War das, was Medienkünstler Moritz Simon Geist mit seinen Soundrobotern im Amberger Stadttheater bot, ein futuristisches Klangkonzert? Oder eine blinkende Rauminstallation? Oder gar eine Science-Fiction-Vision? Vielleicht aber auch eine außerordentliche mathematisch-technische Ingenieursleistung? Sowohl für Kenner und Experten der Robotik-Szene als auch für neugierige und aufgeschlossene Kulturliebhaber bot dieser Abend unterschiedliche Aspekte von Kunst und Technik, Ästhetik und Vision, Optik und Akustik und vereinte sie zu einem futuristischen Ganzen.
Hören, staunen, sehen, aber nicht unbedingt verstehen – die drei mal drei Meter große Installation warf mit Tönen und Licht um sich. Sie war mit 24 Vibraphon-Robotern bestückt (ein Schlaginstrument, das klanglich und optisch einem Xylophon ähnelt), die auf unterschiedlich langen Stäben und rechteckigen Platten montiert sind. Mittels Computer und Keyboard steuerte der Erfinder und Erbauer seine Klangmaschinen. Dabei wippte und schwang der „Dirigent“ im Rhythmus mit, während Lämpchen bei jedem Ton aufblitzten. Bühnennebel waberte im Hintergrund.
Kabellabyrinth auf dem Boden
Im Kabellabyrinth auf dem Boden waren noch kleine Percussion-Roboter versteckt und knatterten und klopften im eigenwilligen Takt. Farbiges Licht setzte die Skulptur in Szene. Der offene Blick in den plüschigen Theaterraum sorgte für Kontrast. Der Klang entstand nicht wie gewöhnlich auf elektronischem Weg, sondern wurde live von den Maschinen erzeugt. Unterschiedliche Tonhöhen und Echoschwingung, Glockenklang und Bassgewummer, alles gebündelt und in Kompositionsmodulen weitergeträumt.
Geists Projekte reichen von robotischen Musik-Performances bis hin zu robotischen Klanginstallationen. Mit der Vibrations-Performance erlebte nun das interessierte Publikum sogar eine Deutschland-Premiere, so war zu erfahren. An seinem neuesten Roboter arbeitete Geist mit seinem Team drei Jahre lang. Wie dazumal Dr. Frankenstein hauchte er seinem jüngsten Kunstgeschöpf nun in Amberg Leben ein.
Alle Instrumente selbst gebaut
Mit kurzen und knappen Fragen stellte Kulturfachkraft Jonathan Danigel den in Dresden wohnenden und international gefragten Künstler vor. Moritz Simon Geist kommt aus einer musikalischen Familie. Er lernte Gitarre, Klavier und Klarinette und entschied sich für ein technisches Studienfach. Zugunsten seiner progressiven Kunst kehrte er seinem Ingenieursjob den Rücken. Er gilt als Pionier der Robotik-Musik. Was ihn antreibt, ist die Suche nach dem Neuen. Der Musiker, Robotik-Ingenieur und Medienkünstler Moritz Simon Geist baut alle seine Roboter-Instrumente selbst. Seine Tonapparate und Performances wurden in den vergangenen Jahren auf zahlreichen europäischen Festivals und Ausstellungen gezeigt. Er wurde mit dem Artist-In-Residence-Stipendium für den Freistaat Sachsen, dem Visual Music Award 2017 und einem Arbeitsstipendium der Initiative Musik 2017/18 ausgezeichnet.
Der Abend war eine spannende Begegnung mit künstlicher Intelligenz, mit Musik, Kunst und technischer Raffinesse, eine neue Erfahrung für technische Freaks wie für aufgeschlossene Laien.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.