Es sollen sich elf Mitarbeiter der Deutschen Post am Zustellstützpunkt am Kaiser-Ludwig-Ring in Amberg mit dem Coronavirus infiziert haben. Der Leiter befinde sich im Krankenhaus, ein Mitglied des Betriebsrats sei bereits verstorben. Mit diesen Worten beginnt ein Schreiben, das die AZ-Redaktion vor einigen Tagen ohne Absender erhalten hat. Es erhebt schwere Vorwürfe, denen die Redaktion beim Postkonzern, dem zuständigen Gesundheitsamt und bei der Gewerkschaft Verdi nachgegangen ist.
"Laut Niederlassung wurden die AHA-Regeln eingehalten. Vielen Zustellern ist aber bekannt, dass sich die betroffenen Kollegen nicht an diese Regeln gehalten haben, auch wurden Mitarbeitergespräche ohne Maske durchgeführt. So ein Verhalten sollte nicht geduldet und die Betroffenen zur Rechenschaft gezogen werden! Doch die Niederlassung in Nürnberg versucht hier, die Vorkommnisse unter den Teppich zu kehren." Ein Vorwurf, den Postsprecher Erwin Nier so nicht stehen lassen will. "Leider ist es so, dass vor knapp zwei Wochen ein Ausbruch am Zustellstützpunkt war." Jedoch seien es nicht elf Kollegen gewesen, die sich infizierten, sondern insgesamt sieben. "Die Niederlassung hat in keinster Weise versucht, etwas unter den Teppich zu kehren."
Infektionsketten durchbrechen
Nier erklärt, dass am Sonntag, 21. Februar, ein Mitarbeiter ein positives Testergebnis erreichte. Er habe daraufhin die Zuständigen informiert. Am Montag seien 60 Beschäftigte vom Betriebsarzt präventiv getestet worden. Sechs Kollegen waren unmittelbar positiv, ein weiterer fiel bei der zweiten Testung zwei Tage später auf.
Auf Nachfrage konkretisiert die Gewerkschaft Verdi, wie es weiterging. "Die Gesamtlage wurde mit dem Gesundheitsamt besprochen sowie das weitere Vorgehen, etwa notwendige Quarantänen, Kontaktlisten und so weiter abgestimmt", sagt Landesbezirksfachbereichsleiter David Merck. So sollten etwaige Infektionsketten durchbrochen werden "sowie den Beschäftigten die frühstmögliche Behandlung" zukommen können. Einer der Infizierten, ein Verdi-Betriebsrat, "verstarb leider", bestätigt Merck.
Weder Postsprecher Nier noch Verdi-Gewerkschafter Merck können den Vorwurf bejahen, dass sich nicht an die geforderten AHA- und Hygienemaßnahmen im Stützpunkt gehalten wurde. Nier berichtet, dass im Büro "permanent OP-Masken getragen werden und Abstand zwischen den Mitarbeitern herrscht" – auch bei einem Mitarbeitergespräch. Man lüfte regelmäßig, die Pause sei in einem Drei-Schicht-Intervall entzerrt worden. "Nach unseren Erkenntnissen wurden die Hygienevorschriften eingehalten. In meiner Bewertung gehen die Maßnahmen deutlich über die gesetzlich geforderten Mindeststandards hinaus", urteilt Merck.
"Frühzeitig informiert"
In dem Schreiben wird zudem gefordert, dass "auch die Zusteller im Zustellstützpunkt Amberg einem Test zu unterziehen sind, da diese täglich auch immer wieder Kontakt zu ihren Kollegen im Büro hatten. Dies wurde aber von der Niederlassung bisher abgelehnt, da eine hohe Anzahl an positiven Tests und somit ein gravierender Ausfall der Zustellung befürchtet wird". Des Weiteren solle es eine Anweisung geben, die besagt, dass positiv getestete Mitarbeiter selbst keine Kontaktlisten an die Gesundheitsämter schicken dürften. "Das übernimmt die Niederlassung."
Nier ärgert die Aussage, denn "alle 60 Zusteller sind getestet worden. Negativ." Zwei Postboten hätten Kontakt zu infizierten Beschäftigten aus der Stellenleitung gehabt. Auch sie seien zweimal negativ getestet worden.
Dr. Roland Brey, Leiter des Gesundheitsamts Amberg-Sulzbach, erklärt, dass seine Behörde "über den Ausbruch frühzeitig durch die zuständige betriebsärztliche Stelle in Nürnberg informiert" worden sei. "Uns wurden die Ergebnisse von Schnelltests übermittelt, danach wurden vom betriebsärztlichen Dienst PCR-Tests veranlasst. Bei jedem gemeldeten positiven Test erfolgte bei uns eine Fall- und Kontaktpersonenermittlung, die zu Isolations- und Quarantäneanordnungen führte."
Britische Mutante
Brey sagt, dass es sich bei dem Ausbruch bei der Post um die britische Mutante gehandelt hat. "Leider kommt es aufgrund der Mutationsverbreitung derzeit immer wieder zu Ausbrüchen, auch in Betrieben, obwohl dort in der Regel gute Hygienekonzepte bestehen." Er führt das auf die enorme Ansteckungsfähigkeit der Virusvariante zurück. "Steigende Fallzahlen und Inzidenzwerte spiegeln das wider." Die meisten Infektionen verliefen nicht schwer, sagt Brey. "Bei Vorerkrankungen oder Risikofaktoren werden jedoch stationäre Behandlungen notwendig, auch Todesfälle treten leider auf, wie auch an unseren gemeldeten Zahlen sichtbar wird."
Er betont: "Wir haben es derzeit mit Infektionsfällen in vielen Einrichtungen, Betrieben und Haushalten zu tun, bei denen nicht nur einzelne Personen, sondern eine Vielzahl betroffen sein können." Umso wichtiger seien die dringend nötigen Impfungen, um die Pandemie einzudämmen.
Im Briefzentrum Schafhof der Post sind die Zustände auch nicht besser. Die Arbeiter erhalten nicht mal ffp2 Masken. Ein Skandal der Deutschen Post!
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