgeschlossen", sagt sie. Auf so einen Vertrag müsse man sich verlassen können, gerade wenn die Eltern berufstätig sind.
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