Der Klimareport 2021 für Bayern zeigt es: Nicht nur die Durchschnittstemperatur wird im Freistaat um bis zu 4,8 Grad steigen, es können auch bis 36 weitere Hitzetage – Tage mit mindestens 30 Grad – hinzukommen, prophezeit der Report. Aber mit welchen Maßnahmen soll man gegensteuern? Ambergs Klimaschutzmanagerin Corinna Loewert zeigt Möglichkeiten in den Bereichen Wärme und Verkehr auf.
„Es muss im Klimaschutz in allen Sektoren etwas getan werden“, betont Loewert. Die Klimamanagerin räumt aber in einem weiteren Teil unserer Serie über Energie und Klimaschutz auch ein, dass dies in vielen Bereichen gar nicht so einfach ist. „Beim Strom ist die Geschichte sonnenklar! Wind, Sonne und noch ein wenig Speichermöglichkeiten, dazu die Grundlast abdeckende Techniken wie Biomasse – fertig“, sieht Loewert die Chancen hier positiv. Aber wie gehen klimafreundliche Alternativen im Verkehr und bei den Heizungen?
Hauptenergieträger Erdgas und Heizöl
Hauptenergieträger bei der Wärmeerzeugung sind Erdgas und Heizöl. Der Ersatz von Erdgas durch Wasserstoff sei schwierig, sagt Loewert. Die technische Lösung heißt „Power to Gas“. In diesen Anlagen wird Strom durch Elektrolyse in Wasserstoff umgewandelt und dann gespeichert. „Dabei werden nur rund 30 Prozent des eiungesetzten Stroms tatsächlich in Wasserstoff verwandelt“, gibt Loewert zu bedenken. Als beste Alternative biete sich daher Biomethan an, in einer Biogasanlage produziert, die Wärme dann mittels eines Fernwärmenetzes zum Verbraucher transportiert. Doch auch Biogas ist umstritten, gibt die Klimaschutzmanagerin zu bedenken. Umweltverbände kritisieren nämlich, dass immer mehr Bauern ihre Biogasanlage nicht nur mit ihren Bioabfällen aus der Landwirtschaft befüllen, sondern intensiv Mais hierfür anbauen. Damit gehe, so die Kritik, wertvolle Ackerfläche verloren, die den Bauern für den Anbau anderer Lebensmittel fehlen würden. Dies sei weltweit ein Problem.
Blockheizkraftwerke auf Biomasse-Basis
Beim Heizöl ist aus Sicht von Loewert die Situation noch komplizierter. „Power to liquid“ heißt das Verfahren, bei dem mittels Strom flüssige Brennstoffe hergestellt werden. „Das Verfahren ist aber wegen der geringen Wirkungsgrade mit hohen Verlusten verbunden“, sieht Loewert diese Option kritisch. Eine bessere Lösung wären da Blockheizkraftwerke zur Wärmegewinnung auf Biomasse-Basis, z. B. mit Holzpellets, oder gleich Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK) mit auch gleichzeitiger Stromgewinnung. Noch besser wäre es, mit Strom in Form von Wärmepumpen zu heizen. „Das ist leider nicht überall möglich, aber die effektivste Form der Wärmegewinnung im Einfamilienhaus“, erklärt sie. Der Bund fördert die Umrüstung der alten fossilen Heizung auf erneuerbare Energien mit bis zu 55 Prozent Zuschuss.
Das Thema E-Mobilität
Im Verkehr gilt heute die E-Mobilität als Heilsbringer gegen den menschengemachten Klimawandel. E-Autos haben sich längst aus der Öko-Nische hinaus entwickelt. Um 200 Prozent legte der Absatz reiner Batterieautos im vergangenen Jahr zu, belegen die Zahlen des Kraftfahrbundesamtes. Doch wie klimafreundlich sind die Stromer wirklich? Tatsächlich wird bei der Produktion eines E-Autos bis zu doppelt so viel Energie benötigt wie bei einem Verbrenner. Dies relativiert sich aber mit zunehmender Lebensdauer. „Ab 50 000 bis 80 000 Kilometer Laufleistung ist ein E-Auto umweltfreundlicher als ein Diesel oder Benziner der gleichen Klasse“, rechnet Loewert vor. Und zur Abfederung des höheren Kaufpreises schießt der Staat bis zu 9000 Euro Umweltprämie dazu. Die größte Sorge bei den Autofahrern ist aber immer noch die Reichweitenangst. Eine Million öffentlicher Zapfsäulen für Strom will daher die Bundesregierung mit Hilfe ihres „Masterplans Ladeinfrastruktur“ bis 2030 schaffen. Als beste Lösung gilt aus Sicht der Klimaschutzmanagerin immer noch ein verändertes Verhalten der Autofahrer: „Bewusst, wenig und sparsam fahren – am besten mit einem kleinen Auto mit E-Antrieb."
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