Amberg
11.04.2021 - 14:13 Uhr

Ist die Photovoltaik der Retter beim Klimawandel?

Photovoltaik soll einer der Retter unserer Zukunft sein. Sie nimmt inzwischen einen großen Raum bei den Erneuerbaren Energien ein. Doch kann sie wirklich die Erwartungen in sie erfüllen?

Freiflächen-Photovoltaikanlagen wie die im Hohenburger Solarpark können entscheidend zur dezentralen Energiewende beitragen. Alleiniger Retter werden sie aber nicht sein. Archivbild: bö
Freiflächen-Photovoltaikanlagen wie die im Hohenburger Solarpark können entscheidend zur dezentralen Energiewende beitragen. Alleiniger Retter werden sie aber nicht sein.

"Photovoltaik wird in unserer nachhaltigen Energiezukunft eine zentrale Rolle spielen", konstatiert das Fraunhofer-Institut Freiburg. Doch um das im Klimaabkommen für 2030 festgelegte Zwischenziel von 65 Prozent Anteil der Erneuerbaren Energien am Brutto-Stromverbrauch zu erreichen, müssten jährlich PV-Anlagen mit insgesamt 5 Gigawatt Leistung zugebaut werden. Tatsächlich schaffte Deutschland im Schnitt der letzten zehn Jahre nicht einmal das selbst gesteckte Ziel von 2,5 Gigawatt. Mit Ausnahme des Jahres 2020, da waren es über 4 Gigawatt.

Der Bau von Photovoltaik-Flächen boomt, ob auf Dächern oder auf freien, bisher landwirtschaftlich genutzten Flächen. Derzeit müssen sich viele Kommunen, auch in der Region, mit Anträgen auf die Errichtung von PV-Anlagen auf Freiflächen beschäftigen. Die Stadt Amberg, Kümmersbruck, Poppenricht, Etsdorf, Ursensollen sind nur einige Beispiele. Laut Beschluss des Amberger Stadtrats sind PV-Anlagen auf allen Neubauten zu installieren. Die Dächer der Altstadt sollen aber frei von Photovoltaik bleiben.

PV-Anlagen überall montieren

"PV-Anlagen kann man theoretisch überall montieren, wo die Sonne direkt oder indirekt hin scheint", sagt Corinna Loewert. Die Amberger Klimaschutzmanagerin kann sich sogar kleine Balkon-Anlagen mit bis zu 600 Watt Leistung vorstellen, an Balkongeländern oder Terrassen aufgehängt, mit denen sich Sonnenstrom direkt ins eigene Netz einspeisen lässt. Wie jede andere PV-Anlage sind auch sie natürlich beim Netzbetreiber anzumelden. Diese Anlagen rentieren sich allerdings nur, wenn man den Strom auch dann verbrauchen kann, wenn er gerade durch die Sonne produziert wird, erklärt Loewert. Bei Balkonanlagen solle von einer Einspeisevergütung abgesehen werden.

PV-Module auf dem Dach

Am gängigsten sind natürlich die PV-Module auf dem Dach. Wie die Wirtschaftlichkeit einer PV-Anlage auf dem eigenen Dach aussieht, können sich alle Amberger im sogenannten Solarpotentialkataster auf www.solare-stadt.de/amberg-sulzbach ausrechnen lassen, lautet Loewerts Tipp. Allerdings sind die Zeiten satter Rendite durch Einspeisung selbst erzeugten Stroms in das öffentliche Netz vorbei. Erhielten Anfang der 2000er Jahre die Besitzer von PV-Anlagen noch fast 60 Cent/kWh, sind es derzeit nicht einmal mehr 8 Cent, die die Netzbetreiber bezahlen.

Trotzdem sind wegen der stark gesunkenen Preise für PV-Module immer noch Renditen möglich, weiß die Klimaschutzmanagerin. Aber nur, wenn man einen Großteil des erzeugten Stroms selbst verbraucht und daher nicht teuer vom Stromanbieter beziehen muss. "Über den Daumen gepeilt liegen die Stromentstehungskosten je nach Ausrichtung der Dachfläche bei 11 bis 14 Cent pro Kilowattstunde", rechnet Loewert vor. Strom aus der Steckdose kostet dagegen rund das Doppelte. "Damit amortisieren sich die Anschaffungskosten der PV-Anlage je nach Größe und Eigenverbrauch nach rund 10 Jahren!"

Nicht der alleinige Retter

"PV-Anlagen allein können aber die Welt auch nicht retten", sagt Corinna Loewert. "Wir müssen natürlich eine gesamtheitliche Betrachtung im Klimaschutz machen", fordert sie. "Theoretisch könnte ja die Stadt Amberg bilanziell ihren Strombedarf fast vollständig decken, wenn alle Dächer voll mit PV-Anlagen, abgesehen der denkmal- oder ensemblegeschützten Bereiche, wären. Praktisch funktioniert das aber nur, wenn wir auch die Speicherkapazitäten haben", erklärt sie. Nur so ließe sich der Strom verfügbar machen, wenn er gerade gebraucht wird, auch wenn die Sonne nicht scheint. Derzeit sind Batteriespeicher aber noch teuer. Loewert rechnet das an einem Beispiel vor: "Bei einer PV-Anlage von 5 Kilowatt-Peak empfiehlt sich ein Batteriespeicher von vier bis fünf Kilowattstunden. Dieser kostet rund 6000 Euro. Allerdings erreicht man mit ihm einen Eigenverbrauchsanteil von über 60 Prozent, statt 30 bis 40 Prozent ohne Batteriespeicher.

Zudem fördert der Freistaat in seinem 10 000-Häuser-Programm Batteriespeicher in Kombi mit PV-Anlagen". Langfristig könnte sich also der Batteriespeicher rechnen. Große Batteriespeicher, die nicht nur den Strom für einen Haushalt, sondern für ein ganzes Stadtviertel speichern können, würden in der Umweltbilanz sogar noch besser abschneiden. Ambergs Klimaschutzmanagerin ist überzeugt, dass für eine erfolgreiche dezentrale Energiewende Speicher unabdingbar sind, egal in welcher Form sie letztendlich gebaut werden.

Amberg21.03.2021
 
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