Der Strom kommt zwar aus der Steckdose, aber woher kommt er wirklich? Als Ökostrom von den Windanlagen Norddeutschlands? Als Normalstrom aus einem Kohle- oder Kernkraftwerk? Als Regionalstrom aus den erneuerbaren Energien eines regionalen Anbieters? Oder doch als Eigenstrom aus der eigenen PV-Anlage auf dem Dach? Corinna Loewert, die Klimaschutzmanagerin, informiert über Wichtiges zum Thema Strom.
Der Strommix in Deutschland, also der Anteil der Primärenergieträger an der Stromerzeugung, hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Rund 20 Prozent der Nettostromerzeugung kommen aber immer noch aus den Kohlekraftwerken. Gut 10 Prozent steuern die letzten sechs Kernkraftwerke in Deutschland bei. Drei davon werden Ende des Jahres abgeschaltet, die letzten drei dann Ende 2022. Dann ist die Ära Atomstrom in Deutschland endgültig Geschichte. Trotzdem kann weiterhin der Strom aus der Steckdose auch aus Kernkraftwerken stammen. Deutschland ist Teil des europäischen Strom-Binnenmarkts, könnte beispielsweise Atomstrom aus Frankreich oder Tschechien importieren. Fast die Hälfte des in Deutschland produzierten Stroms kommt inzwischen aus erneuerbaren Energien. Dabei macht die Windenergie mit gut 30 Prozent den größten Anteil aus. Aber nicht in Bayern, denn hier ist durch die 10H-Regel der Ausbau der Windenergie praktisch zum Erliegen gekommen. Die Solarenergie steuert über 10 Prozent am Gesamtstrom bei, Tendenz steigend.
Ökostrom nicht viel teurer
Die Stromanbieter bieten dem Verbraucher auch Ökostrom an. Dieser ist gar nicht einmal gravierend teurer als herkömmlicher Strom. Gerade einmal 10 bis 15 Euro mehr pro Jahr kostet Ökostrom (0 g CO2/kWh) im Vergleich zum deutschen Strommix (400 g CO2/kWh), rechnet Corinna Loewert vor. „Mit nur wenigen Cent pro Tag kann man also die Welt retten – zumindest ein bisschen“, sagt sie. Im Dschungel der Stromanbieter sollte man aber die Augen offenhalten, rät die Klimaschutzmanagerin. „Ökostrom ist nicht gleich Ökostrom. Oft handelt es sich um Schönrechnerei“, kritisiert sie. Denn meist kauft der Stromanbieter neben Strom aus erneuerbaren Energien noch günstigen Kohle- oder Atomstrom zu, schnürt daraus für seine Kunden ein Ökostrom-Paket. „Was als Ökostrom deklariert ist, ist daher zwar bilanziell Strom aus erneuerbaren Energien, kann aber tatsächlich auch Kohle- oder Atomstrom sein, wenn zum Beispiel nachts grüne Energie nicht zur Verfügung steht“. Das liegt daran, dass „Ökostrom“ kein geschützter Begriff ist. Hier helfen bei der Entscheidung Siegel weiter, meint Loewert und nennt als Beispiele das „Grüner-Strom-Label“ oder „ok-power“. Sie werden auch von der Verbraucherzentrale empfohlen.
Die kostengünstigste Variante ist für Loewert natürlich, den Strom selbst zu produzieren, mit einer PV-Anlage auf dem eigenen Dach, im Garten, an der Fassade oder als Carport. Angenommen, jeder Amberger Bürger würde eine PV-Anlage besitzen – wobei in der Altstadt aus Gründen des Ensemble-Schutzes PV-Anlagen verboten sind – hätten wir aber immer noch das Problem, dass die Sonne nicht immer scheint, gibt Loewert zu bedenken. Deswegen will auch die Bundesnetzagentur z. B. Strom aus Windenergie aus den Offshore-Anlagen vor der Nordseeküste nach Bayern transportieren. Dazu braucht es neue Stromtrassen, die wiederum umstritten sind. Gegen den Bau der Sued-Ost-Link, die Ostbayern durchschneidet, protestieren zahlreiche Kommunen auch in unserer Region.
Strom speichern die Lösung
Strom speichern könnte da eine Lösung sein, meint Loewert, in Form von Akkus oder anderen Trägermaterialien. „Diese Speicher stehen zwar zurecht in der Kritik, in der Gesamt(umwelt)bilanz schneiden sie aber trotzdem gut ab, zumal bereits umweltfreundlichere Batteriespeicher in der Pipeline der Forschungsunternehmen warten“, erklärt sie. Bleibt als bestes Mittel gegen den Klimawandel die Rückbesinnung auf die effektiven Tugenden. „Strom bewusst verbrauchen (wenn die Sonne scheint), effizient nutzen (alte Elektrogeräte ersetzen) oder ganz einfach sparen (Stand-by-Modus ausschalten)“, lauten die Tipps der Klimaschutzmanagerin.
















 
 
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